KunsteckeReise in die Geschichte der Skulpturen in Luxemburg

Kunstecke / Reise in die Geschichte der Skulpturen in Luxemburg
In Robert Theisens Buch über Luxemburger Skulpturen werden Tradition, Diversität und Entfaltung des Kunstmediums Skulptur dokumentiert  Foto: Bertrand Ney

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In den letzten Wochen haben wir eine Architektur- und Skulpturen-Promenade auf Kirchberg gemacht, einen Skulpturen-Parcours ausgehend vom Garer Bildhauer-Symposium beleuchtet und die Straße der „störenden Wahrheiten“ im Tal der Alzette vorgestellt. Sie alle können in den kommenden Wochen weiterhin besucht werden.

Die Reise in die „Geschichte der Skulpturen in den luxemburgischen Landschaften“ in Form des Buches „Luxemburg Skulpturen“ (*) jedoch dokumentiert Tradition, Diversität und Entfaltung des Kunstmediums „Skulptur“ mit Stand 2021. Mit den oben genannten Initiativen, dem ersten „Salon de la sculpture“ im Mai in Differdingen und der anstehenden zweiten Auflage des Luxemburger Skulpturenpreises in der Galerie „Schlassgoart“ wird aktuell die Entwicklung der letzten 20 Jahre illustriert.

Die Skulptur oder das frei gestaltete Kunstobjekt im öffentlichen Raum bietet jedem Zeitgenossen die Möglichkeit auf Belieben Kunst zu erleben. Das Buch „Luxemburg Skulpturen“ mit dem Exkurs in die reichhaltige Geschichte der Skulpturen in luxemburgischen Landschaften „eröffnet“, so die damalige Ressortministerin Erna Hennicot-Schoepges, zudem „neue Einblicke in die Gestaltung der Räume und Landschaften, die uns umgeben“.

Es ist dies eine Bestandsaufnahme nationaler und internationaler „monumentaler“ Bildhauerkunst. Das Buch ist reich mit Fotos von Robert Theisen illustriert und führt uns mit Michel Schmitt durch die hierzulande ganz früh praktizierte „religiöse Skulptur“, derweil Marc Schoellen auf die barocke Gartenskulptur in Ansemburg und Echternach eingeht. Interessant, da dem Leser die Kunst der feinen Statuen in allen Einzelheiten, eine Darlegung der eingesetzten Ikonografie, welche unterschiedliche Techniken und verschiedenartiges Denken erfordert, gezeigt wird. 

Jean-Luc Koltz analysiert die Entwicklung der Luxemburger Skulptur zwischen 1839 und 1939, also dem ersten Jahrhundert der Unabhängigkeit des Landes, eine Erinnerung an namhafte Vertreter dieser Kunstgattung, u.a. Auguste Trémont, Schöpfer der Löwen vor dem Gemeindesitz der Stadt Luxemburg und generell als „Tierdarsteller“ bekannt.

Muriel De Groef geht auf die dekorative Plastik im Jugendstil ein, derweil Robert L. Philippart der Frage nachgeht, ob Denkmäler „zweckfrei“ sind oder nicht, ob das Denkmal nicht zum Politikum werden kann. Er untersucht die unterschiedlichen Denkmaltypen. Aktuelle Beispiele, etwa die Diskussion über die Kolonialzeit, zeigen wie politisch nachhaltig und umstritten Denkmäler sein können, dennoch gehören sie zum Geschichtsbewusstsein eines Landes.

Vasile Radu greift Skulpturen aus der Sammlung der Sparkasse auf und reiht diese in ihren Kontext ein, ein Beitrag der selbstredend einige Werke von noch lebenden Künstlern hervorhebt. Nach einer Promenade mit Anne Schmitt durch den Neuman-Park auf Limpertsberg und einigen Plastiken von Lucien Wercollier führt der Weg in Begleitung von Marc Hoffmann in den Heintz-Park, am Sitz der Dexia BIL an der Escher Straße gelegen, ein Park, den der Preisträger des ersten Skulpturen-Preises Bertrand Ney mit seinem Werk „Balance“ mitgeprägt hat. Ina Helweg-Nottrot untersucht die Skulptur im öffentlichen Raum, dies anhand von bekannten Werken auf Kirchberg und in anderen Landesteilen, wobei ihr Fokus darauf ausgerichtet ist, die „Kunst in das Urbanismuskonzept“ einzubinden.

Wercollier, Ney, Serra & viele andere

Josée Kirps geht auf Altmeister Lucien Wercollier ein, Lucien Kayser auf das Werk von Bertrand Ney und die Eisenplastiken von Jeannot Bewing, während Fernand Pesch die Mega-Skulptur von Richard Serra im Kreisverkehr Richtung Findel im Detail erläutert, ein Beitrag der mit einem Interview von Enrico Lunghi mit Serra ergänzt wird.

Jean Dubuffets Figuren auf dem Kirchberg werden von Sophie Webel, Frank Stellas‘ „Sarreguemines“ von Dr. Bärbel Kopplin und zwei weitere Skulpturen von Markus Lüpertz und A.R. Penck von Ute Bopp-Schumacher präsentiert.

Wir haben in unserem Beitrag über Kirchberg von diesen Werken gesprochen. Außerdem richtet Paul di Felice sein Augenmerk auf die „Variationen“ von Ulrich Rückriem, Lucien Kayser präsentiert den Stuhl von Magddalena Jetelovâ, Marco Schank die Skulpturen-Wege im Park Obersauer, Anne Schmitt schlendert durch den Park von Schloss Colpach und Claude Frisoni erinnert an den Victor-Hugo-Kopf in Vianden.

Der Skulpturgarten in Wiltz, das Bettemburger Schloss mit seiner Kunst am Bau, der Park beim Thermalbad Mondorf, ein Symposium 1995 mit Werken von 21 Künstlern an vier Standorten und eine Selbstdarstellung der Galerie „Schlassgoart“, „ein Wagnis in einem ungewöhnlichen Umfeld“, das sich in der Zwischenzeit bekanntlich verändert hat, runden die Reise ab. Der Kreis schließt sich.

Die Galerie „Schlassgoart“ stellt ihre Räumlichkeiten erneut für den Luxemburger Skulpturenpreis zur Verfügung. Ein Aufruf zur Teilnahme ist erfolgt, es gibt bereits eine Jury, kurzum der Skulptur in Luxemburg soll auch weiterhin höchste Aufmerksamkeit gelten.

Hat das Buch den Stellenwert der Skulptur Anfang des 21. Jahrhunderts mit Stand vor 20 Jahren aufgearbeitet, so wäre es angesichts der aktuellen Entwicklung des heimischen Kunstschaffens und des Zuwachses in der Bildhauer-Familie sowie der Bilanz nach zwei Preis-Auflagen an der Zeit, erneut in Bild und Wort Bilanz zu ziehen. Man darf gespannt auf die neue Auflage des Skulpturen-Preises sein.

(*) „Luxembourg Sculptures. Skulpturen – Sculptures“, Photos: Robert Theisen, Editions Ilôts Robert Theisen, 69, rue de la Forêt, L-7320 Steinsel.