Nur verstaubt oder doch verjährt?

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Sie wechseln ihre Mitglieder schneller als ihre Unterhosen und doch klingen sie immer noch wie vor 27 Jahren. In all dieser Zeit hat sich nicht wirklich was verändert. Primal Scream sind nach wie vor Primal Scream: Unverwechselbar, impulsstark und selbst nach ihrem unglaublichen Erfolg seit der Veröffentlichung ihrer Platte „Screamadelica“ aus dem Jahr 1991 immer...

Da ändert wohl auch die Tatsache nichts daran, dass sich die Band binnen weniger Jahre mehr als 14 Mal neu formierte. Es reicht wohl ein Genie aus, um den Geist von Primal Scream für alle Ewigkeit aufrechtzuerhalten: Bobby Gillespie, Gründungsmitglied von Primal Scream und ehemaliger Schlagzeuger der schottischen Kultband The Jesus and Mary Chain. Willkommen im britischen Underground! Willkommen in den 80er Jahren! Und genau diese Zeitepoche sollten die am vergangenen Montagabend angereisten 300 Musikliebhaber für eineinhalb Stunden nicht mehr verlassen.

Zu diesem Zeitpunkt weilte ein gewisser Jim Morrison bereits seit nahezu 40 Jahren nicht mehr unter uns. Doch hörte man den psychedelischen Klängen Primal Screams aufmerksam zu, lag der absurde Gedanke, in diesem besonderen Augenblick der Reinkarnation von The Doors beizuwohnen, erschreckend nah. Mit präziser Kontrolle über die leisen Laute und mit einer schlichtweg unglaublichen Sensibilität für gewagte Abstecher in den Bereich des Jazz verführte die Band ihre Instrumente zu bravourösen Klängen. Angesichts Primal Screams unverfrorener Kompromisslosigkeit, leicht verständliche Elemente des Rock mit synthetischen Klängen zu verbinden, würden aufstrebende Emporkömmlinge wie beispielsweise Mando Diao, Franz Ferdinand oder etwa Bloc Party (hätte das feine Label Dim Mak Records zuvor nicht ihre EP „Banquet“ auf den Markt geworfen) vermutlich vor Neid erblassen und sich die unbequeme Frage stellen müssen, welches signifikante Kapitel Musikgeschichte sie wohl verpasst haben. Davon zeugen Primal Screams Glanzstücke wie die Singleauskopplung „Can’t go back“ ihrer im Jahr 2008 erschienenen Platte „Beautiful Future“, auf der sich renommierte Musiker wie etwa der unverwüstliche Frontmann der Queens of the Stone Age oder aber die begnadete Singer-Songwriterin Linda Thompson die Ehre geben. Primal Scream sind Kult. Ohne sie gäbe es mit größter Wahrscheinlichkeit – so die Kritiker – kein Massive Attack, kein Blur, kein Radiohead und kein musikalisches Genre, das wir heute für eine ganze Nation charakteristisch als Britpop bezeichnen würden.

An allem nagt der Zahn der Zeit

Doch selbst an Größen wie Primal Scream nagt der Zahn der Zeit: Der Glanz zerfällt, der Glamour bröckelt und selbst Gillespies unverkennbare Stimme scheint sich allmählich in Luft aufzulösen. An Popularität und Bedeutung haben sie in den vergangenen Jahren sichtlich eingebüßt. Eine unleugbare Tatsache, denn Primal Scream stehen längst nicht mehr im Rampenlicht der großen europäischen Musikfestivals und selbst das sonst so reichlich besuchte Atelier war seit Monaten nicht mehr so menschenleer wie am Tag des Auftritts von Primal Scream.

Ob es wohl am Sommerloch gelegen haben mag? Wohl kaum, denn nur wenige Meter vom Atelier entfernt hämmerte kein Geringerer als Fracture himself im Rahmen eines der zahlreichen „Showcases“ in die Tasten seines Laptops, traditionsgemäß in einem gut gefüllten Kulturzentrum namens „Exit07“ von Sébastien Laas an der elektrischen Gitarre begleitet.

Den Atelier
Shows im August
• Calexico (Folk)
Am 20. August um 20 Uhr
• Dinosaur Jr (Rock)
Am 25. August um 20 Uhr

www.atelier.lu