/ Nicht nur das Markenzeichen für Fassbinder-Filme
Realisiert haben sich die Hoffnungen der Schauspielerin, die am 25. Dezember 65 Jahre alt wird, nicht ganz. Aber sie selbst hat ein spätes Comeback auf der Leinwand in Filmen der jungen Regisseure Hans Steinbichler und Fatih Akin gefeiert, dazu ist sie mit etlichen neuen Preisen geehrt worden. Für ihre Leistung in „Auf der anderen Seite“ wurde sie als beste Nebendarstellerin für den Deutschen Filmpreis 2008 nominiert.
Doch natürlich wird die 1943 im oberschlesischen Kattowitz geborene, in München aufgewachsene Schygulla immer das bekannteste Gesicht, die weibliche Ikone der wichtigsten Schöpfungen des früh verstorbenen deutschen Filmmachers Rainer Werner Fassbinder bleiben.
Sie war erst 23 und Schauspielschülerin, als sie in München den wilden Junggenius kennen lernte: „Er bleibt unbestritten der wichtigste Mensch, der mir je begegnet ist, also wirklich schicksalhaft. Ohne ihn wär‘ ich ganz woanders gelandet, bestimmt.“ Nicht alle halten und hielten Schygulla für eine wirklich bedeutende Schauspielerin. Aber Fassbinder fand in ihrem immer etwas puppenhaften Wesen und ihrer naiv-unverletzbar wirkenden Aura genau die Art Frau, die er für seine Geschichten brauchte. Sie wurde geradezu das Markenzeichen für Fassbinder-Filme. Sie selbst wollte sich allerdings weder als „Charakterdarstellerin“ noch als „Traumfrau“ sehen, und schon gar nicht von begeisterten Amerikanern als „deutsche Marilyn Monroe“ oder das „erotischste Ding seit Marlene Dietrich“ klassifiziert wissen. Auch deshalb ließ sie sich von Hollywood-Angeboten nie locken.
Neue deutsche Kinokarriere
Nach Fassbinders Tod 1982 arbeitete Schygulla mit den bekanntesten europäischen Filmemachern wie Jean-Luc Godard, Carlos Saura und Andrzej Wajda zusammen. Doch an die großen Zeiten als Star in „Katzelmacher“ (1969), „Der Händler der vier Jahreszeiten“ (1972), „Effi Briest“ (1974), „Die Ehe der Maria Braun“ (1978) und schließlich noch „Lili Marleen“ (1981) konnte sie nicht wieder anknüpfen. Vor ihrer späten neuen deutschen Kinokarriere ist die unverheiratet und kinderlos gebliebene Schauspielerin mehr auf den Bühnen als vor den Kameras aufgetreten.
„Nie Filme nur des Geldes wegen“
In Deutschland wie auch in ihrer Wahlheimat Frankreich – sie lebt seit 1981 in Paris – hat sie sich auch als Chanson-Sängerin profiliert. „Mir war und ist das Abenteuer Kunst wichtiger als der finanzielle Erfolg“, hat sie einmal bekannt. Und als sie gefragt wurde, ob ihre künstlerische Unabhängigkeit dafür verantwortlich sei, dass sie trotz mehr als 80 Rollen bei den wichtigsten europäischen Regisseuren nie einen schlechten Film gemacht habe, antwortete Hanna Schygulla stolz: „Ich bin wie Rainer Werner nicht käuflich und mache nie Filme nur des Geldes wegen.“
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