Neuer Chef beim „Stern“

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Der "Stern" kommt nicht zur Ruhe. 2013 rückte mit Dominik Wichmann ein renommierter Blattmacher an die Spitze. Gut ein Jahr später wieder ein Wechsel: Wichmann geht, "Gala"-Chef Christian Krug kommt.

Dominik Wichmann war als Hoffnungsträger zum „Stern“ gekommen. Jetzt, da er geht, klingt es so, als ob er die Erwartungen erfüllt hätte. Als Chefredakteur habe er einen umfassenden Veränderungsprozess des Magazins in Print und Digital eingeleitet. Er habe Impulse gesetzt, das Gesicht des Magazins modernisiert und ihm eine neue Frische gegeben, lobte am Donnerstag die Vorstandschefin von Gruner + Jahr (G+J), Julia Jäkel. Dennoch muss Wichmann gehen. Über die Gründe wird in der Medienbranche viel spekuliert. War es der Führungsstil, der Auflagenrückgang, die Digitalstrategie? Offiziell gibt es nur Dankesworte aus Hamburg.

Von Oktober an soll der Chefredakteur des G+J-People-Magazins „Gala“, Christian Krug, in gleicher Funktion an die Spitze der „Wundertüte“ rücken, wie Gründer Henri Nannen (1913-1996) seine Illustrierte „Stern“ einst treffend beschrieb. Doch dem früheren Millionen-Seller machte zunächst die starke Konkurrenz des Privatfernsehens und in den vergangenen Jahren dann vor allem das Umschwenken vieler Leser auf digitale Angebote zu schaffen.

Wieder auf Kurs

Dass das Flaggschiff des Verlages („Brigitte“, „Geo“) inhaltlich unter Wichmann wieder auf Kurs gekommen ist, wird ihm in der Branche bescheinigt. Das war ein Ziel Wichmanns: „Der ‚Stern‘ muss immer auch an eine politische und gesellschaftliche Aktualität angebunden sein.“ Geschichten, die am Beispiel eines Menschen erzählt werden – „das wird zunehmen, wie wir es zum Beispiel herausgearbeitet haben bei Uli Hoeneß, US-Präsident Obama, Bischof Tebartz-van Elst und Papst Franziskus“, sagte Wichmann in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa vom vorigen Dezember.

Dass er die Auflagenentwicklung angesichts veränderter Mediennutzung nicht wieder auf Höhenflüge bringen würde, war dem Blattmacher klar: „Werden wir den Rückgang verlangsamen? Ja …“. Zwar konnte er den Fall unter 800 000 verkaufte Exemplare auch 2014 nicht stoppen, doch Wichmanns Ansatz war breiter gefasst: „Mir geht es darum, den ‚Stern‘ zu einem Markenkonzept zu machen.“

Enger verzahnt

Dafür stellte der Chefredakteur die Redaktionen von Print und Online anders und enger verzahnt auf. Für das Digitalangebot holte er die Österreicherin Anita Zielina aus Wien, auf die er große Stücke hielt und die als stellvertretende „Stern“-Chefredakteurin fungiert. Doch die veränderte Redaktionsorganisation scheint nicht reibungslos abgelaufen zu sein. Ob Wichmanns Führungsstil letztlich aneckte, wollte ein Verlagssprecher nicht kommentieren.

Seit Nannen 1980 nach mehr als drei Jahrzehnten die Führung seines Blattes abgab, standen mehr als ein Dutzend Chefredakteure an der Spitze – mit dem früheren „Stern“-Ressortleiter (Deutschland Aktuell) Krug folgt ein weiterer. Er werde an Wichmanns Arbeit anknüpfen, teilte Vorstandschefin Jäkel mit. „Wir erwarten von ihm, dass er den unabhängigen, kritischen und relevanten Journalismus des ‚Stern‘ weiterentwickelt.“

Sollte der amtierende „Gala“-Chefredakteur Krug, dessen Nachfolge wiederum noch offen ist, dabei aus seiner Erfahrungen mit den Prominenten dieser Welt schöpfen, dürfte die Vorstandschefin nichts dagegen haben: „Der ‚Stern‘ ist das Flaggschiff des Hauses Gruner + Jahr. Er muss informieren, provozieren und unterhalten, er muss Krach machen und leise berühren“, hatte sie dem Magazin bei Wichmanns Antritt vor über einem Jahr ins Stammbuch geschrieben.