Kopf des TagesNach „Nebraska“ kein Ruhestand: Bruce Dern wird 85

Kopf des Tages / Nach „Nebraska“ kein Ruhestand: Bruce Dern wird 85
Bruce Dern, US-Schauspieler, kommt 2015 zur Verleihung der Academy Awards. Der Schauspieler feiert am 4. Juni 2021 seinen 85. Geburtstag. Foto: Paul Buck/EPA File/dpa

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Bruce Dern wird 85

Als Laura Dern (54) im vorigen Jahr für ihre Rolle in „Marriage Story“ auf der Oscar-Bühne zur „Besten Nebendarstellerin“ gekürt wurde, dankte die Schauspielerin ihren Eltern. Sie würde diese Trophäe mit ihren „Schauspiel-Helden“ und „Legenden“ Diane Ladd und Bruce Dern teilen, sagte die Promi-Tochter zu Tränen gerührt.

Diane Ladd (85, „Alice lebt hier nicht mehr“) war schon dreimal für einen Oscar nominiert. Bruce Dern, der an diesem Freitag 85 Jahre alt wird, konnte in seiner langen Leinwandkarriere zweimal auf Hollywoods höchste Auszeichnung hoffen. Zuletzt mit 77 Jahren, als er für den Schwarzweiß-Film „Nebraska“ 2014 als bester Hauptdarsteller im Rennen war.

Sein Comeback verdankte Dern damals einer schrägen Rolle als verwirrter Familienvater mit zerzauster Sturmfrisur in dem Roadmovie von Alexander Payne. Darin verwandelt er sich in den schrulligen Woody Grant, der einem absurden Traum nachjagt: Er glaubt einem Werbeversprechen, wonach im Nachbarstaat Nebraska ein Lottogewinn in Millionenhöhe auf ihn wartet, den er sich persönlich abholen will. Beim Filmfest in Cannes wurde er zum besten Schauspieler gekürt.

Auch mit Mitte 80 schraubt Dern das Tempo nicht zurück. Im vorigen September versicherte der passionierte Langstreckenläufer, dass er weiterhin joggen gehe, „trotz der schlechten Hüften“, sagte der Schauspieler im Interview mit dem Filmportal „Awards Radar“. Er bedauerte aber, dass wegen der Corona-Pandemie die Dreharbeiten zur TV-Serie „Goliath“ brach liegen würden. In der vierten Staffel der Kriminal-Anwaltsserie spielt Dern an der Seite von Billy Bob Thornton mit.

Er ist selten Hollywoods „Leading Man“, dafür aber ein Meister in Nebenrollen, oft als Bösewicht, Psychopath oder Eigenbrötler. In dem Action-Thriller „Death in Texas“ (2020) schlug er als blutrünstiger Drogenboss zu. In dem Drama „The Artist’s Wife“ (2020) spielte er an der Seite von Lena Olin einen dementen Künstlergatten, in dem Drogenthriller „White Boy Rick“ (2019) mit Matthew McConaughey war er als Großvater zu sehen.

In dem Tarantino-Film „Once Upon A Time in Hollywood“ trat er 2019 als der verschrobene Rancher George Spahn auf, auf dessen Grundstück Sektenführer Charles Manson und dessen Anhänger in den 60er Jahren mehrere Monate lebten. Quentin Tarantino, ein erklärter Bewunderer Derns, holte den Schauspieler zuvor als brutalen Sklavenhalter in „Django Unchained“ (2012) und für den Western „The Hateful Eight“ (2015) als rassistischen General vor die Kamera. Neben Tarantino zählt Dern Regisseure wie Elia Kazan, Alfred Hitchcock, Francis Ford Coppola und Alexander Payne zu seinen Favoriten.

Dern, der 1936 als Sohn einer Politikerfamilie in Chicago geboren wurde, lernte sein Handwerk in Lee Strasbergs renommierter New Yorker Schule, aber auch bei Trash-Meister Roger Corman.

In Kazans „Wild River“ gab er 1960 mit einer kleinen Nebenrolle sein Filmdebüt. Hitchcock holte ihn 1964 an der Seite von Tippi Hedren und Sean Connery für den Psychothriller „Marnie“ vor die Kamera. 

In dem Western „Die Cowboys“ (1971) war Dern der Bandit, der die von John Wayne gespielte Figur erschoss. Als Charakterdarsteller glänzte Dern in dem Kostümfilm „Der große Gatsby“ (1973), nach einem Drehbuch von Francis Ford Coppola. An der Seite von Robert Redford und Mia Farrow spielte er den Millionär Tom Buchanan.

Seine erste Oscar-Nominierung als bester Nebendarsteller holte Dern 1979 mit dem Vietnam-Veteranen-Film „Coming Home – Sie kehren heim“. Dern hatte in Hollywood auch Durststrecken, doch mit ungewöhnlichen Rollen machte er immer wieder auf sich aufmerksam. Als Schauspieler-Familie schrieben Dern, Ex-Ehefrau Ladd und Tochter Laura in Hollywood Geschichte, als sie 2010 auf dem berühmten Bürgersteig „Walk of Fame“ auf einen Schlag drei Sterne erhielten.

Als Schauspieler nimmt sich Dern gerne kleine Freiheiten heraus, die er mit dem Begriff „Dernsies“ umschreibt. Das seien „kleine Dinge, die man einbringt, etwa Charakterzüge oder Dialoge, die nicht im Skript stehen“, erzählte er Journalisten bei den Festspielen in Cannes. (dpa)

Realist
4. Juni 2021 - 14.16

Bruce Dern als Öko-Astronaut in "Silent Running" war einer der Helden meiner Kindheit. Toller Film, auch nach über 50 Jahren.