Freitag14. November 2025

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Nach 50 Jahren noch nicht müde

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Vor genau 50 Jahren gelang der heutigen Grande Dame des französischen Kinos der Durchbruch.

Mit Jacques Demys „Les parapluies de Cherbourg“ startete 1964 eine einzigartige Karriere, die mittlerweile 120 Filme umfasst und deren Ende nicht absehbar ist.

Logo" class="infobox_img" />Catherine Deneuve, hier an der Seite von André Téchiné, ist die Stufen von Cannes schon viele Male hinaufgestiegen. (Foto: AFP)

Keiner kann sich vorstellen, Deneuve in Rente zu schicken, am allerwenigsten sie selbst. Die Liste ihrer Auszeichnungen ist beeindruckend: 12 Nominierungen bei den César (zweimal konnte sie gewinnen), Interpretationspreise bei den großen Festivals: 1998 für „Place Vendôme“ in Venedig, 2002 für „8 femmes“ bei der Berlinale, Auszeichnungen für ihr Lebenswerk in San Sebastian 1995, in Berlin 1998, die Ehrenpalme in Cannes 2005 und 2013 bei den Europäischen Filmpreisen. Einen besonderen Platz aber dürfte die Oscar-Nominierung 1992 für „Indochine“ einnehmen.

Nach Cannes ist sie in diesem Jahr gekommen, um Andre Téchinés „L’homme qui aimait trop“ zu unterstützen. Der Film läuft zwar außer Konkurrenz, wurde aber von der Presse mit Spannung erwartet.

Im Oktober 1977 verschwindet Agnès Le Roux und bis heute ist nicht geklärt, ob ihr damaliger Liebhaber Maurice Agnelet etwas mit ihrem Verschwinden zu tun hatte. Die Affäre Le Roux ist auch nach über 30 Jahren nicht aufgeklärt. Seit 2007 sitzt Agnelet eine 20-jährige Haftstrafe ab, seit April 2014 liegt der Fall beim Kassationshof.

Man versteht Téchinés Faszination für die Affäre Le Roux, handelt es sich doch hier um eine Familienchronik der besonderen Art rund um Geld, Liebe und Leidenschaft.

Deneuve ist wie immer auch ein bisschen sie selbst, dabei doch nuancenreich und immer bemüht, den kleinen Unterschied zu anderen, ganz ähnlich angelegten Rollen auch sichtbar zu machen. An ihrer Seite Guillaume Canet als geldgieriger Emporkömmling Agnelet sowie Adèle Haenel als Tochter Agnès.

Zu hohe Erwartungen?

Ganz hoch waren auch die Erwartungen, die Michel Hazanavicius erfüllen sollte. In „The Search“, seinem ersten Film nach dem weltweiten, triumphalen Erfolg von „The Artist“, setzt sich der Regisseur mit dem zweiten Tschetschenienkrieg auseinander. Dem Film liegt das 1948 gedrehte gleichnamige Werk von Fred Zinnemann („From here to eternity, high noon“) zugrunde, in dem das Schicksal vertriebener Kinder nach dem Zweiten Weltkrieg thematisiert wurde. Hazanavicius bleibt dem Grundplot treu, erweitert aber den Blickwinkel, indem er eine weitere Figur hinzufügt. Neben Carole, der Missionsbeauftragten der Europäischen Union, dem verwaisten neunjährigen Hadji, dessen großer Schwester Raissa, erleben wir den Krieg auch aus der Perspektive des jungen russischen Soldaten Kolia.

Hazanavicius gelingt das Kunststück, die vier Geschichten kunstvoll miteinander zu verweben, indem er bewusst gegen die Chronologie der Ereignisse arbeitet. Dies verleiht dem Film einen ideenreichen Rahmen, welcher die melodramatische Stimmung effektvoll unterstützt. Am Ende gab es dann doch Buhrufe und Pfiffe für Hazanvicius. Vielleicht lag es an den 160 Minuten, vielleicht an der Hauptdarstellerin Berenice Bejo, kaum glaubwürdig in der Rolle der EU-Beauftragten oder ganz einfach an dem belehrenden Unterton. Lobenswert der Einsatz des französischen Regisseurs und seine Bemühungen, die Ereignisse dieses Krieges nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, aber letztlich reduziert er seine Figuren auf tragische Opfer oder Moralapostel.