Musik wie Wörter, Wörter wie Musik

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Am 4. Februar 2008 starb José Ensch, emblematische Figur der französischsprachigen Literatur in Luxemburg, im Alter von 65 Jahren an den Folgen einer schweren Krankheit und hinterließ ein dichtes poetisches Werk, das zweifelsohne zu den bedeutendsten Schätzen der Luxemburger Literatur gezählt werden darf./Emile Hengen

Doch ihre Stimme ist – selbst ein Jahr nach ihrem Tod – nicht verstummt: Ihre Poesie, ein eigensinniges Universum voller emotionaler Nuancen, ihre wehmütigen Verse sind allgegenwärtig und näher als je zuvor.
„Das letzte Wort, das von ihr bleibt, an das man sich für alle Ewigkeit erinnern wird, ist ihre Poesie“ – lauteten die trübseligen Worte von Nic Klecker, einem ihrer engsten Freunde, am Freitagabend in der Abtei Neumünster. Ein Abend des sehnsüchtigen Andenkens an José Ensch, eine der einflussreichsten Verfechterinnen der Luxemburger Literatur, die ein bewundernswertes literarisches Erbe hinterlassen hat, bei dem der Versuch der Interpretation nicht zwingend notwendig ist, doch dafür prädestiniert zu sein scheint, gründlich analysiert und kommentiert zu werden.
Dies dachte sich wohl auch Schriftsteller Jalel El Gharbi und veröffentlichte mit Hilfe von „mediArt“ und des „Institut grand-ducal (Section des arts et des lettres)“, in dem auch José Ensch Mitglied war, eine unter dem Titel „José Ensch: Glossaire d’une oeuvre.
De l’amande … au vin“ und von Iva Mrázková illustrierte „Enzyklopädie“ ihres hinterlassenen Werks – Gedichte, die vorwiegend von ihrer Kindheit handeln und in denen Wörter wie Musik, Musik wie Wörter klingen: Poesie als „parole chantée“, wie Germaine Goetzinger, Direktorin des Merscher Literaturhauses, im Rahmen einer bewegenden „Soirée d’hommage“ an José Ensch im letzten Jahr vorzüglich meinte.

„Dans les cagesdu vent“

 Buchangaben
 José Ensch, „Les façades“, éditions Estuaires (collection hors-série nr.1), ISBN: 978-2-9599704-9-8; Preis: 15 Euro

 Jalel El Gharbi, „José Ensch: Glossaire d’une oeuvre. De l’amande … au vin.“ (mit Illustrationen von Iva Mrázková), Institut Grand-Ducal/mediart, ISBN: 2-9599749-9-9; Preis: 38 Euro

In dieser Publikation erläutert und erklärt der Verfasser – vom Begriff „Abeille“ bis hin zu „Voici“ – jene spezifischen Termini, die von José Ensch, die im Jahr 1998 für ihre Gedichtsammlung „Dans les cages du vent“ mit dem Servais-Literaturpreis ausgezeichnet wurde, am häufigsten angewandt wurden.
Doch diese Publikation war nicht die einzige, die am vergangenen Freitagabend – jenem besonderen Zeitpunkt, an dem der Saal A22 der Abtei Neumünster von Claude Frisoni offiziell in „Salle José Ensch“ umgetauft wurde – der Öffentlichkeit vorgestellt wurde: In einer limitierten Auflage von nur 330 Exemplaren und unter der Leitung von René Welter veröffentlichten die „éditions Estuaires“ einen letzten, posthumen Gedichtband („Les façades“) ihrer zwischen September 2007 und Januar 2008 – 19 Tage vor ihrem Tod – verfassten, unveröffentlichten Verse: ein Ausdruck der Zerbrechlichkeit und der Verletzlichkeit der menschlichen Seele.