Kunstecke / „Mudam Go!“ und Kunstakademie bringen Kunst der breiten Bevölkerung näher

Teilnehmer des „Mudam Go!“-Parcours wurden auf spielerische Weise in die Bildanalyse eingeführt und konnten sich auch noch kreativ betätigen
Am Mittwoch fand im Mudam die zweite Session der diesjährigen Kunstakademie zum Thema „La performance dans l’art moderne et contemporain“ statt. Wie in den Vorjahren ist die Informationsreihe zur neueren Kunstgeschichte in zehn Lektionen eingeteilt. Nach den Mega-Events LAW und CAL-Salon gilt es also jetzt, sich in Sachen Kunst weiterzubilden.
Die Organisatoren der Luxembourg Art Week (LAW) haben sich 2023 besondere Mühe gegeben, die Schau mit Werken aus mehr als 80 Galerien und Institutionen durch nützliche Begleitprogramme zu ergänzen – Initiativen, die teils auch darauf bedacht waren, das Kunstverständnis interessierter Kunstfreunde und Sammler zu erweitern und/oder neuere Trends in der Kunstproduktion zu erläutern und Kooperationen mit Partnern auszuweiten. Die heimische Kunstwelt soll auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet werden und sich dabei nicht vom internationalen Geschehen abkapseln.
Weniger Geschichte, mehr aktuelle Kunst
Dies gesagt, es gilt auch, den „normalen“ Kunstliebhaber sowohl mit Kunstgeschichte – diesmal weniger als in den Vorjahren – als auch mit möglichen Entwicklungen auf einer eher theoretischen Grundlage vertraut zu machen, sodass er „auf Linie“ bleiben kann. Seit Jahren sorgt die Kunstakademie des Mudam, aber nicht nur diese Einrichtung, für Weiterbildung in diesem Bereich. Kursleiter Claude Moyen, einst pädagogischer Berater beim Mudam und Autor des Buches „Eng Geschicht vun der Konscht vun haut“, 2010 beim Mudam-Verlag erschienen, hat besagte Akademie 2010 ins Leben gerufen. Er greift einzelne Werke der Haussammlung des Museums auf, um Bewegungen und Tendenzen in der neueren Kunstgeschichte recht plastisch zu erklären.
Nach der diesjährigen Einführung in die Ausstellung „Deep Deep Down“ mit Werken aus der eigenen Kollektion ging er am Mittwoch in einem Vortrag auf die Expo „After Laughter Comes Tears“ und den Stellenwert der Performance ein. Am 13. Dezember wird er einen Vortrag aus dem Blickwinkel der Darstellung des Körpers/Korpus in der modernen und zeitgenössischen Kunst halten. Dem folgt am 10. Januar am Beispiel der gleichen Schau eine Untersuchung des Begriffs Zeit in der aktuellen Kunst. Die Performance-Kunst steht am 7. Februar erneut zur Diskussion, derweil im März das Kollektiv als Kreationspotenzial in der zeitgenössischen Kunst unter die Lupe genommen wird. Weitere Themen werden im April „A Model: Prelude“ mit Fokus auf den Ort und im Mai mit Blick auf den Stellenwert des „moment zéro“ sein, bevor im Juni der Einsatz des Analogen und des Digitalen in der Kunst zur Debatte stehen und am 3. Juli ein „Akademie Talk“ (endgültiges Thema wird noch bestimmt) den Abschluss der Akademie-Saison 2023/2024 bilden wird. Das vollständige Programm mit zehn Vorträgen kostet 80 Euro im Normaltarif. Interessant ist, dass sie in zwei Sprachen, Luxemburgisch und Französisch bzw. Französisch und Englisch im Falle der „Talk Sessions“, abgehalten werden.
Lehrreicher Spielparcours
Dass das Mudam sich in vergangenen Jahren nicht nur um Kunsteinsteiger und Erwachsene in Sachen Weiterbildung gekümmert hat, hat es bereits anhand von innovativen Konzepten für Kinder und Jugendliche bewiesen. Hierzu ein auf diesen Sommer bezogener Nachtrag, der nachahmenswert scheint.
Unter dem Motto „Mudam Go!“ haben die Verantwortlichen ein lehrreiches Spiel mit einem interaktiven Heft ins Leben gerufen. Die Teilnehmer bewegten sich in den Räumlichkeiten des Museums, von Michel Majerus und seiner „Sinnmaschine“ bis hin zur „Deep Deep Down“-Expo im Untergeschoss, und mussten nach eingehender Betrachtung der Kunstwerke Fragen beantworten oder sich kreativ betätigen und dies in besagtem Heft festhalten.
Bei Majerus ging es um Farben, Formen und Symbole und den Entwurf eines eigenen Logos. Passend dazu gab es Hinweise auf die Persönlichkeit des Künstlers und Erklärungen zum Logo. In der zweiten Etappe ging es um Peter Halley und dessen abstrakte, minimalistische Bilder. Die Teilnehmer wurden aufgefordert, nach Studium der von Halley eingesetzten „Zellen“ und „Leitungen“ ihr eigenes künstlerisches Vokabular zu entwickeln. Formen sollten hier gedeutet werden. Diese Sichtweise ist wohl ein wichtiger Schritt in der Betrachtung von Kunstwerken. Bei Dayanita Singh, der Kunst mit der „tanzenden Kamera“, ging es um Fotografie. Hier sollten bestimmte Elemente aufgegriffen werden, um diese nachzuzeichnen und sich anschließend dazu eine Geschichte zu überlegen.
Anschließend ging es weiter mit der Schau von Tourmaline, die mit „Pleasure and Pollinator“ eine Reise durch einen Garten unternimmt. Die jungen Kunstfreunde wurden dazu ermutigt, ihren eigenen Garten mit Magie zu füllen. Hier ging es darum, seiner Fantasie freien Lauf zu lassen. Es folgte die nüchterne und so wahre Feststellung: „Die Möglichkeiten sind endlos!“ Ist das nicht bei der Kunst allgemein auch so?
Elemente zum Kunstverständnis
Letzte Etappe war das Eintauchen in „Deep Deep Down“, einer Ausstellung mit Werken aus der Mudam-Sammlung, wobei die Idee, möglichst viele Arbeiten aus der 750 Kunstwerke umfassenden Sammlung zu zeigen, bekanntlich einige Überraschungen ans Tageslicht gezerrt hat, ergo Kunstwerke ausgestellt werden, die man so nicht im Mudam-Besitz vermutet hat. Zum Abschluss ihrer „Hausaufgabe“ sollten die Teilnehmer aus dem größten ausgestellten Kunstwerk ein wichtiges Detail aufgreifen und ins Heft zeichnen.
Teilnehmer an diesem Parcours haben somit auf spielerische Weise zentrale Begriffe einer Bildanalyse kennengelernt und hoffentlich dabei nicht nur Spaß gehabt, sondern auch Lust auf mehr Kunst bekommen. Natürlich gibt es noch weitere Möglichkeiten, Kunst Kindern und Jugendlichen näherzubringen, doch dieses Beispiel ist einmal mehr exemplarisch.

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