„Michael Winslow ist mein Held, meine Inspiration!“

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Was war zuerst da? Der Beat oder der Rhyme? „Ganz klar der Beat!“ Davon ist Giamba, einer der wenigen Hip-Hop-Künstler, die in Luxemburg Beatbox betreiben, überzeugt. Beatbox? Wir bitten dringend um Aufklärung! Emile Hengen

Was war zuerst da? Der Beat oder der Rhyme? „Ganz klar der Beat!“ Davon ist Giamba, einer der wenigen Hip-Hop-Künstler, die in Luxemburg Beatbox betreiben, überzeugt. Beatbox? Wir bitten dringend um Aufklärung!
Emile Hengen

Angefangen hatte es vor zwölf Jahren, als Giamba, damals noch im Grundschulunterricht, zum ersten Mal „Police Academy“ im Flimmerkasten sah und von Kadett Larvell Jones, gespielt von Michael Winslow, der so manchen noch als der „Mann der 10.000 Sound-Effekte“ bekannt sein mag, so angetan war, dass er begann, mit seiner Stimme realistische Klangeffekte nachzuahmen.
„Michael Winslow ist mein Held, meine Inspiration. Damals wusste ich nicht mal, dass es überhaupt so etwas wie Beatboxing gibt. Vielmehr war es ein Tick, ständig irgendwelche skurrilen Sounds mit meiner Stimme zu kreieren“, verriet Giamba während unseres Gesprächs über die Kunst des „Human Beatboxing“ – die „fünfte“, doch oftmals unbeachtete Säule der Hip-Hop-Kultur. Beatboxing nennt sich die Kunst der Erzeugung von Perkussion-Sounds mit dem Mundraum und wird daher auch als „Vocal Percussion“ bezeichnet, die vorwiegend in der Hip-Hop-Musik eingesetzt wird. Aber nicht nur MCs, die keinen Schlagzeuger oder DJ anheuern wollen, greifen auf Beatboxer zurück. Selbst Musikerinnen wie Björk oder Bands wie „CocoRosie“ arbeiten immer öfter mit „vocal“ Perkussionisten zusammen.
„In Luxemburg aber fristet dieses Genre ein Schattendasein. Persönlich kenne ich nur drei weitere Personen, die der Kunst des Beatboxing nachgehen“, offenbart Giamba, der in seiner Jugend selbst Schlagzeug gespielt hat, was ihm dazu verholfen hat, als „Human Beatboxer“ zu reifen. „Was Luxemburg anbelangt, so kann man nicht wirklich von einer ’Szene’ sprechen! Es handelt sich vielmehr um eine Handvoll Individualisten, die sich gelegentlich an verschiedenen Musikprojekten beteiligen. So stelle auch ich an manchen Tagen Bands wie ’Babyoil’ und ’Hal Flavin’ meine Stimme zur Verfügung.“

Überschauliche Hip-Hop-Community

Seine erste Freestyle-Performance gab Giamba auf dem Escher Galgenberg. Wann genau das war, weiß er allerdings nicht mehr. „Meine Auftritte sind meistens nicht geplant: etwa auf ’Open-Mic-Sessions’ oder wenn ich mich selbst auf einem Konzert befinde und mich die spielende Band ohne Vorwarnung auf die Bühne befördert. Und so war es auch in diesem Jahr auf dem Skate-Contest ’Dudelange on Wheels’, wo ich zwischen ’Fast Friday’ und ’Miaow Miaow’ einen Freestyle ablegte.“
Früher soll die Szene lebendiger gewesen sein; Giamba selbst nahm auch an Contests teil. „Ich war jung und brauchte das Geld. Ich wollte mit meinen Freunden zum ’Dour-Festival’ fahren, verfügte aber nicht über das nötige Kleingeld, um mir Eintrittskarten zu besorgen. Also entschloss ich mich dazu, im ’Pulp’ an einer ’Battle’ teilzunehmen. Letzten Endes ging ich als Sieger vom Platz, erhielt 100 Euro und konnte mir das Ticket fürs Dour leisten“, erinnert sich Giamba.
Zehn Jahre hat Giamba ohne Mikrofon Sounds und Beats produziert. Heute sucht er die Herausforderung mit dem elektronischen Verstärker. „Mit dem Mikrofon bieten sich völlig neue Möglichkeiten, unterschiedliche Sounds zu produzieren. Ich kann endlos experimentieren und mir neue Techniken aneignen.“
Heute lebt und studiert Giamba in der Kunstmetropole London, sozusagen der Hochburg der europäischen Beatbox-Kultur. Und wieder ist das Geld knapp … und so hält er sich weiterhin mit Beatboxing und Grafikdesignaufträgen – seiner zweiten großen Leidenschaft – über Wasser.