/ Literatur einmal anders
Poetry Slam, auch Dichterwettstreit genannt, beschreibt das Vortragen von Texten vor einem Publikum. Doch die Wiedergabe verlangt mehr als nur einfaches Rezitieren von Wörtern. Der Autor muss in der Lage sein, den Inhalt ansprechend vorzutragen. Gestik, Schauspiel und Variation der Stimme spielen, neben dem Inhalt, ebenfalls eine große Rolle, wobei der Gebrauch sonstiger Hilfsmittel wie Requisiten untersagt ist. Ziel ist es, das Publikum, das gleichzeitig als Jury fungiert, mit der Performance von sich zu überzeugen. Die Beiträge müssen vom Autor des Textes selbst vorgetragen werden.
Seit einigen Jahren findet der „Poetry Slam Luxembourg“ in den Räumlichkeiten des Kulturhauses in Niederanven statt. Für die Organisation des nächsten Events ist Luc Spada verantwortlich. Der Luxemburger, dessen Weg als Schauspieler ihn nach Berlin geführt hat, liebt das Schreiben. Schon während seines Studiums störte es ihn, immer nur Werke von anderen Autoren zu lesen. Deshalb entschied er sich, seine eigenen Texte zu verfassen, erzählt Spada dem Tageblatt. Neben der eigenen Passion für das Schreiben geht es ihm darum, Leute mit der gleichen Leidenschaft zu unterstützen. Mit der Veranstaltung des „Poetry Slam Luxembourg“ kommt er diesem Ziel näher.
Die Meisten kommen aus Deutschland
Vier Mal im Jahr treffen bei dieser Veranstaltung lokale sowie internationale Poeten aufeinander. Eine Mehrheit der Teilnehmer für das bevorstehende Event kommt aus Deutschland. Ihre Namen sind in der Szene vielen bekannt. Dichter wie Fabian Navarro, Landesmeister von Schleswig-Holstein 2014, und Dominique Macri, Siegerin der deutschen Poetry-Slam-Meisterschaft, im Team mit Markovic, im Jahr 2014, sind nur einige der eingeladenen Poeten.
Vergleichbar ist der Abend mit dem Format einer Late-Night-Show, erklärt Spada. Er und sein Partner Michel Abdollahi sind für die Moderation zuständig, führen durch den Abend und unterhalten das Publikum, bevor die jeweiligen Autoren auf die Bühne kommen.
K.o.-System
Ausgetragen wird der Wettstreit, typisch für den Poetry Slam, nach dem K.o.-System. Eins gegen eins treten die Kontrahenten gegeneinander an, bis hin zum Finale. Der Gewinner wird durch den stärksten Applaus des Publikums ermittelt.Die oftmals jungen Talente aus der Gegend stoßen hierbei auf die starke Konkurrenz aus dem Ausland.
Für Spada ist es wichtig, keinen Unterschied zwischen den verschiedenen Autoren zu erzeugen. Es gibt keine spezielle Kategorie nur für die Luxemburger Poeten. Die Teilnehmer sollen also auch die Möglichkeit erhalten, sich mit den erfahrenen Dichter messen zu können und sich gegen sie durchzusetzen.
Lokale Szene noch klein
Gilles aus Luxemburg
Zu dem Teilnehmerfeld zählt auch der 20-jährige Gilles Bernard aus Luxemburg. Es ist der erste Poetry Slam, an dem der Student teilnimmt. Bei einem Auftritt von Poeten in seiner Schule vor zwei Jahren wurde er das erste Mal auf die literarische Dichtung aufmerksam. Begeistert fing er an, erste Texte zu schreiben und trat dieses Jahr bei einer schulischen Veranstaltung selbst zum ersten Mal auf die Bühne.
Die Freiheiten, die der Poetry Slam bietet, faszinieren den jungen Autor. Seine Texte schneiden oft aktuell relevante Themen an und kritisieren die heutige Gesellschaft. Aber auch Thematiken wie die Liebe und Comedy verarbeitet er gerne in einigen seiner Texte. „Et bréngt ee selwer e Message op de Wee“, erklärt Gilles Bernard.
Sieg ist zweitrangig.
Die Möglichkeit, am Poetry Slam in Niederanven teilzunehmen, schätzt der Künstler sehr. Der Sieg ist dabei nur eine zweitrangig. Vielmehr ist es die Erfahrung, die er sammeln kann, die für ihn wichtig ist. Natürlich wäre es schön, mehrere Texte vortragen zu können und bis ins Finale zu kommen, aber er ist sich der starken Konkurrenz bewusst, erzählt Bernard. Die Poetry-Slam-Szene in Luxemburg sei, im Vergleich zu anderen Ländern, noch ziemlich klein, aber trotzdem im Wachstum, erzählt Luc Spada. Oftmals müsse man noch über die Grenzen hinausschauen, wenn man aktiv in der Szene teilnehmen möchte.
Vor allem für jüngere Talente, wie Gilles Bernard, können aber Veranstaltungen wie der „Poetry Slam Luxembourg“ ein erstes Sprungbrett sein und dafür sorgen, dass der Dichterwettstreit sich auch hier in Luxemburg noch weiter verbreitet.
„Poetry Slam Luxembourg“, Christmas Special
im Kulturhaus Niederanven
am Freitag, dem 11. Dezember, um 20.00 Uhr
www.khn.lu
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