/ Kunst oder Dokumentation
Mit Ende des Faschismus nach dem Zweiten Weltkrieg war auch die Fotografie frei, sich zu entwickeln. Und das hat sie bis heute getan. Das bezeugt ein Rundgang durch den ersten Teil der Ausstellung, der am letzten Donnerstag in der Galerie Display 01 im CNA Vernissage feierte. Auffallend sind die vielen unterschiedlichen Stile und Themen, ein gemeinsamer Nenner, unter den man die ausgestellten Werke bringen könnte, lässt sich nicht ohne Weiteres finden. Landschaftsaufnahmen wie das Stadtbild Neapels am Fuße des Vesuvs, aufgenommen von Vincenzo Castello, oder auch Architekturfotografien von Gabriele Basilico oder von Olivo Barbieri vermischen sich mit künstlerisch hergestellten Installationen eines Cioni Carpi.
Dennoch lassen sich zwei in den fünfziger Jahren aufgekommene Strömungen erkennen, die die Fotografie bis heute prägen: Fotografie als Abbildung der Realität und Fotografie als Kunst. Ersteres ist aus der sich auch im Film (Roberto Rossellini, Federico Fellini) entwickelten Epoche des Neorealismus entstanden: Nach der Befreiung durch die faschistische Zensur sahen viele Fotografen in der Kamera endlich die Möglichkeit, den Menschen wirklich zu zeigen, wie Italien aussieht, wie seine Bewohner leben und welche Landschaften sich durch den Stiefel ziehen. Sie nutzten die Fotografie als Mittel der Dokumentation, der Aufklärung. Doch gab es bereits Ende der vierziger, Anfang der fünfziger Jahre Fotografen, die sich bewusst gegen diese Auffassung stellten, sich von der Fotografie als Mittel zur realitätstreuen Abbildung distanzierten und sie als eigene Kunstform etablierten.
Fotografie als Kunst
Das Experimentieren mit Möglichkeiten und das Schaffen von Kunstwerken, die über die Wirklichkeit hinausgehen, standen im Mittelpunkt ihres Schaffens. Guiseppe Cavalli, einer der bedeutendsten Kunstfotografen der fünfziger Jahre, schrieb damals: „Nous croyons à la photographie comme art.“ Für ihn war es eine Notwendigkeit, die Fotografie aus den Fesseln der Dokumentation zu befreien und sie als eigene Kunstform anzusehen. Deshalb sagte er auch: „En art le sujet n’a aucune importance.“
In der Galerie Display 01 liegt der Schwerpunkt weniger auf der Dokumentation als auf der Kunstfotografie. Gerade die vielen Installationen zeigen, wie die Künstler die Grenzen der Fotografie zu sprengen versuchen. Paolo Ventura zum Beispiel baut aus Puppen und Marionetten Szenarien, die er dann abfotografiert. Seine meist aus der Welt des Zirkus stammenden Personen sehen echt aus, sind es aber nicht. Oder auch Cioni Carpi, der sich selbst abbildet und sich in einem Vierteiler von einem normal gekleideten Gelehrten mit Büchern auf dem Schoß hin zu einem pompös ausgestatteten Mann entwickelt, bei dem das Wissen (Bücher) von Macht und Reichtum ersetzt wurde. Die Ausstellung bietet einen guten Einblick in die Fotografie Italiens der letzen Jahrzehnte, der in der ab Ende des Monats in der Galerie Dominique Lang gezeigten Ausstellung sicher noch vervollständigt wird.
Ausstellungen und Filme
Ausstellungen:
Display 01: Ausstellung bis zum 29 November.
Öffnungszeiten von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 22 Uhr
Centre d’art Dominique Lang: Ausstellung vom
31. Oktober bis zum
5. Dezember.
Öffnungszeiten von Dienstag bis Sonntag von 15 bis 19 Uhr
Begleitprogramm im CinéStarlight:
Freitag, 30. Oktober, um 19 Uhr: Kunstfilme von
Olivo Barbieri, Cioni Carpi, Vincenzo Castella, Luigi Veronesi
Donnerstag, 5. November, um 20 Uhr:
La dolce vita von Federico Fellini
Donnerstag, 19. November, um 20 Uhr:
Mamma Roma von
Pier Paolo Pasolini
Donnerstag, 26. November, um 20 Uhr:
Treffen mit Silvia Berselli, Olivo Barbieri, Mimmo
Jodice, Vincenzo Castella, Gabriele Basilico und
Guido Guidi
Internet: www.cna.lu
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