Im Kopf reisen

Im Kopf reisen
(Domagoj Blazevic)

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Von Mittwoch bis Samstag findet im CCRN Abtei Neumünster die zweite Auflage des internationalen Festivals „Contes sans frontières“ statt. An fünf Abenden nehmen Erzähler aus verschiedenen Ländern ihr Publikum mit auf fantasievolle Reisen.

Eine von den Geschichten-Erzählern beim Festival ist die Münchnerin Katharina Ritter, die am Samstag ihr Programm „Schwarze Spitze“ präsentiert. Ein Gespräch.

Wie wird man eigentlich Geschichtenerzählerin?

„Ich glaube, da gibt es so viele Wege, wie es Möglichkeiten gibt, wie man Geschichten erzählen kann. Natürlich ist das, zumindest bei uns, nicht so ein Lehrberuf, den man ergreift, sondern man kommt auf Umwegen dazu.“

Und welche waren Ihre Umwege?

„Ich war sehr lange beim Film, aber immer hinter der Kamera, habe anderen dabei geholfen, ihre Geschichten zu erzählen, in Dokumentarfilmen und Interviews. Irgendwann wusste ich aber, dass Film nicht meine Ausdrucksform ist, und so hab’ ich nach einer eigenen gesucht. Ich dachte an Schauspielerei und irgendwann kam plötzlich eins zum anderen. Ein Freund, der Dramaturg ist, brachte mich eigentlich auf die Idee, Geschichtenerzählerin zu werden. Ich hatte damals keine Ahnung, ob und wie gut das funktionieren würde. Und seit 15 Jahren funktioniert es!“

Seit 15 Jahren sind Sie nun als Geschichtenerzählerin tätig. Spüren Sie denn beim Publikum ein steigendes Interesse an dieser Kunst?

„Ich habe den Eindruck, dass der Bedarf an dieser speziellen Art der Unterhaltung in den letzten Jahren sehr gestiegen ist, gerade auch im deutschsprachigen Raum.

In anderen Ländern hat das Geschichtenerzählen eine tiefer verankerte Tradition. In Belgien, Frankreich und den Niederlanden beispielsweise ist man uns, was das moderne Erzählen angeht, mindestens um ein Jahrzehnt voraus. Bei uns gibt es seit vielleicht 15 Jahren Erzähler-Festivals, in den genannten anderen Ländern seit gut einem Vierteljahrhundert. Auch in englischsprachigen Ländern, in Irland beispielsweise, hat es immer Geschichtenerzähler gegeben, in den Kneipen etwa. Ob die davon leben konnten, sei jetzt mal dahingestellt.“

Werden Sie denn mehr für Kindervorstellungen gebucht oder doch eher für ein erwachsenes Publikum?

„Das ist in etwa gleich. Ich erzähle ja viele eigene Geschichten, auch speziell für Kinder. Ich möchte mich da auch gar nicht auf das eine oder andere festlegen, sondern ich finde es schön, wenn man diese ganze Fülle hat an Menschen, die Geschichten lieben. Erwachsene lieben Geschichten genauso wie Kinder. Nur haben sie das manchmal vergessen. Ich knipse nur die Bilder an, die Geschichte selbst passiert ja im Kopf desjenigen, der zuhört. Kinder wissen das: Die springen sofort in eine Geschichte rein, Erwachsene sind da vielleicht etwas vorsichtiger.“

Was erwartet die Besucher Ihrer Vorstellung in Luxemburg?

K.R.: „Also ich liebe ja dunkle Geschichten und ‚Schwarze Spitze‘ ist wirklich ein spannendes Programm. Ich habe eine eigene Rahmengeschichte von einer kleinen Schneiderin, die Spitze ausschneidet. Und diese Schneiderin träumt sich dann immer in andere Geschichten hinein, in eine Welt, in der das Leben leichter ist, in der sie die Starke ist. Da sind von Grimm düstere Sachen dabei, aber auch Surrealistisches. Es wird eine dunkle Reise …“