Auch wenn die Situation auf der Urlaubsinsel sicher nicht Athen zu vergleichen ist, stellt er fest: „Ich bin selbst ein bisschen ein Grieche.“ Es sei dieser Stolz, nicht unterzugehen, den er stark bewundere und auch von sich selbst kenne. „Man muss sich wehren, im Leben“, sagt Johanns und grinst – man merkt, er weiß, wovon er spricht.
Und vor allem: Man soll sich nicht um jeden Preis anpassen! Das ist für ihn die wichtigste Eigenschaft der Griechen, die er sich auch gerne selbst auf die Fahne schreibt. Und es stimmt: Wenn Johanns eines hat, dann ist es Persönlichkeit.
Neuer Lebensabschnitt
Nachdem er nach vielen Jahren beim Tageblatt in den Ruhestand ging, fing das Leben noch einmal so richtig an. Er engagierte sich politisch, ging für „déi Lenk“ mit in die Wahlen und landete gemeinsam mit Marc Baum im Gemeinderat von Esch. Er glaubt an die Wichtigkeit politischen Engagements. „Ich bin davon überzeugt, dass die Linke eine wichtige Rolle zu spielen hat, gerade hier in Esch“, sagt er und wird aus diesem Grund wohl auch 2017 noch einmal kandidieren.
Esch sei zwar eine zumindest für Luxemburger Verhältnisse sozial schwache Stadt, vor allem wegen der 20 Prozent Jugendarbeitslosigkeit, aber den schlechten Ruf, den Esch mit sich herumschleppe, hätten sich die Escher selbst zuzuschreiben.
„Die Escher haben sich viel zu lange ständig selbst ans Bein gepinkelt. Das muss aufhören“, sagt er und führt aus: „Es sind ja nicht einmal die Jugendlichen oder die Armen, die rumnörgeln, sondern jene, die alles haben und Angst haben, dass es ihnen weggenommen werden könnte. Jene, die zum größten Teil gar nicht mehr in Esch leben.“
„Engagement ist wichtig“
Denn trotz der relativ hohen Arbeitslosigkeit hat Johanns gerade in die Escher Jugend viel Vertrauen: „Ich beobachte, dass die jungen Generationen wieder stärker gesellschaftlich orientiert sind, sie haben erfahren, dass Egoismus und pures Eigennutzdenken nicht weit führen.“ Das sei der positive Aspekt einer Krise: Die Menschen kämen sich wieder näher, hätten verstanden, dass es auch nichts hilft, immer mit dem Finger auf die Politik zu zeigen …
„Individuelles Engagement ist wichtig“, sagt Johanns. Sonst gehe man ein. Und natürlich gehöre dazu, sich immer wieder aufs Neue zu motivieren. Er, der in erster Linie Künstler ist und immer bleiben wird, weiß, wie schwer es sein kann, „die Verrücktheit im Kopf“ zu behalten, um kreativ zu sein und immer und immer wieder aufs Neue etwas zu erschaffen. Doch er scheint seine künstlerische Linie gefunden zu haben, will bei seinen digitalen Fotokompositionen bleiben.
Wochenendhäuschen am Meer
„Die Zeit des Experimentierens ist vorbei“, aber nicht die des Träumens, von Sternen, von einer besseren Welt und vor allem von seinem Wochenendhäuschen am Meer: Irgendwann, irgendwo …
„Ich mag das Meer, denn steht man davor, merkt man, wie klein man doch ist“, sagt er und wird zum Schluss noch einmal richtig philosophisch. „Sich seiner Winzigkeit, seiner Unwichtigkeit bewusst zu sein, ist so befreiend“, sagt er, steht auf und geht von dannen.
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