Houellebecq erwartet Le Pen als Präsidentin

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Der französische Autor Michel Houellebecq ist immer für Provokationen gut. In seinem neuen Roman wird ein Muslim französischer Präsident. Marine Le Pen könnte 2022 Präsidentin werden.

Michel Houellebecq (56) erwartet schon bald eine rechtsextreme Präsidentin in Frankreich. „Marine Le Pen erscheint mir für 2022 ziemlich wahrscheinlich, sogar schon für 2017“, sagte der Schriftsteller („Les Particules Élémentaires, „Extension du domaine de la lutte“) der „Welt am Sonntag“ mit Blick auf die Chefin der rechtsextremen Partei Front National. In seinem neuen Roman „Soumission“, der in diesen Tagen erscheint, wird jedoch ein radikaler Muslim Frankreichs Präsident. Das Szenario seines Buches sei aber zunächst „nicht sehr wahrscheinlich“, sagte Houellebecq. Einer der Gründe: „Erst einmal müssten sich die Muslime untereinander verstehen.“

Zur „politischen Fiktion“ seines Romans sagte der französische Autor, der sich selber nun als Agnostiker (Nichtwissender) und nicht mehr Atheist (Gottloser) sieht: „Ich glaube, es gibt ein echtes Bedürfnis nach Gott, und dass die Rückkehr des Religiösen kein Slogan ist, sondern eine Realität, die uns nun gerade mit erhöhter Geschwindigkeit einholt.“

Es gebe „nicht nur den Islam, der davon profitiert, in Nord- und Südamerika sind es eher die Evangelikalen“, erläuterte Houellebecq. „Was Asien betrifft, bin ich nicht sehr informiert, aber der Fall Afrikas ist interessant, denn dort haben die beiden großen religiösen Kräfte Zulauf: die Evangelikalen und der Islam. Ich glaube nicht, dass eine Gesellschaft ohne Religion halten kann.“

Islamische Partei, eine zwingende Idee

Was Muslime als Wähler in Frankreich angehe, so seien sie „in einer unmöglichen Situation“, würden „von niemandem vertreten“. „Es wäre falsch zu sagen, dass der Islam eine Religion ist, die keine politischen Konsequenzen hat, sie hat welche, der Katholizismus hat ja auch welche, selbst wenn die Katholiken sich oft eine Abfuhr geholt haben. Jedenfalls glaube ich, dass eine islamische Partei eigentlich eine zwingende Idee ist.“

Der Autor betonte, er gehe davon aus, dass seine Roman-Hypothese „überhaupt keine Folgen“ haben und den Islam-Diskurs nicht verstärken werde. „Das ist doch jetzt schon so ziemlich das einzige Thema, mit dem sich die Medien beschäftigen, das kann man gar nicht mehr verstärken.“