Guter Durchschnitt, aber nicht mehr

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Halbzeit. Das erste Wochenende ist vorbei, doch bislang konnte sich noch kein wirklicher Favorit aus der Masse herausschälen.

Gut im Rennen liegen der iranische Film „Le passé“ von Asghar Farhadi, die US-Produktion „Inside Llewyn Davis“ von den Coen-Brüdern, der chinesische Beitrag „Touch of Sin“ von Jia Zhang-Ke und „Jeune et jolie“ von François Ozon. Alles insgesamt guter Durchschnitt, aber nicht mehr.

Langsam lassen sich Strömungen, Ideen erkennen, die immer erst gegen Mitte des Festivals sichtbar werden. Die weltweite Krise bleibt auch hier an der Tagesordnung, es gibt keine wirkliche Komödie und auch wenn es nicht um Existenzängste geht, so bleibt doch der Humor außen vor.

Schräge Typen

Der einzige Film, der für Lacher sorgte, war „Inside Llewyn Davis“, die Story um einen Singer-Songwriter, der Anfang der 60er-Jahre Karriere machen will. Eine Loser-Story mit zahlreichen schrägen Typen, einem eigenwilligen Kater und einer dicken Portion Nostalgie.

Justin Timberlake, gerade erst mit seinem neuen Album in den Schlagzeilen, zeigt hier einmal mehr, dass er auch als Schauspieler ernst zu nehmen ist. Leider wird „Inside Llewyn Davis“ erst am Ende des Jahres in den Kinos anlaufen.

„Jimmy P“, der zweite französische Beitrag im laufenden Wettbewerb, stammt von Filmemacher Arnaud Desplechin, der in den USA drehte. Schauspieler Mathieu Amalric überzeugt als Ethnologe und Psychotherapeut Georges Devereux, der den Blackfoot-Indianer James Picard (Benicio del Toro), einen Kriegsveteranen, in langen intensiven Gesprächen von seinen körperlichen Schmerzen befreien möchte. Beeindruckende Bilder, hervorragende Schauspieler, aber eine eben eher dünne Story, die beiden Schauspielern dennoch den Darstellerpreis einbringen könnte.

Durch das Werk des bekannten japanischen Regisseurs Koreeda zieht seit Jahren das Thema der Familienbeziehungen wie ein roter Faden. In „Like Father Like Son“ erfahren zwei Familien, dass ihre Söhne bei der Geburt vertauscht wurden. Das Ereignis liegt nun schon fünf Jahre zurück, doch wie reagieren die betroffenen Eltern? Ein einfühlsamer und geradliniger Familienfilm, der vielleicht beim Jurypräsidenten Spielberg gut ankommen könnte. Zweiter Japaner im Rennen: Takashi Miike, der in „Straw Shield“ den Begriff des „giri“, zu übersetzen in etwa mit „Pflichterfüllung“, thematisiert. Ein Kindermörder muss unter Polizeischutz nach Tokio gebracht werden, da ein reicher Geschäftsmann eine Belohnung auf die Ermordung des Killers ausgesetzt hat. Temporeich inszeniert, mit großem finanziellem Aufgebot, vergleichbar mit amerikanischen Big-Budget-Produktionen, schält Miike vor allem die dramatischen Elemente heraus. Stellenweise „over the top“, aber mit guten schauspielerischen Leistungen.