Goldener Leopard geht auf die Philippinen

Goldener Leopard geht auf die Philippinen

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Der Goldene Leopard, der Hauptpreis des 67. Internationalen Filmfestivals Locarno, geht auf die Philippinen.

Der philippinische Regisseur Lav Diaz hat mit seinem Historiendrama „From what is before“ den Goldenen Leoparden des 67. Internationalen Filmfestivals in Locarno gewonnen. Der fünfeinhalb Stunden dauernde Spielfilm reflektiert in fesselnden Bildern mit der Suggestivkraft meisterlicher Gemälde die Auswirkungen der Diktatur von Ferdinand Marcos in Diaz‘ Heimat während der 1970er Jahre.

Im Hauptwettbewerb liefen 17 Spiel- und Dokumentarfilme aus aller Welt. Das philippinische Drama „Mula Sa Kung Ano Ang Noon“ („From What Is Before“/ „Von dem, was war“) von Lav Diaz war bereits als Favorit gehandelt worden und überzeugte die Jury am meisten. Durch seine künstlerische Kraft reift der Film zu einem allgemeingültigen, auch gegenwärtige Probleme spiegelnden Drama von packender Intensität.

Spezialpreis der Jury

Der kolumbianische Regisseur Oscar Ruiz Navia gewann für seinen Spielfilm „Los Hongos“ („Die Pilze“) über das Leben von Graffiti-Künstlern in seiner Heimat den „Spezialpreis der Jury ‚Ciné+ Cineasti‘ im Concorso Cineasti del presente“. Diese Auszeichnung wird an junge, noch nicht sehr etablierte Filmemacher vergeben, die durch eine besondere künstlerische Handschrift auffallen.

Die Juroren haben mit ihren Entscheidungen vielfach den Erwartungen von Publikum und Kritikern entsprochen. Viel Beifall gab es deshalb für die Auszeichnungen der besten Schauspieler: die neben Angeliki Papoulia von vielen favorisierte Französin Ariane Labed (Frankreich) bekam die Ehrung für ihre Interpretation einer Schiffsmechanikerin in dem Gesellschaftspanorama „Fidelio, L’Odyssée d’Alice“ („Fidelio, die Odyssee von Alice“) und Artem Bystrow (Russland) für seine Darstellung des Titelhelden in dem Polit-Thriller „Durak“ („Der Narr“).

Bester Regisseur

Eine Überraschung war die Auszeichnung von Pedro Costa (Portugal) als Bester Regisseur für seinen sperrigen Spielfilm „Cavalo Dinheiro“ („Pferdegeld“). Der in der Inszenierung stark an das Theater angelehnte Film spiegelt in seiner schwer zu entschlüsselnden, sehr kunstgewerblich anmutenden Erzählweise die Auswirkungen revolutionärer Ereignisse auf die Psyche einfacher Menschen. Auch der Spezialpreis der Jury an „Listen Up Philip“ („Halt die Klappe, Philip“) von Alex Ross Perry (USA), das schwatzhafte Porträt eines eitlen Jung-Schriftstellers, rief Verwunderung hervor.

Die Preisverleihung sollte am Samstagabend auf der Piazza Grande stattfinden, dem Marktplatz der malerischen Stadt am schweizer Ufer des Lago Maggiore. Das 67. Internationale Filmfestival Locarno hatte in zehn Tagen knapp dreihundert Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme in verschiedenen Sektionen gezeigt.