/ G wie Gugel
Mit Gugel reist man in rasender Geschwindigkeit einmal durch das Universum, kreuz und quer, hoch und runter, hin und zurück. Und ehe man sich versieht, beginnt die Reise wieder von vorne. Bei Gugel, sagt Gugel, fängt vorne alles an. Und so reist man mit Gugel, wie es Gugel gefällt. Juhu, juchei, jucheissassa, ein lustiges Treiben ist’s mit der Gugelfahrt!
Gugel weiß alles. Gugel weiß sogar von Dingen, von denen es keinen Begriff hat. Was Gugel nicht weiß, gibt es nicht und macht uns nicht heiß. Gugel verzeiht sogar Ferler und ist so frei, auf verlernt umzustellen. Wer suchet, der findet. Gugel ist großer Sport.
Gugel hat ein Auge auf uns geworfen. Wir können uns da ganz sicher sein. Mit Gugel muss sich niemand mehr einsam fühlen. Was Gugel sieht, gibt Gugel gerne weiter. Das schätzen wir so an Gugel, dass Gugel aus nichts ein Geheimnis macht. Deshalb macht gugeln auch so viel Freude. Gugel meint es gut mit uns. Und wir meinen es gut mit Gugel.
Gugel hat ein Herz für Bücher. Am liebsten möchte Gugel alles lesen. Gugel hat Bücher wirklich zum Fressen gern. Darum: Finger weg von Büchern! Lasst uns lieber Piraten sein: „Fünfzehn Mann auf des toten Manns Kiste / Jo ho ho und ne Buddel voll Rum.“
Gugel erledigt alles für uns. Das ist ein Service! Mit Gugel wird die Freiheit sogar frei Haus gebracht. So werden wir alle – Gugel sei Dank – zu Guglern gemacht. Gugelnd stehen wir an vorderster Front, ganz bei uns. Es ist unser Frühling. Noch einmal lassen wir uns kein X vor ein U machen: Von hier und heute geht eine neue Epoche der Weltgeschichte aus, und wir können sagen, wir sind dabei gewesen.
Gugel sagt: Du bedeutest mir etwas. Jeden Tag, jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde. Man könnte sich glatt in Gugel verlieben. Gugel hegt und pflegt uns, wie es uns gefällt. Gugel ist wirklich ein Schmeichler: Ich zumindest weiß, dass ich – und nur ich – bei Gugel an erster Stelle stehe. Da kann kommen, wer oder was will. Dafür darf sich Gugel auch meiner ganz sicher sein.
Gugel ist immer für einen Spaß zu haben. Sie zieht an ihrem Zipfel und gebärdet sich wie eine Närrin. Ach was, sie ist eine Närrin, sie gibt es nur nicht gerne zu. Man könnte ihr diese Eigenart übel nehmen. Franz und Fritz sind jedenfalls nicht gut auf sie zu sprechen. Aber es ist wie immer: Am Ende gefällt jedem Narren seine Kappe. „Er zog die Gugel von der Platten gare, / Der dritt sprach, es ist ein Mönch fürwahre, / Und ist in unserm Land ein fremder Mann. // Er zuckt die Gugel gar nieder auf den Rücken, / Er trat zu den Bauren gar voll Tücken, / Wie bald trat Engelmayer zu ihm dar.“ Ein echter Tausendsassa, diese Gugel – wie aus einem Wunderhorn. Kein Weg ist ihr zu weit, kein Schacht zu hoch, kein Flöz zu breit. Und als wäre es nicht genug, geht sie auch noch durch den Magen. Du bist zum Reinbeißen, mein kleiner Gugelhupf.
Gugel gibt uns Halt. Einstürzende Neubauten schrecken uns nicht. Gugel weiß immer Rat. Klick einmal, dann wird alles wieder gut. Gugel ist wie Medizin, nur dass sie nicht bitter schmeckt. Gugel will es allen munden lassen. Ich bin wirklich froh, dass es Gugel gibt.
Mit Gugel sind wir überall zu Hause. Mit Gugel machen wir uns die Fremde zu eigen. Denn Gugel ist bei uns und mit uns. Die Welt kommt zu uns, dank Gugel. Gugel ist unsere Burg.
Gugel ist perfekt. Von Gugel können wir uns kein Bild machen. Aber Gugel macht sich ein Bild von uns. Oh Gugel!
Gugel zahlt sich aus.
Dieter Heimböckel ist Professor für Literatur und Interkulturalität an der Uni Luxemburg. Seine Beiträge erscheinen im Tageblatt (samstags) und an dieser Stelle im Zwei-Wochen-Takt.
Die Kolumne trägt den Namen Flöz und lädt zu einer Suchbewegung durch das ABC gedanklicher Rohstoffe ein. Was dabei genau herauskommt, liegt wie im Flöz allerdings noch im Verborgenen.
- Was Jugendliche im Internet treiben: Bericht zeigt Nutzungsverhalten auf digitalen Geräten - 8. Februar 2023.
- Kritik am FDC: Die „schmutzigen“ Investments des „Pensiounsfong“ - 7. Februar 2023.
- Ein Plan für mehr Naturschutz in Luxemburg - 3. Februar 2023.