„Fräulein Else & Leutnant Gustl“

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Der Portier zeigt uns den Weg in den Keller des Grand Théâtre. Dort, in einem Raum mit offenbar schalldichten Wänden, proben zurzeit die beiden Schauspieler Max Thommes und Larisa Faber mit ihrer Regisseurin Marion Rothhaar einen Schnitzler. Oder genauer gesagt: zwei Schnitzler.

Der Raum wirkt kahl und ein bisschen schmuddelig. Auf den paar herumstehenden Tischen stapeln sich Unterlagen, jede Menge Papier, ein paar Ordner. Jeder Stuhl sieht anders aus, in der Mitte des Raumes steht ein schwarzes, schönes Klavier. Larisa Faber ist schon da, auch wenn heute eigentlich Max Thommes dran ist, da vor allem der „Leutnant Gustl“ geprobt wird.

Maskénada
Fräulein Else und Leutnant Gustl

Vorstellungen:
• 12., 13., 17. 19. und 20 Juli um 20 Uhr
• 13. und 20. Juli um 16 Uhr
• Im Hotel Le Place d’Armes

Informationen:
Tel.: 27489382
info@maskenada.lu
www.maskenada.lu

Marion Rothhaar kommt herein, mit einem Strahlen im Gesicht und einem Kaffeebecher in der Hand. Sie fängt gleich an zu erzählen, von Schnitzler, von der Wiener Moderne, von Claude Mangen, mit dem sie ihre Projekte bespricht. Und der ihr eine Schnitzler-Trilogie vorgeschlagen hatte. Das wird es nun ja fast, nach „Anatol“ im März 2012 und der jetzigen Produktion. Zwei Novellen, die zu einem Theaterabend werden. Max Thommes schlappt herein, grinst und sieht noch etwas müde aus. Es ist viertel nach zehn Uhr morgens.

Die Gefühlswelt des Fräulein Else

Während wir uns mit Marion Rothhaar unterhalten, ziehen sich die beiden Schauspieler um. Extra für uns werden sie gleich eine Szene aus „Fräulein Else“ spielen. Larisa Faber ist noch unschlüssig, soll sie barfuß spielen oder doch die Schuhe mit den hohen Absätzen anziehen? Sie entscheidet sich für die Schuhe. Wir ziehen uns ein bisschen zurück. Es geht los. Aus dem Rohen, ohne Vorgeplänkel, ohne Regieanweisungen.

In ihrem braunen, langen Samtkleid steht Larisa Faber mitten im Raum, mit wenigen Sätzen zieht sie uns hinein, in die Gefühlswelt des Fräulein Else. Gleich wird sie auf den reichen Kunsthändler Dorsday treffen, er widert sie an, allerdings hängt doch das Schicksal ihrer Familie von seinem guten Willen ab. Was wird er nur von ihr fordern, damit er Elses Vater vor dem drohenden gesellschaftlichen und finanziellen Ruin bewahrt?

Dorsday kommt, selbstgefällig und arrogant nähert er sich dem jungen Mädchen. Er hat das Ass im Ärmel, und das lässt er auch ordentlich heraushängen. Die kurze Szene wirkt auf uns wie eine Synthese des zu erwartenden Theaterabends. Larisa Faber wechselt zwischen dem Dialog mit Dorsday und inneren Monologen hin und her. Innenwelt und Außenwelt, Schein und Sein, Spiel und Nacktheit, alles ist schon da in den paar Minuten. Das ist vielversprechend. Auch Marion Rothhaar ist zufrieden. Jetzt muss das Spiel der beiden nur noch an den Aufführungsort transportiert werden. Denn schließlich handelt es sich um eine Produktion von Maskénada, einem freien Künstlerkollektiv, das sich auch dadurch auszeichnet, seine Theaterstücke immer an ungewöhnlichen Orten zu präsentieren.

Für „Fräulein Else und Leutnant Gustl“ fiel die Wahl auf die Lobby des Fünfsternehotels „Hotel le Place d’Armes“. Dort geht es zumindest erst einmal los, doch der Abend ist noch lang …