Noch zollen sie einander Respekt, am ersten und zweiten Tag der Frankfurter Buchmesse, sind doch alle beide vom selben Schlichter abhängig: Luxemburgs Kulturministerium, das erstmals die Schirmherrschaft über den Ausstellungsstand in Frankfurt übernommen hat.
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Auch für Guy Rewenig samt ultimomondo ist es eine Premiere: Zum ersten Mal ist auch sein Verlag, den er im Jahr 2000 mit Roger Manderscheid aus der Taufe hob, in Frankfurt vertreten. Womöglich erinnern Sie sich noch an die Polemik, die im vergangenen Jahr in unseren Feuilletons entbrannte: Ein Leserbrief folgte dem nächsten, Polemiken wurden entfacht, Solidarität bekundet oder verwehrt.
Große Polemiken für ein kleines Land
Luxemburgs Kulturverantwortliche zogen Konsequenzen und boten einen Kompromiss an: Fortan stellt auf allen internationalen Messen das zuständige Ministerium einen nationalen Ausstellungsstand. Und jeder, der mag, völlig gleichgültig ob er dem Verband der „Lëtzebuerger Bicherediteuren“ angehört oder nicht, kann das Angebot annehmen oder aber ablehnen.
Und so freut sich Guy Rewenig, seinen gesamten Katalog ins Schaufenster der Frankfurter Buchmesse zu stellen und sich zugehörig und nicht ausgeschlossen zu fühlen. Und doch fühlt er sich ins Abseits gestellt. Der Grund? „Eine Einladung, uns für den diesjährigen Luxemburger Buchpreis zu nominieren, wurde uns nie zugestellt“, sagt Guy Rewenig, der im vergangenen Jahr seinen eigenen Literaturpreis ins Leben rief: den „Lëtzebuerger Bicherpräis“, der Jahr für Jahr bedeutende Persönlichkeiten auszeichnet, die sich in Luxemburg „bedingungslos für das Buch aufopfern“.
Wir wundern uns, erinnern wir uns doch an die Rede der Vorsitzenden der Luxemburger Buchverleger, Susanne Jaspers, im vergangenen Jahr im Rahmen der feierlichen Preisverleihung auf den „Walfer Bicherdeeg“. Damals verkündete sie, dass sich der Luxemburger Buchpreis fortan auch Verlegern öffnet, die nicht Mitglied des Verlegerverbandes sind. Was mögen die Gründe sein? Wurde es tatsächlich versäumt, Nicht-Mitglieder des Verbandes zu ermutigen, ihre Favoriten ins Rennen zu schicken?
Lesung
Susanne Jaspers weist die Vorwürfe vehement zurück: „Kein anderer Verlag hat Interesse gezeigt. Auch nicht ultimomondo!“, verdeutlicht die Vorsitzende des Verlegerverbandes.
Wie dem auch sei, in Frankfurt wird nicht nur polemisiert, sondern auch Kunst geschöpft. Am Freitag (14.10.), Punkt 15 Uhr, lädt Luc Spada zu einer Lesung ein und liest aus seiner ersten Erzählung „So sehr du mich auch willst, du wirst mich immer mehr wollen“ (Op der Lay 2010). Zwei Tage später ist es Jean Back, der genüsslich und entspannt aus seinem preisgekrönten Roman „Amateur“ (ultimomondo 2009) zitieren wird.
Mangelnde Kommunikation
„All das zu koordinieren, war nicht einfach. Es mangelte an Kommunikation mit dem betreffenden Ministerium. Zu keinem Zeitpunkt kam es zu Gesprächen. Wir Buchverleger wurden gänzlich ausgeschlossen“, erzählt Susanne Jaspers. Auch drohten verschiedene Veranstaltungen sich zu überschneiden, sollte zu Beginn Luc Spada doch tatsächlich zu der Zeit lesen, wenn die „Lëtzebuerger Bicherediteuren“ ihre Shortlist zum Luxemburger Buchpreis vorstellen. Letztendlich konnten Termine verschoben werden und keiner der Anwesenden in Frankfurt wird in den Schatten gestellt.
„Wir haben 30 Jahre Erfahrung“, sagt Susanne Jaspers und hofft auf eine bessere Zusammenarbeit mit dem Kulturministerium. Denn auch sie weiß nur zu gut, dass die Messe in Frankfurt die bedeutendste von allen ist. Hier werden unentwegt Verträge geschlossen und Lizenzen verteilt. „Und wer weiß, vielleicht findet ein ausländischer Verleger Interesse an einem unserer Autoren. Dann hätten wir unser Ziel erreicht“, verdeutlicht Susanne Jaspers. Dass dies möglich ist, davon zeugt die „Geschichte Luxemburgs“. Michel Paulys Werk, das vor einigen Monaten im renommierten Verlag C.H. Beck erschien, steht recht günstig im Ausstellungsstand des Verlags. Und auch Pol Sax hat keinen Grund zur Sorge und kann sich nicht beklagen. Sein mit dem „Prix Servais“ ausgezeichneter Roman „U5“ steht ganz oben im Regal des Elfenbein-Verlags. Das Werk ist gar als Taschenbuch erschienen und ein weiterer Roman des in Berlin lebenden Schriftstellers wird in naher Zukunft erscheinen. Das sagte uns ein Verlagsmitarbeiter am Tag der Eröffnung der Frankfurter Buchmesse, die noch bis zum 16. Oktober in die Welt des gedruckten und digitalisierten Buchs entführt.
Große Enttäuschung
Was nun die Luxemburger Präsenz auf der diesjährigen Buchmesse betrifft, so fällt die Bilanz nach zwei langen Messetagen ernüchternd aus. Zugegeben, der Stand ist nicht gerade so trostlos wie der auf dem Pariser „Salon du livre“ im vergangenen Jahr. Doch nur wenige Luxemburger Verleger, Schriftsteller und Besucher haben den Weg in die Halle 4 gefunden. Zwar ist der Stand geschmückt mit bunten Büchern über die Gebrüder Schleck und geheimnisvolle Gärten, mit Kinderliteratur aus dem Hause ultimomondo, Veröffentlichungen aus dem Forschungszentrum CNL, doch blickt man genauer hin, so vermutet man diesen Stand eher auf einer Tourismus- als auf einer Buchmesse.
Diesen Eindruck teilt auch Susanne Jaspers, die am Donnerstag von einer großen Enttäuschung sprach. Es kann nur besser werden. Davon sind hier alle überzeugt oder hoffen es zumindest.
De Maart
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