/ Erotische Erdmöbel für Schwule
Seit drei Wochen steht das ungewöhnliche Sargmodell im Schaufenster der Kölner Bestatter Thomas Brandl und Michael Königsfeld. Entstanden ist das erotisch angehauchte Erdmöbel auf Anregung der beiden Unternehmer. Die Zielgruppe sind schwule Männer und ihre Hinterbliebenen.
Die 32 und 34 Jahre alten Geschäftsleute sind selbst ein Paar und machen daraus kein Geheimnis. Neben dem Sarg haben sie auch Urnen in Regenbogenfarben, dem Symbol der internationalen Schwulen- und Lesbenbewegung, im Sortiment. Zudem ist als Pendant zum Prachtsarg mit nackten Modells auch eine entsprechende Urne lieferbar. „Es gibt auch einen Sarg mit dem Regenbogen, aber ehrlich gesagt, ich finde, er sieht furchtbar aus“, räumt Brandl ein. Natürlich betreuen die Kölner auch konventionelle Trauerfälle. Aber für ihre schwule Kunden stellen sie auch den Kontakt zu speziellen Rednern und Trauerbegleitern her und organisieren Baumbestattungen an einem Baum, an dem nur homosexuelle Männer und Frauen beigesetzt werden.
Offenbar Bedarf nach schwuler Trauerkultur
Der Markt für homosexuelle Trauerdienstleistungen ist offenbar vorhanden, Schätzungen zufolge ist jeder zehnte Kölner dem eigenen Geschlecht zugeneigt. Schon seit einiger Zeit haben sich verschiedene Bestatter gezielt an die „Community“ gewandt, mit ihrem sehr speziellen Sarg setzen Brandl und Königsfeld allerdings einen besonderen Akzent.
Ihre Idee realisierten sie mit dem Münchner Fotokünstler Andreas Emde. Er hat sich darauf spezialisiert, Särge mit speziell bedruckten Leinen zu bekleben, das nahezu jedes beliebige Foto abbilden kann. So kann man sich eingesargt im Blumenmotiv, Sonnenuntergang oder dem Panorama der Heimatstadt unter die Erde oder ins Krematorium bringen lassen. „Wir hatten auch schon einen Fotosarg mit der Kölner Skyline im Schaufenster stehen, da hat es aber kaum Reaktionen gegeben“, berichtet Brandl. Ganz anders aber bei dem, was die Bestatter ihren „schwulen Sarg“ nennen. „Natürlich gab es Leute, die vor dem Schaufenster die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen haben“, sagt Königsfeld, die meisten Passanten seien jedoch begeistert. „Wir hatten eine Witwe im Büro, deren Mann wir beerdigt haben und die von den knackigen Jungs auf dem Sarg ganz angetan war.“ Überhaupt seien Damen von 60 bis 80 Jahren für das Modell sehr aufgeschlossen. Ob es sich aber tatsächlich durchsetzt, werden erst die kommenden Monate zeigen.
Konkurrenten rümpfen die Nase
Ein Konkurrent nannte das Modell bereits „grenzwertig“, ein anderer war nicht sicher, ob nackte Männer zu einem würdevollen Abschied vom Leben passen würden. Lieferbar ist der „schwule Sarg“ aus Kiefernholz innerhalb von zwei Tagen. Mit einem Preis von 1.650 Euro liegt er nach Angaben der Bestatter im mittleren Preissegment. Die entsprechende Urne kostet 245 Euro. Brandl und Königfeld sehen sich auf dem richtigen Weg: „Es ist für Schwule und Lesben nicht ganz einfach, zu einem Bestatter zu sagen, dass sie ihre Lebenspartner beerdigen müssen. In dieser äußerst schwierigen Situation ist es für sie einfacher, einen Ansprechpartner zu haben, der sie versteht.“ In der Firmenwerbung heißt dazu: „Wer sich einen etwas wärmeren, etwas phantasievolleren Abschied wünscht, findet in uns einen einfühlsamen Partner.“ Ein Glas Sekt am offenen Grab kann dazu ebenso gehören wie bunte Luftballons bei der Trauerfeier.
dapd
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