Elektroakustische Lauscher

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DIFFERDINGEN - Packo Gualandris, zarte 31 Jahre jung, lebt den Beat. Im Dachgeschoss seines Elternhauses hat er sich eingenistet. Auf einem überdimensionalen Flachbildschirm flimmert der Schriftzug „Oberkorn Studios“.

Hier unter den Dachpfannen lebt und arbeitet Packo. Wie viele Stunden am Tag, weiß er nicht so genau. Sitzt
er hinter seinem Keyboard, steht die Zeit still. Stundenlang. Tagelang.

Gewinnspiel: Drei T-Shirts

Da Packo bis zum heutigen Tag noch keinen physischen Tonträger veröffentlicht hat, unseren Lesern dennoch eine Freude bereiten möchte, verlost er drei T-Shirts mit der Eigenmarke „Packo Gualandris“.

Senden Sie uns eine E-Mail mit dem Betreff „Packo“ an kultur@tageblatt.lu und geben Sie sowohl Ihre Anschrift als auch die Größe (Small, Medium, Large) an, in der Sie das T-Shirt haben wollen. Wir wünschen viel Glück. Die Gewinner werden von uns und Packo Gualandris persönlich benachrichtigt.

http://www.packogualandris.com/

Der politisch engagierte Differdinger ist Produzent und Komponist zugleich. Wann genau er damit angefangen hat, weiß der Soundtüftler auch nicht mehr so genau. Doch erinnert er sich an jenen besonderen Tag, an dem ihm eine elektronische Orgel in die Hände fiel. Damals war Packo fünf Jahre alt. Die Liebe zu Tasten und Drehknöpfen weckte immer mehr sein Interesse an der elektronischen Musik.

Im Alter von fünfzehn Jahren legte er sich sein erstes Keyboard zu. Das war zu jener Zeit, als in Deutschland die „Love Parade“ ihren Höhepunkt erreicht hatte und sich Europas einflussreichste Soundtüftler „Mayday“ auf die Fahne schrieben. Mit 15 Jahren fing Packo an, selbst zu komponieren, sehr sachte und behutsam, denn er selbst bezeichnet sich als Autodidakt. „Das hat seine Vorteile“, sagt der Komponist. „Ich bin frei und brauche mich nicht nach Notenblättern zu richten!“

Unkonventionelle Soundcollagen

Doch Packo haut nicht nur in die Tasten, sein Studio in Oberkorn ist ein kleines Museum, eins für Instrumente. In einer dunklen Ecke steht ein Schlagzeug, unter einem Tisch aus massivem Holz ein Gitarrenverstärker, links reihen sich Blasinstrumente aneinander, rechts liegt eine Mundharmonika. Akustik und Elektronik gehen bei Packo Gualandris Hand in Hand. Und gerade aus diesem Grund hat er den Entschluss gefasst, sich als Produzent in Luxemburg zu etablieren. „Nein, ein Star will ich nicht werden“, sagt ein bescheidener Packo. Er ist eher „kontaktscheu“. Das erklärt auch, warum er sich schwer damit tut, die von ihm produzierten Tracks an Plattenlabels zu versenden, um möglicherweise einen Plattendeal einzuheimsen.

„Doch es gibt noch einen zweiten Grund. Ich wüsste nicht, zu welchem Label“, so Packo Gualandris, der sich bewusst vom Mainstream distanziert. „Ich versuche stets, neue Klänge zu kreieren“, so Packo, bekennender Verehrer von Jean-Michel Jarre, jenem Mastermind, dem es als Erstem gelang, mittels unkonventioneller Soundcollagen Weltruhm zu erlangen.

Zu Beginn seiner Karriere war er dem Trance verfallen, nach einigen Jahren wurde ihm die Musik zu repetitiv. Hardcore verabscheut er, Drum ’n’ Bass ist ihm auf Dauer zu anstrengend. Packo bevorzugt progressive House-Musik, eingebettet in treibende Beats und skurrile Sounds. Diese Arbeitsweise stößt auf Gegenliebe. Immer mehr Musiker suchen die direkte Zusammenarbeit mit Packo Gualandris. „Einer meiner liebsten Tracks ist ein Remix des Songs ’Fuck You’ von Babyoil“, erzählt der Autodidakt. Doch das Leben als freischaffender Künstler ist nicht immer rosig. Das weiß auch Packo. Auch wenn er kein Großverdiener ist, so schätzt und genießt er jede einzelne Minute in seinem hauseigenen Studio. Doch Packo produziert nicht nur, er ist auch DJ und bringt an Wochenenden, bis in die frühen Morgenstunden hinein, die Plattenteller zum Glühen.

Auftritte in angesagten Clubs

Für Packo zählt ausschließlich die Vinyl-Platte. „Ich könnte mir nicht vorstellen, mit CDs, gar mit einem Laptop auf die Bühne zu treten“, verdeutlicht der junge Mann, der über 2.000 Platten sein Eigen nennt. „Der Klang ist einfach ein anderer. Er fließt direkter und ist unaussprechlich warm“, verdeutlicht Packo. Manchmal zieht es ihn auch ins Ausland, dank der Kontakte, die er mit der Vereinigung ODD (Organic Dance Department) knüpfen konnte. Im Mai des vergangenen Jahres legte er in Russland auf und am 26. dieses Monats zieht es ihn für mehrere Tage nach Tschechien, wo er in angesagten Clubs auftritt.

Die Sterne stehen günstig. Das spürt auch Packo Gualandris, der keine Möglichkeit auslässt, um nach ihnen zu greifen. Ob er dann mal eine eigene Platte veröffentlichen wird, wollen wir von ihm wissen. „Ich weiß es nicht“, so Packo. Denn es stelle sich unweigerlich wieder die Frage: „Zu welchem Label sollte ich ziehen?“ Das bedeutet aber noch lange nicht, dass er überhaupt nichts veröffentlicht. Einige seiner Tracks werden weltweit digital veröffentlicht, in Russland, in Belgien, in naher Zukunft auch in Dänemark. Die Digitalisierung macht’s möglich.