Einige gegen den Rest der Welt

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Die Clearstream-Affären hatten sowohl in Luxemburg als auch in Frankreich für reichlich Wirbel gesorgt. Der Film könnte auch jetzt, kurz nach dem Platzen der LuxLeaks-Bombe, wieder für Aufsehen sorgen.

or allem dürfte es Wasser auf die Mühlen derer sein, die schon immer sagten, Luxemburg sei einzig eine Geldwaschanlage. Der Film beginnt mit dem scheinbaren Ende von Denis Robert: Bei einer Hausdurchsuchung durch die Polizei, nach Jahren des Kampfes gegen den Giganten Clearstream, bricht er zusammen. Im Rückblick wird dann die Geschichte seiner Ermittlungen erzählt. Nachdem er seinen Job bei der Zeitung Libération kündigt, will er ein Buch schreiben. Er nimmt Kontakt mit dem Richter Van Ruymbeke auf, um diesen über seine Arbeit zu befragen.

„L’enquête“ ist eine belgisch-französisch-luxemburgische Koproduktion, die Produktionskosten beliefen sich auf rund acht Millionen Euro, der luxemburgische Beitrag betrug zwei Millionen, erklärte uns Koproduzent Claude Waringo von Samsa Film.

„L’enquête“ läuft ab dieser Woche im Kino Utopolis.

Ab dann spielt sich ein Großteil seiner Recherchen in Luxemburg ab, wo etliche Szenen gedreht wurden: Kirchberg, Zentrum, Belair. Hier trifft er zwei Ex-Mitarbeiter von Clearstream: Zum Ersten Ernest Backes, im Film dargestellt von Marc Olinger, der ihn in das Geheimnis der geheimen Konten („comptes non-publiés“) einweiht und ihm in mehreren Zusammentreffen das „System“ erklärt. Einen zweiten Informanten findet er in Régis Hempel, einem weiteren Ex-Mitarbeiter von Clearstream, der ihm u.a. verrät, wie die Spuren von Geldtransaktionen verwischt wurden.

Parallele Geschichten

Kompliziert ist der Film, da parallel zu den Recherchen von Robert auch die Ermittlungen des französischen Richters Van Ruymbeke gezeigt werden, der eine dubiöse Waffenlieferung Frankreichs an Taiwan untersucht, dies vor dem Hintergrund der politischen Auseinandersetzung zwischen Dominique de Villepin und Nicolas Sarkozy.

Er wollte anfangs nicht eine Geschichte über Denis Robert und dessen Kampf gegen Clearstream drehen, sondern allgemein über die Finanzwelt, erklärte Regisseur Vincent Garenq dem Tageblatt anlässlich einer Pressevorführung des Films. Das habe sich aber geändert, nachdem er die Bücher „Révélation$“ und „La boîte noire“ gelesen und Robert getroffen habe.

14 Jahre in hundert Minuten

Ein Problem des Films besteht darin, dass er versucht, eine Geschichte, die sich in der Realität über 14 Jahre hinzog, in hundert Minuten zu zwängen. Das hat unweigerlich zur Folge, dass der Zuschauer, der die Clearstream-Affäre(n) nicht kennt, während der ersten zehn Minuten des Films etwas verloren ist.

Der Streifen fängt sich jedoch und man ist schnell vom Geschehen gefesselt. Thema des Films ist der Kampf von David gegen Goliath, des Journalisten Denis Robert gegen Clearstream. Juristisch und seelisch zermürbt, will Robert schließlich den Kampf aufgeben. Am Ende triumphiert er doch und seine Bücher werden Bestseller. In letzter Instanz werden Clearstreams Schadenersatzforderungen zurückgewiesen. Einige Seitenhiebe gibt es auf die französische Presse, die Robert quasi auf dem Scheiterhaufen verbrannte.

Reich an Lokalkolorit

Trotz der hundert Minuten hat der Film der Film ein gut dosiertes Tempo: weder Hektik noch Längen. Die zahlreichen „rebondissements“ lassen keine Langeweile aufkommen. Durch die luxemburgischen Schauspieler und die im Großherzogtum gedrehten Szenen erhält der Film ein luxemburgisches Lokalkolorit, das man selten in ausländischen Filmen findet. Die luxemburgischen Schauspieler sprechen französisch mit dem markanten luxemburgischen Akzent.

Erstens habe er, da in Luxemburg gedreht wurde, darauf bestanden, auch mit hiesigen Schauspielern zusammenzuarbeiten, sagte uns Garenq. Er hasse nichts so sehr wie Filme, die in einem Haussmann-Haus im 16. Arrondissement von Paris gedreht würden mit Schauspielern, die man schon tausend Mal auf der Leinwand gesehen habe. Zweitens wollte er von den luxemburgischen Schauspielern, dass sie ihren Akzent nicht unterdrücken.

„Sehr realistisch“

In einer größeren Nebenrolle des Ex-Clearstream-Angestellten Régis Hempel ist Christian Kmiotek zu sehen. Den „echten“ Régis Hempel fragten wir nach der Vorstellung, wie er die Darstellung seiner Person und der Geschichte, so wie er sie erlebte, gefunden habe. „Sehr realistisch“, meinte er. Garenq hat alle Hauptprotagonisten der Affäre, die im Film dargestellt werden, persönlich getroffen, außer Ernest Backes, der offensichtlich nichts damit zu tun haben wollte. Man solle vom Film keine Antwort auf die Frage erwarten, wie das denn wirklich war mit Clearstream. „C’est presque un film de divertissement“, sagte Garenq. Der Film gebe keine endgültige Meinung zur Affäre ab, es sei die Geschichte von Denis Robert.

Den Hauptdarsteller Gilles Lellouche konnte man kürzlich im Kriminalfilm „La French“ von Cédric Jimenez sehen, in dem er in der Rolle des Marseiller Gangsterbosses Gaëtan Zampa überzeugt. Lellouche sei seine erste Wahl gewesen, sagte Garenq. Lellouche sei ein Schauspieler, der nicht übertreibe, wenn er schauspielere, „il est toujours le plus juste“. „Juste“ im Sinne von „juste ce qu’il faut“.

Die Leistung Christian Kmioteks hat ihn so überzeugt, dass er ihn gleich für einen weiteren Film m engagierte: „Kalinka“, eine deutsch-französische Koproduktion über den gleichnamigen Kriminalfall.