/ Ein schallendes Gesamtkunstwerk
Doch wir wollen ja keinen Urlaub machen, sondern haben uns mit Catherine Lorent im Ca’ del Duca, dem Luxemburger Pavillon, verabredet, um uns mit ihr über ihre Arbeit „Relegation“ zu unterhalten, mit der sie unser Land anlässlich der 55. Kunstbiennale vertritt.
Catherine Lorent (mit Gitarre) bei der Probe mit Nataša Gehl im Flur der Ca’ del Duca.
55. Biennale von Venedig
Catherine Lorent:
„Relegation“
• Vom 1. Juni bis zum
24. November 2013
• Di.-So., 10-18 Uhr
Kontakt
Ca’ del Duca
Corte del Duca Sforza
San Marco 3052, Venezia
Tel.: (+352) 39 041 52 07 534
„Schon wieder dieser Pollen!“ Eine Schicht aus winzig kleinen, gelben Staubkörnern hat sich über den schwarzen Lack der drei Flügel gelegt, die zur Installation „Relegation“ von Catherine Lorent gehören. Mit einem Wedel rückt sie dem hochglanzstörenden Naturprodukt zu Leibe. Überall an den Decken des altehrwürdigen Gebäudes – mit dessen Bau in der Mitte des 15. Jahrhunderts begonnen wurde und das seit 1999 als Luxemburger Pavillon anlässlich der traditionsreichsten Kunstschau der Welt, die in diesem Jahr bereits zum 55. Mal abgehalten wird, dient – hängen elektrische Gitarren der Marke Gibson, Modell Explorer, veredelt von Alexander Marcus.
Gitarren und Flügel
Der US-Musikinstrumente-Produzent hat sie der jungen luxemburgischen Künstlerin freundlicherweise für ihre Arbeit zur Verfügung gestellt. Ob wohl auch Pollen an ihnen klebt? Sollte dem so sein, wird sich dieser spätestens dann lösen, wenn die Saiten der Instrumente zum Schwingen gebracht werden. Denn die Gitarren kommen während der Dauer der Ausstellung permanent zum Einsatz, genau so, wie dies bei den Flügeln auch der Fall ist.
Kuratiert von Anna Loporcaro und unter der Leitung von Ausstellungskommissar Clément Minighetti, die beide dem Team des Mudam angehören, hat Catherine Lorent, eine vielversprechende junge Künstlerin, diesmal den Auftrag erhalten, die Ca’ del Duca zu gestalten. Waren es 2011 noch Martine Feipel und Jean Bechameil, die mit ihren weichen, organisch wirkenden Wänden und dem Einsatz von Spiegeln den Palazzo zu einem stillen Wunderkabinett der besonderen Art mit leicht surrealistischem Flair machten, erwacht die Ca’ del Duca bei der diesjährigen Ausgabe der Biennale zu einem ganz neuen, völlig anderen – und keineswegs stillen – Leben.
Widersprüche
„Catherine Lorent arbeitet mit einem erweiterten barocken Kunstbegriff, der die Widersprüche einer modernen westlichen Lebensweise vor Augen führt und dialektisches Denken auf den Prüfstand hebt. Mit ihrer künstlerischen Herangehensweise bricht sie immer noch gängige Kategorisierungen auf: In visuell und akustisch aufgeladenen Installationen kombiniert sie Malerei, Zeichnung und Skulptur mit Performance, Musik und theatralischer Inszenierung. (…) Thesenblätter des 17./18. Jahrhundert zitierend, bedient sich die promovierte Kunsthistorikerin barocker Bildprogramme zu Themen des Erhabenen, Herrschaft und Macht und präsentiert ausdrücklich die Absurditäten und Gegensätze, die auch barocke Künstler als solche thematisierten.“
So heißt es in der offiziellen Dokumentation des Mudam zum Werk der 35-Jährigen. These und Antithese vermischen sich in „Relegation“ (der Titel ist ein Verweis auf die langjährige „Verbannung“, die Ablehnung des Barock in der Geschichte der Kunst) zu einem Gesamtkunstwerk.
Catherine Lorent hat die Ca’ del Duca mit Deckenmalereien ausgestattet, in der sich barocke Elemente wie Putten mit solchen aus der Rock-Szene und anderen musikalischen Richtungen, von Bach bis Death Metal, vermischen.
Auch an den Wänden hängen Zeichnungen und Malereien, darüber hinaus hängen von der Decke Operngläser herunter, mit denen die Besucher einen Blick auf die Details der Deckenmalereien werfen können. Doch die Besucher sind nicht nur reine Statisten, sondern werden zum Teil des Ganzen. Mittels Bewegungsmeldern werden die E-Gitarren sowie die Flügel per E-Bow, ein Effektgerät, das die Saiten elektromagnetisch in Schwingung versetzt, zum Klingen gebracht. So werden Töne erzeugt, die sich verändern, je nachdem, wie viele Besucher sich wo und wann in der Ca’ del Duca aufhalten.
„Tout Luxembourg“
Deren werden es am heutigen Abend wohl nicht wenige sein, denn dann findet die offizielle Einweihung des Luxemburger Pavillons anno 2013 statt. Und zu diesem Ereignis reist das „Tout Luxembourg“ der Kunstszene erfahrungsgemäß in die Lagunenstadt.
Anlässlich der Vernissage lädt Catherine Lorent an der Gitarre zusammen mit Nataša Gehl am Akkordeon zu einer Performance ein, auf die wir uns jetzt schon freuen, ganz egal, wie das Wetter ist! Und morgen Abend steht eine weitere mit Martin Eder, mit dem Catherine Lorent ihr Musikprojekt Gran Horno betreibt, an. Wer gerade in Venedig ist: Um 18 Uhr geht’s an beiden Abenden los.
- „Jahr des Umbruchs“ – Luxemburger Armee feiert Sankt Martin - 8. November 2017.
- Ein Altstadtfest wie kein Zweites - 15. Juli 2017.
- Zukunft des Polizeimuseums ungewiss - 5. Januar 2017.