/ Ein Kilometer zeitgenössische Kunst
Nach der Europäischen Kunstakademie in Trier, der Stadtgalerie Saarbrücken und der „Ecole supérieure d’art de Metz“ ist die Ausstellung „Kunstpreis Robert Schuman – Best of“ nun bis zum 2. November in Luxemburg zu sehen. Doch um abwechslungsreich zu bleiben und auch Besucher aus der Großregion anzuziehen, die die Ausstellung vielleicht bereits in einer der anderen Städte besuchten, haben sich die Luxemburger Kuratoren Anne Kayser und Kevin Muhlen eine neue Form einfallen lassen.
Parcours durchdie Altstadt
Auf fünf verschiedene Orte verteilt gleicht die Ausstellung einem etwa ein Kilometer langen Parcours durch die Luxemburger Altstadt. Vom Historischen Museum der Stadt Luxemburg in der rue du Saint-Esprit zum Nationalmuseum für Geschichte und Kunst über die rue Notre-Dame und den Kiosk Aica auf dem place de Bruxelles ins „Casino – Forum d’art contemporain“. Ein Eintrittsticket für fünf Euro (ermäßigt 4 Euro) ermöglicht den Besuch aller drei Museen.
„Es ist toll, zu sehen, wie viel Platz Luxemburg der zeitgenössischen Kunst einräumt“, schwärmt der in Montpellier lebende Philippe Jacq.
Ein ganzer Raum wurde dem Schuman-Preisträger von 2003 im „Casino“ für diese Ausstellung zur Verfügung gestellt. Da versteht es sich für den verspielten Künstler von selbst, nicht nur alte Kunstwerke auszustellen, sondern sich eigens für die Luxemburger Ausstellung etwas Neues einfallen zu lassen: Mit den Mitteln des Humors und des Sarkasmus hinterfragt der in Algerien geborene Künstler den Begriff der nationalen Identität. Die Farben der französischen Flagge und der Hahn als französisches Nationalsymbol ziehen sich durch den Raum. Der eitle Gockel, voller Stolz, Mut und Fleiß hängt bei Jacq hilflos von der Decke. Seine bunten Zeichnungen, die auf den ersten Blick wie Illustrationen für ein Kinderbuch aussehen, werden durch Details zynisch, aggressiv und kritisch: Verschiedene Nationalsymbole verwandeln sich in Vernichtungswaffen, die Kämme der Hähne haben die Form verschiedener Länder.
Auch die in Österreich lebende Künstlerin Andrea van der Straeten versteht ihre Kunst als ein Mittel, politisch Stellung zu nehmen. Läuft oder fährt man dieser Tage die rue Notre-Dame entlang, kann es sehr leicht sein, dass drei Grimassen schneidende Kinder einem einen Schrecken einjagen.
Der Künstlerin war es wichtig, ihr Werk im öffentlichen Raum auszustellen. Sie möchte untersuchen, wie diese Gesichter auf offener Straße wirken und ob sie Kommunikation auslösen. Deshalb lässt sie ihre Botschaft bewusst vieldeutig.
„Swing“ vonSu-Mei Tse
Besonders gefreut haben sich die Kuratoren über die Entscheidung des Historischen Museums, das Kunstwerk der Luxemburgerin und Robert-Schuman-Preisträgerin 2001 Su-Mei Tse zu kaufen und in ihre ständige Ausstellung zu integrieren.
Ihre Installation „Swing“, eine Schaukel aus Neonröhren, die der Interpretationslust ihrer Besucher den größtmöglichen Freiraum lässt, passe hervorragend in einen der gewölbten Kellerräume aus Stein des Historischen Museums, findet Kurator Kevin Muhlen.
Nicht nur für das Werk Su-Mei Tses haben die Kuratoren einen geeigneten Raum gewählt, die gesamte Ausstellung ist gut konzipiert und bringt die Werke jeden Künstlers durch passende Positionierung zur Geltung. Bestes Beispiel hierfür ist vielleicht die Installation der Saarbrückerin Pia Müller, die im letzten Jahr den Robert-Schuman-Preis gewonnen hat und bei der Ausstellung „Best of“ nun den Kiosk auf der place de Bruxelles wiederbeleben will.
Müller untersucht Lakritzschnecken, Brausetabletten oder Gumminashörner, projiziert ihr Experiment auf eine Leinwand und möchte dem alten, in Vergessenheit geratenen Kiosk wieder Leben einhauchen und bei ihren Besuchern Erinnerungen wecken. Denn wer hat nicht schon einmal Lakritzschnecken auseinandergerollt und sie sich zum Beispiel als Kette um den Hals gehängt? Auch wenn es verdammt lang her ist …
Date: ce soir, vendredi 3 octobre, 20 h Thème: Abigail Internet: www.nivu-niconnu.lu Réseravtions: info@nivu-niconnu.lu |
Wer, wann und wo? Kiosk Aica: Place de Bruxelles: Pia Müller Casino – Forum d’art contemporain: 41, rue Notre-Dame, montags bis freitags 11 bis 19 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr: Philippe Jacq Mur du jardin du Centre Guillaume II: 2, rue Notre-Dame: Andrea van der Straeten Musée d’Histoire de la Ville de Luxembourg: 14, rue du Saint-Esprit, dienstags bis sonntags 10 bis 18 Uhr: Dominique Petitgand und Su-Mei Tse Musée national d’histoire et d’art: dienstags bis sonntags 10 bis 17 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr: Wolfgang Nestler, Margit Schäfer, Marie-Paule Schroeder und Andrea van der Straeten |
PRIX ROBERT SCHUMAN Der Kunstpreis Robert Schuman trägt den Namen des in Luxemburg geborenen französischen Politikers Robert Schuman (1886-1963), Vater der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl und von 1958 bis 1960 erster Präsident des Europäischen Parlaments. Der Preis wird seit 1991 von den Städten des Verbundes Quattropole – Luxemburg, Metz, Saarbrücken und Trier – zur Förderung des regionalen zeitgenössischen Kunstschaffens verliehen. Er ist mit 10.000 Euro dotiert.
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