E wie Eigen

E wie Eigen
(dpa)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Nach dem geflügelten Wort eines berühmten Dichters muss das Eigene so gut gelernt sein wie das Fremde. Die Sprache geht in dieser Hinsicht mit gutem Beispiel voran.

„Das eigene Fleisch und Blut; auf eigenen Füßen stehen; sich sein eigenes Grab schaufeln; sein eigener Herr sein; der Prophet im eigenen Land ist nichts wert; auf den eigenen Vorteil bedacht sein; auch auf dem höchsten Thron sitzt man auf dem eigenen Hintern; sich etwas zu eigen machen; eigener Herd ist Goldes wert; mit eigenen Augen; von eigener Hand; eigen Kohl schmeckt wohl; das eigene Haus, Heim, Geld, Auto, Geschäft, Leben, Konto; in eigener Sache; die eigene Schuld; der eigene Entschluss; eine eigene Art haben; vor der eigenen Haustüre kehren; eigen Nest hält wie die Mauer fest; der Lauscher an der Wand hört nur seine eigne Schand; der eigene Hund macht keinen Lärm, er bellt nur; der eigene Grund und Boden; sich um die eigenen Angelegenheiten kümmern; etwas Eigenes besitzen; eigen Stroh ist besser als fremde Wolle; ein eigenes Einkommen; Lob im eigenen Mund stinkt; sich auf das eigene Bett freuen; auf eigene Faust handeln; Eigen ist zu unterscheiden; die eigenen Wurzeln; eigene Erfahrung ist der rechte Meister; sich an die eigene Nase fassen; über die eigenen Füße stolpern; seine eigene Haut zu Markte tragen; sich ins eigene Fleisch schneiden; eigene Fehler sieht man nicht; sich etwas in die eigene Tasche lügen; etwas auf die eigene Kappe nehmen; etwas auf eigene Kosten tun; die Schönheit ist den Kindern eigen; eigen Handwerk leidet Not; auf eigene Gefahr; die eigene Mutter, Frau, Tochter, Schwester, Freundin; eigen Kind, liebes Kind; Herr im eigenen Haus; etwas am eigenen Leib erfahren; die eigene Haut retten; jemanden mit den eigenen Waffen schlagen; im eigenen Interesse; sich um die eigene Achse drehen; eigen Brot nährt am besten; aus eigener Kraft; im eigenen Saft schmoren; sein eigenes Süppchen kochen; sein eigenes Wort nicht verstehen können; es ist ein schlechter Vogel, der sein eigenes Nest beschmutzt; sein eigenes Leben führen; auf eigene Rechnung; die eigene Nation, Regierung, Kirche, Ansicht, Meinung, Wohnung, Familie; eigene Dummheit; der freie Gebrauch des Eigenen ist das Schwerste; sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen; sich in den eigenen Finger schneiden; etwas mit eigenen Augen sehen; sich im eigenen Netz verstricken; eigen Feuer kocht wohl; über den eigenen Tellerrand schauen; das eigene Kind; sich ein eigenes Bild machen; aus eigener Erfahrung; etwas in die eigene Hand nehmen; über seinen eigenen Schatten springen; etwas in die eigene Tasche stecken; auf eigene Verantwortung; die eigenen vier Wände; mancher kommt zu großem Unglück durch sein eigen Maul; sich eigene Gedanken machen; die eigene Identität wahren; gegen die eigenen Interessen handeln; sich von den eigenen Gefühlen leiten lassen; den eigenen Willen verlieren; etwas muss er sein Eigen nennen, oder der Mensch wird morden und brennen; sich den eigenen Vorteil sichern; der eigene Geschmack; in seiner eigenen Welt leben; was siehst du den Splitter im Auge deines Bruders und den Balken im eigenen nimmst du nicht wahr; seinen eigenen Weg gehen; an dem eigenen Ast sägen; eigen Gewissen ist mehr denn tausend Zeugen; eigenes Verschulden; aus eigener Anschauung; über die eigenen Worte stolpern; der eigene Standpunkt; Vorwürfe sind wie Tauben, sie fliegen in den eigenen Schlag zurück; eine eigene Note; eigenes Gebrechen sieht man nicht; mit eigenen Worten; in eigener Person; der eigene Vater, Mann, Sohn, Bruder, Freund; auf das eigene Wohl bedacht sein; durch die eigene Brille sieht man mehr als durch fremde Augen; man kann der eigenen Kultur sowenig entfliehen wie dem eigenen Leib; die eigene Stimme, Kultur, Herkunft, Sprache; einen eigenen Stil haben; ein eigener Pfennig ist besser als ein fremder Gulden; etwas zu eigen geben; ein eigener Staat; jeder ist seines eigenen Glückes Schmied; zu eigenen Händen; aus eigenem Antrieb; ein Zimmer mit eigenem Eingang; der Dumme weiß im eigenen Haus besser Bescheid als der Kluge im fremden…“

Dieter Heimböckel ist Professor für Literatur und Interkulturalität an der Uni Luxemburg. Seine Beiträge erscheinen im Tageblatt (samstags) und an dieser Stelle im Zwei-Wochen-Takt.

Die Kolumne trägt den Namen Flöz und lädt zu einer Suchbewegung durch das ABC gedanklicher Rohstoffe ein. Was dabei genau herauskommt, liegt wie im Flöz allerdings noch im Verborgenen.

(Die Übersicht kann aus Platzgründen nicht fortgesetzt werden. Sie bildet die Grundlage für weiterführende Forschungen zum sprachlichen Gebrauch des Eigenen. Für ergänzende Hinweise wäre der Verfasser dankbar: kultur@tageblatt.lu)