QuergelesenDiese Ikonen aus der Filmwelt gingen immer aufs Ganze

Quergelesen / Diese Ikonen aus der Filmwelt gingen immer aufs Ganze
Romy Schneider

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René Oth über zu Ikonen aufgestiegene Grazien aus der Filmwelt, die noch immer in Büchern und auf Kalendern Präsenz zeigen.

Romy Schneider (1938-1982), die ein klassisch schönes Gesicht hatte und über eine unglaubliche Persönlichkeit auf der Leinwand verfügte, pflegte von sich zu sagen: „Ich gehe immer aufs Ganze. Ich führe eine Sache bis zu Ende. Ich verschwende mich. Ich liebe mit ganzem Herzen. So ist das.“ Damit resümierte sie die Tragik ihres Lebens.

Vornehmheit und Impulsivität

Die 13 zum größten Teil Schwarz-Weiß-Abbildungen auf dem neuen Wandkalender „Romy 2022“ (1) zeigen ihr glattes, von innen heraus lebendes Antlitz im Wechselbad der Gefühle. Der Betrachter vermag aber jenseits der glamourösen Oberfläche noch lange nicht immer bis zum Kern dieser rätselhaften Frau vorzustoßen und ihr abzusehen, dass sie von Selbstzweifeln und Ängsten gepeinigt wurde und ihren Durchbruch als ernsthafte Charakterschauspielerin mit Schmerzen, Depressionen, Süchten und tiefem Leid bezahlen musste. Im neuen Sachbuch „Romy spielt sich frei – Glanz und Tragik einer Schauspieldynastie“ (2) lässt Günther Krenn ihre berührende Lebensgeschichte auch die Historie der Familie und ihrer starken Frauen widerspiegeln und erzählt „vom Ringen um Selbstbestimmung und Unabhängigkeit im Theater und Filmgeschäft, von der Vereinnahmung durch Politik und Medien, von zweifelhaften Verstrickungen und Irrwegen in turbulenter Zeit“, indem er aufzeigt, wie Romy Schneider beim Beschreiten ihres eigenen Weges sich von der Schauspieltradition ihrer Großmutter Rosa Albach-Retty und ihrer Mutter Magda Schneider loslöst und sich ständig zwischen Triumph und Abgrund auf dünnem Eis bewegt.

In ihrem berührenden Werk „Die Schönheit des Himmels“ (3) gibt Romy Schneiders Tochter Sarah Biasini poetische und intime Einblicke in das komplexe Dasein ihrer Mutter abseits der Öffentlichkeit, wobei sie Antworten sucht auf schwierige Fragen, die sie ihr ganzes Leben lang verfolgt haben: „Wie wächst man auf, wenn man die Mutter mit vier Jahren verliert? Wie lebt man weiter, wenn einem der Tod so früh so nahekommt? Wie trauert man um eine Mutter, die von der ganzen Welt abgöttisch verehrt wird?“

Melancholie und Anmut

„Um ein wirklicher Star zu werden, braucht man das gewisse Extra, das einem Gott geben kann oder auch nicht. Man wird damit geboren, man kann es nicht erlernen. Gott küsste das Gesicht von Audrey Hepburn, und da war sie“, urteilte einst Meisterregisseur Billy Wilder über Hollywoods liebenswürdigsten Star, dessen ebenso tieftrauriges wie wunderschönes Antlitz im einfach betitelten Wandkalender „Audrey 2022“ (4) den Betrachter mit Schwermut und Grazie anblickt.

Audrey Hepburn (1929-1993), die ihren Starruhm mit sehr einfühlsamen Darstellungen in grundverschiedenen Filmarten festigte, verzauberte mit ihrer ätherischen Schönheit die Kinowelt der 1950er und 1960er Jahre. Am besten gefiel mir ihre Rolle als angeblich Weiße im John Huston Western-Klassiker „The Unforgiven“ (1960), in dem sie als adoptierte Kiowa-Indianerin von zwei unterschiedlichen Welten hart bedrängt wird.

Zierlich, androgyn und von entwaffnender Natürlichkeit entsprach sie keineswegs den damals gängigen Hollywood-Klischees, sondern bot gegenüber den Stars Marilyn Monroe und Brigitte Bardot eine richtige Alternative, der die Mode und Millionen Mädchen nacheiferten. Mit ihren Pillbox-Hüten und französischen Schneiderkostümen, mit ihrem burschikosen Kurzhaarschnitt und den flachen Schuhen bestimmte sie jahrelang Mode- und Schönheitsideale weltweit.

Glamour und Sinnlichkeit

Als die 19-jährige Norma Jean Baker – so hieß eine der bedeutendsten Ikonen des Films mit ihrem richtigen Namen – nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Stelle als Fabrikarbeiterin aufgab und sich einer Agentur als Fotomodell vorstellte, begann eine der passioniertesten aller Liebesbeziehungen, Marilyn Monroes lebenslange und außerordentliche Liaison mit der fotografischen Kamera, die sie in 17 bewegten Jahren vom Mannequin und Starlet zum Megastar und schließlich zum Mythos aufsteigen ließ.

Sinnlich, komisch und engelrein wirkte Marilyn Monroe (1926-1962) im Kino wie auch in der Öffentlichkeit. Aber in Wirklichkeit verbarg sich das genaue Gegenteil hinter dieser aufgesetzten Fassade: eine empfindliche und feinnervige Dame, die im Image der „erotischen Kindfrau“ als Verkörperung der verführerischen Unschuld gefangen war, sich selbst nichts zutraute, Angst davor hatte, ungeliebt zu bleiben, und als Liebende wie auch als Schauspielerin ihr Leben lang verzweifelt auf der Suche nach Anerkennung war, was Joyce Carol Oates in ihrem Roman „Blond“ (5) einfühlsam und sprachgewaltig zum Ausdruck bringt, indem sie Anerkennung, Empathie und Respekt für eine verehrte und bewunderte, aber auch ausgebeutete und unterschätzte Frau einfordert, deren Schmerz und Strahlkraft, deren Träume und tragisches Ende bei ihrem internationalen Publikum heute noch immer nachhallen.

Kalender- und Büchertipps

(1) „Romy 2022“ (Weingarten-Verlag im Athesia-Kalenderverlag, Unterhaching 2021, Lifestyle-Wandkalender, Titelbild, 12 Monatsblätter, 13 zum größten Teil Schwarz-Weiß-Abbildungen mit Foliendeckblatt, Spiralbindung, Format 46 x 55 cm, 29,00 €, ISBN 978-3-8400-8094-4);

(2) Günther Krenn: „Romy spielt sich frei – Glanz und Tragik einer Schauspieldynastie“ (Molden-Verlag in der Verlagsgruppe Styria, Wien 2021, 304 Seiten, mit bislang unveröffentlichtem Bildmaterial von Romy Schneider, gebunden, 35,00 €, ISBN 978-3-222-15074-6);

(3) Sarah Biasini: „Die Schönheit des Himmels“ (Paul-Zsolnay-Verlag in der Hanser-Verlagsgruppe, Wien 2021, 192 Seiten, gebunden, 22,00 €, ISBN 978-3-5520-7261-9);

(4) „Audrey 2022“
(Weingarten-Verlag im Athesia-Kalenderverlag, Unterhaching 2021, Lifestyle-Wandkalender, Titelbild, 12 Monatsblätter, 13 zum größten Teil Schwarz-Weiß-Abbildungen mit Foliendeckblatt, Spiralbindung, Format 46 x 55 cm, 29,00 €, ISBN 978-3-8400-8029-6);

(5) Joyce Carol Oates: „Blond“
(Roman, Ecco-Verlag bei HarperCollins, Hamburg 2021, überarbeitete Neuausgabe, 1024 Seiten, gebunden, 26,00 €, ISBN 978-3-7530-0004-6)