„Die Neugierde treibt mich voran“

„Die Neugierde treibt mich voran“
(Tageblatt)

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Am Dienstagabend wird Nathalie Ronvaux im „Centre national de littérature“ in Mersch der erste Preis des Literaturwettbewerbs verliehen. Sie wird für ihr Theaterstück „La vérité m’appartient“ ausgezeichnet.

Tageblatt: Sie haben Kriminalistik studiert und in der Handwerkskammer gearbeitet. Nicht gerade ein typischer Weg für eine Autorin …

Nathalie Ronvaux:„Was ist schon typisch? Ich habe das Glück, dass ich viele verschiedene Sachen habe ausprobieren können und eben kein Experte in einem einzigen Fach bin. Egal was man tut, man sammelt ja überall etwas ein, lernt hinzu, vor allem über Menschen und sich selbst. Deshalb glaube ich, dass alle meine Aktivitäten mir letztendlich beim Schreiben helfen. Die Neugierde ist es, die mich vorantreibt. Ich mache gerne immer etwas Neues.“

2008 war ein entscheidendes Jahr für Sie. Nach acht Jahren als Beraterin in der Handwerkskammer haben Sie beschlossen, Ihren sicheren Job an den Nagel zu hängen und zu versuchen, sich in der Theaterszene zu behaupten. Ganz schön mutig …

„Jahrelang war ich diejenige, die andere dazu motivierte, den Schritt zu wagen, ihr eigenes Unternehmen zu gründen, sich selbstständig zu machen. Ich sagte mir, jetzt bist du dran. Mit fortgeschrittenem Alter wird man sich schließlich auch bewusst, dass das Leben nicht ewig dauert. Man kann natürlich darauf warten, dass es sich von selbst verändert, mit dem Risiko, dass man zu lange wartet und es irgendwann zu spät ist, oder aber man trifft Entscheidungen und zieht sie durch.“

Gab es ein Erlebnis, das den Ausschlag gab, diese Entscheidung zu treffen?

„Lange Zeit dachte ich, ich könnte parallel zu meinem Job in der Handwerkskammer Theaterarbeiten nachgehen. Das war allerdings ein Trugschluss. Ich besuchte zwar Kurse am ‚Conservatoire‘, doch so richtig weiter kam ich nicht. Als mir dann auf Vermittlung von Marja-Leena Junker eine Regieassistenz bei Jean Flammang angeboten wurde und diese richtig gut lief, war mir klar, dass meine Zeit in der Handwerkskammer abgelaufen war. Zudem hatte ich am Tag, an dem ich kündigte, das Glück, Germain Wagner zu begegnen, der mir prompt einen Halbtagsjob im Kasemattentheater anbot. Das war perfekt, neben der administrativen Arbeit im Kasemattentheater konnte ich so meine ersten Regieassistenzen machen und danach eigene Regiearbeiten verwirklichen.“

Und das Schreiben?

„Wie viele Menschen habe ich bereits als Jugendliche geschrieben. Doch es hat sehr lange gedauert, bis meine Texte den Weg von der Schublade in die Hände einiger Freunde fanden. 2010 traute ich mich dann, mein erstes fertiges Manuskript ‚Vignes et louves‘ bei der ‚Fondation Servais‘ einzureichen. Prompt gewann ich in den ‚Prix d’encouragement‘, und der Gedichtband wurde bei ‚Editions Phi‘ verlegt. Das machte natürlich Mut.“

Warum schreiben Sie?

„Wenn ich mehrere Tage nicht schreibe, dann bin ich schlecht gelaunt. Schreiben gehört zu mir, ich denke, das ist so wie für Menschen, die gerne Sport machen und denen der Sport fehlt, wenn sie ein paar Tage aussetzen. Mir geht es gut, wenn ich schreibe.“

Für Ihr Werk „La liberté meurt chaque jour au bout d’une corde“ haben Sie mit dem „Centre de documentation et de recherche sur l’enrôlement forcé“ und mit dem „Musée de la résistance“ in Esch zusammengearbeitet. Ist mit dem Schreiben für Sie neben dem persönlichen Bedürfnis auch ein gesellschaftlicher Anspruch verbunden?

„Es wäre sehr arrogant, wenn ich als kleine Nathalie sagen würde, ich möchte der Gesellschaft etwas mitgeben. Doch natürlich möchte man seine Gedanken teilen und im besten Fall eine Diskussion anregen. Gerade bei der Beschäftigung mit Themen wie hier dem Patriotismus ist es mir aber sehr wichtig, nicht zu belehren oder gar zu moralisieren. Ich möchte Fragen stellen: Wie weit kann Patriotismus gut sein? Was können positive und negative Konnotationen sein, welche Auswirkungen kann Patriotismus haben? Wo liegt eine gefährliche Grenze? Wie geht man mit Erinnerung um?“
„T“: Die neue Regierung lässt auf wichtige gesellschaftspolitische Veränderungen hoffen. Welche Erwartungen haben Sie an die künftige Kulturpolitik?

Das gesamte Gespräch mit Nathalie Ronvaux lesen Sie in der Tageblatt-Ausgabe von Dienstag.