KunsteckeDie Museumsnacht fällt zwar aus – dafür gibt es eine „Nocturne“

Kunstecke / Die Museumsnacht fällt zwar aus – dafür gibt es eine „Nocturne“
Nach „Building Philosophy – Cultivating Utopia“ im Mudam (abgebildet) veranstaltet nun auch die Galerie Erna Hecey in Zusammenarbeit mit dem Bert-Theis-Archiv eine Ausstellung mit Werken von Bert Theis Foto: Studio Rémi Villaggi

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Corona lässt grüßen: Die für den 10. Oktober geplante Nacht aller Museen fällt aus. Galerien und Museen haben die Eröffnungen ihrer neuen Ausstellungen den sanitären Vorschriften angepasst. Um Gedränge an Vernissage-Feiern zu vermeiden, werden diese seit Wochen entweder an Nachmittagen mehrere Stunden in die Länge gezogen oder in den frühen Abendstunden bis in die Nacht verlängert, andere Galerien bevorzugen es, ihre Künstler online vorzustellen.

Im Mudam findet die Eröffnung der sehenswerten Ausstellung mit „Work in Progress“ von Charlotte Posenenske, den Zwischenräumen von Leonor Antunes und Werken von Giulia Cenci heute von 18.30 bis 22.00 Uhr statt – also quasi eine „Nocturne“ als Ersatz für die geplatzte Museumsnacht. Das Mudam zelebriert Künstler recht unterschiedlicher Art zudem am Sonntag mit einem Konzert junger Musiker aus heimischen Konservatorien, unter dem Motto „When Art meets Music“.

Als hätte man es geahnt: Der wohl talentierteste Multimedia-Künstler aus Luxemburg, in seinen letzten Lebensjahren vorwiegend als Klangkünstler bekannt, ist Anfang der Woche verstorben. Wer Steve Kaspar nicht in jungen Jahren gekannt hat, behält den Menschen Kaspar als einen klugen, stets freundlichen Zeitgenossen mit seinen langen Haaren, seinem langen Mantel und seiner stets mit Achtsamkeit getragenen Mappe in Erinnerung. Künstlerisch sind seine Performances diverser Ausrichtung mit bildenden Künstlern oder Tänzern sowie seine Kompositionen neuer Musik, die im Hörfunk wegen ihrer dezenten und nuancenreichen Töne recht schwierig auszustrahlen waren, ein Zeugnis seiner eigenwilligen und beeindruckenden Kunst. Wohl um den Werdegang und die komplexen Inhalte seines aktuellen Schaffens aufzuzeigen, hat die Galerie Nosbaum-Reding vor Monaten eine Auswahl früherer Zeichnungen von Steve Kaspar gezeigt, eine Art Hommage „avant la lettre“ an Steve Kaspar. Ihm und seinem Werk gebühren Respekt und Anerkennung.

Unabhängig von dieser traurigen Aktualität aus dem nationalen Kunstbereich will es der Zufall, dass die Galerie Erna Hecey in Zusammenarbeit mit dem Bert-Theis-Archiv seit letztem Mittwoch im Art Cube des Konferenzzentrums der Handelskammer eine Ausstellung mit Werken des allzu früh vor Jahren verstorbenen zeitgenössischen Künstlers Bert Theis organisiert. Zeichnungen und Collagen aus der Archiv-Sammlung werden hier gezeigt, eine Schau, die natürlich weniger umfangreich ist als die von Frühjahr 2019 unter dem Sammeltitel „Building Philosophy – Cultivating Utopia“ im Mudam. Dennoch lohnt sich ein Besuch, die mit „Pays sages 1991“ umschriebene Schau präsentiert unbekannte, zwischen 1990 und 1992 geschaffene Werke von Bert Theis erstmals in Luxemburg. Der vorwiegend in Mailand lebende Künstler hatte sich bekanntlich von der Malerei als solcher entfernt und sich auf politisch aussagekräftige Einrichtungen und Projekte konzentriert, diese Expo jedoch wirft einen Blick auf eine weitere Facette seines in Italien getätigten Schaffens.

Verabschieden sich Künstler in das Dunkel der Nacht, leben ihre Werke in dieser unserer Welt weiter. Diese zu pflegen und zu achten ist etwa Aufgabe der Museen und Sammler. Allen Kunstfreunden sei gesagt, die nächste Museumsnacht in den gewohnten Häusern kommt bestimmt.