LiteraturpreisDer „Wortnomade“ Pierre Joris erhält den Prix Batty Weber 

Literaturpreis / Der „Wortnomade“ Pierre Joris erhält den Prix Batty Weber 
Ein Leben für das Wort – nicht nur in gedruckter Form. © Philippe Matsas / CNL

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Alle drei Jahre wird der Literaturpreis Prix Batty Weber vergeben. 2020 geht er an den Autor und Übersetzer Pierre Joris, der sich vor allem, aber nicht nur, in Verbindung mit Paul Celan einen Namen gemacht hat.

Der alle drei Jahre vom Kulturministerium und nach dem luxemburgischen Schriftsteller und Literaten benannte Prix Batty Weber geht dieses Jahr an den luxemburgisch-amerikanischen Dichter Pierre Joris. Das hat das Kulturministerium am Donnerstag mitgeteilt.

Der 72-Jährige, der in Straßburg geboren wurde und in Ettelbrück aufgewachsen ist, hat sich durch eigene Werke, vor allem Gedichte und Essays, aber auch durch Übersetzungen einen Namen gemacht. Übertragen hat er, neben anderen, Werke von Rilke und Kerouac. Als besonders herausragend gelten die Übersetzungen von Paul Celans Spätwerk.

Das Ministerium für Kultur nennt Joris einen „Wortnomaden“ und einen „Botschafter der Literatur“: Monumental sei seine Übersetzung des Werkes von Paul Celan aus dem Deutschen ins Englische. „Zudem übersetzt er aus dem Englischen ins Französische und umgekehrt und bewegt sich des Weiteren zwischen den Künsten, indem er in seinen Performances, domopoetics genannt, gemeinsam mit der Künstlerin Nicole Peyrafitte Literatur, Happening und Kunst vereint. Joris ist ein Grenzgänger, ein Denker der ‚nomad art’, ein Sprachkünstler und ein optimistischer Utopist, der an den Zauber der Sprache glaubt und selbige belebt – in Zeiten der zunehmenden Nationalismen hält Joris der Engstirnigkeit das Bekenntnis zum Respekt und zum Dialog entgegen“, heißt es in der Begründung der Jury. Und weiter:

„Das poetische und essayistische Werk von Pierre Joris ist Ausdruck einer ebenso unermüdlichen wie vielfältigen Suche nach Grenzüberschreitung und Welthaltigkeit. ‚Routes, not roots‘ ist daher als ein programmatischer Titel zu verstehen, der den Anspruch einer ’nomad poetics‘ unterstreicht, zwischen den Sprachen (Englisch, Französisch, Deutsch, Arabisch, Luxemburgisch), zwischen den Literaturen und zwischen den Kulturen unterwegs zu sein. In seinem poetischen Werk webt er in sprachspielerisch-experimentellen Wort(ver)suchungen ein Netz von überraschenden Zusammenführungen aus unterschiedlichen literarischen und kulturellen Texten (von der Avantgarde, der Beat Generation, Rilke, Ezra Pound, T.S. Eliot über die maghrebinische Literatur bis zur Popkultur), die es den LeserInnen ermöglicht, von den Rändern her die Welt zu ergründen, in der Diaspora zu flanieren und in ihr heimisch zu werden.“

Der 1987 ins Leben gerufene Batty-Weber-Preis ist der nationale Preis für luxemburgische Literatur. Er wird alle drei Jahre zu Ehren des luxemburgischen Schriftstellers und Literaten Batty Weber verliehen und soll einen luxemburgischen Schriftsteller für die literarische Qualität, die Originalität und den kulturellen Einfluss seines Gesamtwerks belohnen. Er ist mit 10.000 Euro dotiert.