KunstDer Waldgeist: Laurent Turping stellt in der Galerie Schlassgoart in Esch aus

Kunst / Der Waldgeist: Laurent Turping stellt in der Galerie Schlassgoart in Esch aus
Laurent Turping erschafft Erstaunliches mit seiner Kettensäge  Foto: Simone Mathias

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Behutsam geht der Bildhauer Laurent Turping mit seinem Rohstoff nicht um: Anstatt vorsichtig das Holz mit dem Meißel zu gestalten, greift er direkt nach der Kettensäge. Allerdings tut er das mit erstaunlicher Feinfühligkeit, wie die etwa 60 Objekte seiner gegenwärtigen Ausstellung in der Escher Galerie „Schlassgoart“ bezeugen.

Gezeigt werden sowohl überlebensgroße als auch kleinformatige Werke aus Fallholz, meistens Eiche, aber auch Buche und Linde. Dargestellt werden ausschließlich Menschen, sowohl einzeln als auch als Paare oder Gruppen. Das Verhältnis zwischen Mensch und Natur wird dadurch zu einem wesentlichen Element in Turpings Schaffen. Bei manchen Skulpturen ist das Holz im Naturzustand, bei manchen wiederum ist es geschwärzt bzw. farbig. So bei einem tanzenden Paar: die Frau trägt ein an griechische Statuen erinnerndes Kleid, das in der Farbe Rot erstrahlt, während der Mann hingegen in Blau gekleidet ist.

Alle ausgestellten Objekte haben eins gemein: Sie erscheinen eher in einem primitiven Zustand, was sicher zum Teil auch mit der Bearbeitung durch die Kettensäge zu tun hat. Deren Einkerbungen sind an einigen Werken deutlich zu erkennen. Die Entstehungsgeschichte der Exponate wird dadurch nicht kaschiert, sondern absichtlich betont. Zum Teil erinnern die Skulpturen an die Kunst der Naturvölker. Oft lässt sich der Waldliebhaber vom Rohstoff selbst leiten, d.h. die Beschaffenheit des Holzes, seiner Faser und Knoten werden zu inspirierenden Faktoren. Das Produkt dieser Wechselbeziehung zwischen Materie und Gestaltung kann beispielsweise in ausgehöhlten Baumscheiben bestehen, in deren Innerem menschliche Figuren sitzen, oder in kleinen Menschen, die vor einem Spiegel sitzen, wodurch der Betrachter sie bis in kleinste Detail wahrnehmen kann.

Gerne lässt der Künstler die Naturelemente mitarbeiten: Wind und Wetter wirken auf die wochenlang ins Freie gestellten Skulpturen, die dadurch zu ihrer Vollendung gelangen. Laurent Turping ist ein Autodidakt, der erst spät zur Holzbildhauerei kam. Die Grundlagen seiner Technik hat er bei dem deutschen Holzbildhauer Ernst Groß verfeinert.

Die Galerie „Schlassgoart“ präsentiert die Holzskulpturen noch bis zum 22. Oktober. Die Ausstellung ist von Dienstag bis Samstag von 14 bis 18 Uhr geöffnet.