Der Schall durchbricht die Wand

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Subkultur trifft auf Subkultur, Punks auf Hip-Hopper, Raver auf Headbanger. Eine explosive Mischung, müsste man doch eigentlich meinen. Weit gefehlt! Denn hier entsteht ein Gefühl der Sympathie, der Teilnahme und des intensiven, harmonischen Austauschs zwischen allen denkbaren Jugendkulturen. Emile Hengen

Wir bewegen uns durch die Studios von Radio Ara. Jugendliche im Alter zwischen 13 und 26 Jahren sitzen mehr oder weniger entspannt vor ihren Mikrofonen, drehen an Knöpfen und Schaltern, von denen niemand so recht weiß, wofür sie eigentlich geeignet sind, legen CDs ein, schließen iPods an, prüfen zum allerletzten Mal die Uhrzeit, schieben den Pegel hoch und atmen noch mal kurz durch, bevor Punkt 14.00 Uhr die altbewährten Jingles von „Graffiti“ im ganzen Land erschallen. Was im Jahr 1992 als zuversichtliches Projekt entstand, lässt sich rund 15 Jahre später als Paradebeispiel für ein offenes Sprachrohr der Jugend bezeichnen. „Das Grundprinzip von ’Graffiti’ – sämtliche Jugendsendungen, die montags bis freitags zwischen 14.00 und 17.00 Uhr auf Radio Ara ausgestrahlt werden – besteht darin, allen Jugendlichen die Möglichkeit einer offenen Plattform zu bieten, auf der sie sich frei entfalten, sich öffnen und untereinander austauschen können“, erklärt Sandra Laborier, diplomierte Erzieherin von „Graffiti“, eine Jugendvereinigung, die seit 2004 den Status „Maison de la jeunesse“ genießt. Darüber hinaus handelt es sich um einen Radiosender, der aus dem Herzen der Subkultur Luxemburgs sendet, auf dem sich die einheimische Musikszene austoben kann und vernünftige Diskussionen stattfinden, die unfiltriert die Ansichten der jungen Moderatoren artikulieren. Obwohl nur selten über Politik gesprochen wird, steht sie dank der Musik dennoch unweigerlich im Mittelpunkt. „Musik fördert Interkulturalität, sie ist Identität, das Lebenselixier der Jugend“, ergänzt Sandra. Im Gegensatz zu Neil Young sind die Jugendlichen von „Graffiti“ immer noch der Meinung, dass Musik die Welt verändern kann.

Musik verbindet

Und gerade diese Überzeugung verbindet; Musik verbindet und schafft die Basis für Toleranz und Interaktion zwischen den verschiedenen Jugendkulturen. Mit seinen Aktivitäten beabsichtigt der Jugendtreff „Graffiti“, junge Menschen anzusprechen, die Interesse am künstlerischen Schaffen abseits vom Mainstream-Denken zeigen und ein medienkritisches Denken an den Tag legen. „Ferner sind viele Jugendliche der Ansicht, dass die Musik, die sie lieben, viel zu wenig von kommerziellen Radiostationen gesendet wird. Gerade aus diesem Grund melden sie sich bei ’Graffiti’, die einzige offene Plattform für alle denkbaren Jugendkulturen in Sachen Radio.“ Der Grundsatz „Ich bin meine eigene Subkultur!“ zählt bei „Graffiti“ schon längst nicht mehr. „Jugendliche binden sich in Projekte ein, setzen sich für die Interessen sämtlicher Jugendkulturen ein, selbst außerhalb von ’Graffiti’. Sie öffnen sich ihren Mitmenschen, ein Austausch von Ideen, Gefühlen und Ideologien findet zwischen Jugendlichen statt, die sich gegenseitig höchsten Respekt zollen. „Graffiti“ agiert aber nicht nur in seinen eigenen vier Wänden, sondern bietet ebenfalls diverse Workshops in Gymnasien und Jugendtreffs an. Ferner beteiligt sich der Jugendtreff „Graffiti“ an grenzüberschreitenden Projekten.

Die Jugend vernetzen

Gemeinsam mit dem Leipziger Radiosenders „Blau“, dem polnischen Internetradio „Mittendrin“ der deutschsprachigen Minorität in Ratibor und dem Wiener Sender „Orange“ plant „Graffiti“ vom 14. bis zum 26. August den Jugendaustausch „Quattro Stazioni“, der sämtliche Teilnehmer auf eine beeindruckende und spannende Reise durch urbane Lebenswelten entführt, in denen sie die Kulturen der bereisten Städte hautnah erleben können. Der Austausch findet im Monat Oktober seinen krönenden Abschluss in Luxemburg.
Jeder Jugendliche unter 26 Jahren ist herzlich dazu eingeladen, das Radioprogramm von „Graffiti“ mitzugestalten, und kann sich unter der Telefonnummer 22 22 89 oder
info@graffiti.lu melden;www.graffiti.lu