Der markerschütternde Schrei des Sensenmanns

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Das Verkehrschaos war mal wieder perfekt! Während sich eine kilometerlange Blechlawine nur sehr langsam in Richtung Esch bewegte, wurden in Esch-Belval bereits die ersten Knöllchen verteilt und sämtliche Zufahrtsstraßen zum Rockpalast gesperrt./Emile Hengen

So als wolle man sie hier nicht willkommen heißen, diese Störenfriede, wie sie, aus welchen Gründen auch immer, des Öfteren beschimpft werden.
Trotz ihres furchteinflößenden Aussehens und ihrer skurrilen Kluft sind sie, solange sie nicht unnötig provoziert werden, durchaus zivilisierte und friedliche Bürger.
Das zumindest können die knapp 2.000 Einwohner des verschlafenen Dörfchens Wacken im Norden Deutschlands bezeugen, in dem jedes Jahr das weltweit größte Metal-Festival mit über 100.000 Besuchern ohne nennenswerte Zwischenfälle über die Bühne geht.
Zum Konzert von Slipknot, das bereits mehrere Monate im Voraus ausverkauft war, sind am vergangenen Montagabend rund 6.000 Metalheads angereist. Doch nur diejenigen, die sich den weisen Rat der Veranstalter zu Herzen nahmen und mit öffentlichen Verkehrsmitteln eingetroffen sind, durften in den Genuss der Vorband „Children of Bodom“ kommen. Alle anderen waren dazu verflucht, endlos nach einem Stellplatz für ihre Pkws zu fahnden. Und falls sie für einen Bruchteil einer Sekunde unachtsam waren und eine der für die Öffentlichkeit gesperrten Straßen entlangfuhren, dann hatten sie ihre Fahrzeugscheine auszuhändigen und darüber hinaus eine saftige Geldstrafe zu bezahlen.
Was aber viele Metalfans und insbesondere die Alteingesessenen unter ihnen noch viel mehr verärgerte, war die Nachricht, dass der eigentliche Headliner des Abends, die Kult-Metalband „Machine Head“, ihre Performance kurzfristig absagen musste, da nach eigenen Angaben der Band deren Sänger während eines Auftritts, zwei Tage vor dem Abschlusskonzert ihrer weltweiten Tournee, zusammengebrochen war. Jedenfalls war das Publikum von Anfang an zwiegespalten. Laut Aussagen der treuen Verfechter des Trash-Metals sind Slipknot nichts anderes als eine Teenie-Band, die sich hinter lächerlichen Masken versteckt und wie Psychopathen über die Bühne läuft.
Dabei scheinen aber viele vergessen zu haben, dass sich hinter der Maske des Slipknot-Sängers kein anderer verbirgt als Corey Taylor: der Gründer der Band Stone Sour, der Inbegriff des US-Hardrocks.
Für alle anderen angereisten Fans sind die neun grotesken Gestalten aus dem US-Staat Iowa eine der wenigen Bands, die dem abgedroschenen Genre Nu-Metal neues Leben eingehaucht haben.

Die große Showblieb aus

Dies hat natürlich auch Rick Rubin, der zu den einflussreichsten Musikproduzenten dieses Jahrhunderts zählt, rechtzeitig erkannt und lud „Slipknot“ kurzerhand in sein Studio ein, wo die dritte und bahnbrechende Slipknot-Platte „Vol. 3: the Subliminal Verses“ (Roadrunner Records 2003) aufgezeichnet wurde.
Die große Show blieb am Montagabend jedenfalls aus: Kein Joey Jordison, der spielend und um seine eigene Achse drehend aus schwindelerregender Höhe mit seinem gesamten Schlagzeug kopfüber auf die Bühne gesenkt wird, bevor das Endzeit-Inferno seinen Anfang nimmt.
Ohrenzerreißendes Geschreie, aggressives Getrommel und Geschrammel dieser Fratzenmänner, die wie Maden aus den dunkelsten Ecken hervorkriechen, luden selbst die hartnäckigsten Metal-Fans zum Headbanging ein.

INTERNETwww.slipknot1.com