/ Der Blick des anderen
Liang Wei dreht den Spieß um: Anstatt mit der Kamera auf Objektsuche zu gehen, hat sie sie auf einem öffentlichen Platz stationiert. Besonders muss die Kamera aussehen, denn immer mehr Passanten bleiben stehen, um ins Objektiv zu schauen. Doch wissen wir, die Betrachter des Videos, nicht, was dieses Besondere ist. Das einzige, was wir sehen, sind Menschen, die – so scheint es – uns anschauen. Die Künstlerin greift hier eine Strategie des Surrealismus auf: Sie möchte den Betrachter verunsichern. Indem wir vor dem Video stehen, und in die Irre geführt werden, wer hier denn nun wen anschaut, verwickelt sie den Betrachter in philosophische Überlegungen über die Rolle des anderen. Schaut der Betrachter das Werk an oder das Werk den Betrachter? Der Blick des anderen, der uns einerseits verunsichert, andererseits aber auch definiert, wird hier mit den Mitteln des Videos künstlerisch auf die Spitze getrieben. Der Anblick des Videos führt uns ein fundamentales Getrenntsein zwischen den Realitätsebenen sowie den Kulturen knallhart vor Augen. Es ist, als schauten wir uns an und sähen uns dennoch nicht.
js
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