/ "Das ist ein großer Jammer"
Der Ruhestand war nicht Max Gregers Sache. „Musik, das ist mein Leben. Da kommst du nicht davon weg“, bekannte er. Unermüdlich swingte er durch Konzerthallen und Fernsehsendungen. Noch vor wenigen Wochen stand er in München auf der Bühne. Dort, wo er so viel Zeit seines langen Lebens verbracht hatte: Bei seinem Publikum, mit seinem Saxofon. Am Samstag starb er im Alter von 89 Jahren in einer Münchner Klinik (Link)
Zwei Tage nach dem letzten Auftritt sei er dann am 15. Juli in eine Klinik gekommen, sagte seine Frau, mit der er 63 Jahre verheiratet war, der Deutschen Presse-Agentur. Dort sei eine Krebserkrankung diagnostiziert worden. „Er hat vorher nicht gewusst, dass er Krebs hatte.“
„Warum soll ich aufhören?“
„Warum soll ich aufhören, solange mich das Publikum hören will? Da mach ich doch weiter – es macht ja auch Spaß!“, sagte Greger einmal. „Das ist wie bei einem Maler: Der hat den Pinsel so lang in der Hand und malt auch im hohen Alter. Und die Schauspieler kriegen ja oft im hohen Alter erst die besten Rollen.“ Auch ein nach einem Sturz lädierter Arm konnte Greger nicht von seiner Musik abhalten – er sah das pragmatisch: „Gottseidank ist es der rechte Arm – und beim Saxofon ist der rechte Arm unten.“
Bei der Trauerfeier für Showmaster Joachim Fuchsberger im vergangenen September spielte Greger noch im Alter von 88 Jahren auf dem Saxofon „Amazing Grace“ mit seinem Sohn. Bei seiner Geburtstagstournee zum 85. reiste er mit seinen alten Gefährten Hugo Strasser und Peter Kraus und mit der SWR Big Band durch ganz Deutschland.
„Ein großes Jammer“
Strasser reagierte bestürzt auf die Nachricht vom Tod Gregers: „Das ist ein großer Jammer. Aber das ist der Lauf der Zeit“, sagte der 93-Jährige. „Jetzt bin nur noch ich da von den drei Swing-Legenden. Paul Kuhn (Link) war der erste, jetzt der Max, der nächste bin ich.“
Ursprünglich sollte Max Greger Metzger werden und das elterliche Geschäft im Münchner Stadtteil Giesing übernehmen. Doch der Großvater schenkte dem Jungen ein Akkordeon – und legte damit den Grundstein für eine grandiose Musiker-Karriere. Greger trat in Hunderten von Konzertsälen auf, nahm mehr als 150 Platten und CDs auf und produzierte rund 3000 Stücke. Millionen Paare tanzten nach seinen Titeln.
Musik im Blut
Als Kind spielte Greger in einem Akkordeon-Club, später studierte er Klarinette und Saxofon am Münchner Konservatorium. Seine Karriere begann 14 Tage nach Ende des Zweiten Weltkriegs: Als 19-Jähriger spielte er im Ratskeller am Marienplatz für US-Offiziere. Drei Jahre später gründete er das „Max-Greger-Sextett“. Er trat mit Weltstars wie Louis Armstrong, Duke Ellington und Ella Fitzgerald auf; Lionel Hampton lud ihn ein, bei seiner Europa-Tournee als einziger Weißer in seiner Big Band mitzuspielen.
1959 reiste Greger mit seiner Band, zu der auch Maria Hellwig und Udo Jürgens (Link) zählten, als erste westliche Gruppe fünf Wochen lang durch die Sowjetunion, gab 36 komplett ausverkaufte Konzerte – sein Durchbruch. 1963 stellte er für das ZDF ein Orchester zusammen und sorgte bei den großen TV-Shows 16 Jahre lang für den richtigen Ton.
„Meine berühmteste Nummer“
Besonders stolz war er auf ein Stück von 1963. Die von Gregers Orchester aufgeführte Vorspannmusik des „Aktuellen Sportstudios“ („Up to date“ von Thomas Reich). „Das ist das längst und meist gespielte Thema auf der Welt“, sagte er. „Meine berühmteste Nummer ist 23 Sekunden lang.“
Für eine CD zum 80. Geburtstag hatte er die Melodie dann ausgebaut auf zweieinhalb Minuten. Regelmäßig trat Greger mit seinem Sohn Max Greger jr. und seinem Enkelsohn Max Greger jr. jr. auf – auch das ein Superlativ. „Das ist einmalig auf der Welt, dass drei Generationen auftreten. Das gibt’s sonst nur im Zirkus.“
Auftritt in Luxemburg abgesagt
Kürzertreten fiel ihm schwer. 1979 machte er einen ersten Versuch: Er löste seine Band auf, um mehr Zeit mit seiner Frau im Feriendomizil in Italien zu verbringen. Schon zu seinem 80. Geburtstag meinte seine Frau Johanna: „Er ist eigentlich für sein Alter zu viel unterwegs. Aber es macht ihm einfach Spaß.“ Musik sei sein Lebenselixier, sagte er selbst. „Kurz bevor man auftritt, zwickt’s und zwackt’s überall. Aber dann gehst Du raus auf die Bühne und die Wehwehchen sind wie weggeblasen.“
Max Greger und Hugo Strasser sollten am 24. Oktober in Luxemburg, im Trifolion in Echternach auftreten. Doch dazu kam es nicht mehr. Am Freitag wurde das Konzert wegen einer zeitlich nicht absehbarer Erkrankung von Max Greger Senior abgesagt (Link).
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