/ Das erste Mal
In der kulinarischen Kunstgalerie „kjub“, in der sie zurzeit gemeinsam ausstellen, sind sich die beiden Künstler vermutlich zum ersten Mal begegnet. „Dies ist meine erste Ausstellungseröffnung seit zehn Jahren“, verrät Marco Hennico. Er sitzt entspannt in einem separaten Raum, zieht genüsslich an einer Zigarette und vermeidet ganz bewusst den Trouble in den prall gefüllten Ausstellungsräumen.
„Danse macabre“
„Wie es zu dieser Ausstellung kam? Nun, ich kenne den Besitzer des Hauses. Vor Jahren, damals arbeitete ich als freiberuflicher Grafiker, erhielt ich einige Aufträge von ihm. Wie Sie vielleicht wissen, leitete Jaco Diederich, Eigentümer des ’kjub’, die Agentur ’Salt and Pepper Design’“, führt Marco Hennico an.
Warum es aber ganze zehn Jahre benötigte, bis er sich wieder dazu durchringen konnte, erneut auszustellen, weiß er nicht zu beantworten. „Vermutlich fehlte mir die Lust. Vielleicht aber auch die Kraft“, mutmaßt Marco Hennico, der in seinem Leben zahllose Schicksalsschläge erlitten hat. Diese versucht er in seinen grafischen Kunstwerken, die noch bis zum 27. Februar im „kjub“ zu besichtigen sind, zu verarbeiten.
„Ein Konzept gibt es allerdings nicht“, ergänzt der talentierte Zeichner, der freimütig eingesteht, dass er in der Schule nicht sonderlich erfolgreich war. „Mir war nicht nach Chemie, Physik oder Mathematik. Viel lieber wollte ich malen und zeichnen. Als mir eines Tages bewusst wurde, dass ich über ein gewisses Talent verfügte, entschied ich mich dazu, in Straßburg und Offenbach Kunst zu studieren“, erinnert sich Marco Hennico. Nach dem Studium arbeitete er für mehrere Agenturen. Doch bereits kurze Zeit später traf er den waghalsigen Entschluss, sich selbstständig zu machen. Doch das Experiment schlug fehl …
Manche seiner feinlinigen Bilder sind absichtlich monochrom gehalten, andere sind so bunt wie das Universum selbst und noch andere bilden jede Menge makabere Gestalten und Totenköpfe ab. Er malt, was ihm gefällt, was ihm gerade durch den Kopf geht. Die Inspiration für seine Kunstwerke sucht und findet er im alltäglichen Leben, in der Aktualität, die er in seiner grafischen Arbeiten auf die Spitze treibt. Marco Hennico liebt den Surrealismus: Dali und Foni Tissen, dessen Werk noch vor Kurzem im MNHA zu bestaunen war, sind die beiden Maler, die er wohl am meisten schätzt. In naher Zukunft mag er neue Formen der Kunst ausschöpfen und sich der Bildhauerei annähern. Eins steht jedenfalls fest: Marco Hennico, von dem wir noch jede Menge solch hochkarätiger Ausstellungen erwarten können, ist nach nahezu zehn Jahren aus dem Dornröschenschlaf erwacht und tritt langsam, aber sicher in die Fußstapfen seines größten Vorbilds: Foni Tissen.
Die vollendete Linie
Dies ist ihre Erste und die Aufregung, ja, das Lampenfieber steht ihr förmlich ins Gesicht geschrieben. Simone Dietz ist Autodidakt und von Beruf Psychotherapeutin. Passend für eine Künstlerin, die versucht, ihre eigene Empfindungen und ihr Seelenleben in ihren Gemälden offenzulegen.
Ihre Liebe zur Kunst schlummert seit jeher tief in ihrem Innern. Erst vor Kurzen drang sie aus dem Unterbewusstsein an die Oberfläche. Simone Dietz erinnert sich daran, dass sie es stets liebte, zu zeichnen. Bereits als Kind war sie wie besessen vom Gedanken der vollendeten Linie. Aber wie sieht sie aus, die vollkommene Linie? Auf diese Frage sucht die junge Künstlerin eine Antwort. Und in der Tat: Die Linie, wie könnte es auch anders sein, zieht sich wie ein roter Faden durch ihre Gemälde, die sie heute, präzise nebeneinander aufgehängt, zum ersten Mal als ein Ganzes betrachtet.
„Ich bin entzückt. Genau so, und nicht anders, habe ich mir meine erste Ausstellung vorgestellt“, verraten ihre funkelnden Augen. Doch ihr künstlerischer Schaffensprozess, ihr Werdegang, ist längst noch nicht abgeschlossen. „Kunst ist immer eine neue Antwort auf eine permanente Frage“, so Simone Dietz. Die von ihr gezeichneten feinen Linien konfrontiert sie unentwegt mit Farben, Raum und Form. Ihre Gemälde sind abstrakt und doch figurativ. In ihr bilden sich feine Silhouetten und architektonische Formen ab. Mal erkennt der Betrachter einen Kubismus, mal deutet er einen Kreis.
Ihre Kunst, so verzwickt und verflochten wie die menschliche Seele, ist Simone Dietz’, die den Wunsch hegt, sich weiterhin zu professionalisieren, größte Herausforderung.
Und gerade aus diesem Grund malt Simone Dietz: Sie will an ihre Grenzen stoßen und mit viel Geduld, mit viel Kraft und Willen den Versuch wagen, die Barrieren der Kunst zu durchbrechen und neue Wege zu beschreiten.
Simone Dietz |
Marco Hennico
Galerie d’art kjub
Bis zum 27. Februar 2010
Di.-Fr.: 12-14 Uhr, 19-22 Uhr
Fr.-Sa.: 19-23 Uhr
49, bd. Charles Marx
L-2130 Luxembourg
Tel.: (+352) 27 48 99 88
www.kjub.lu