Bücher – eine der schönsten Sachen der Welt

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Stellen Sie sich vor, alle Buchläden der Welt würden nebeneinander an einem einzigen Ort sein. Dann wäre – vielleicht – die Größe der Frankfurter Buchmesse erreicht, der größten Buchmesse der Welt./Heike Bucher

Wie auf einem riesigen Ameisenhaufen geht es zu, nur dass es Menschen sind, die sich in alle möglichen Richtungen bewegen, unglaublich viele Menschen. Manche haben es eilig, manche plaudern seelenruhig, einige schleppen gar ihr Gepäck mit sich herum. Dabei sind bis einschließlich heute nur Fachbesucher erlaubt, der große Andrang kommt eigentlich erst am Wochenende, wenn die Öffentlichkeit Zugang hat.
Es geht um eine der schönsten Sachen der Welt: Bücher. Bücher und ihre Geheimnisse, oder Bücher, die Geschichten erzählen. Oder die Wahrheit. Auf der Frankfurter Buchmesse sind sie alle: die Fach- und Sachbücher, die Bücher für Kinder, Senioren, Köche und die es einmal werden wollen. Reiseliteratur, Hörbücher, eBooks, Comics und natürlich auch Erotisches (an diesen Ständen ist viel los). Dazwischen überall Lesungen, Diskussionen, Rundtischgespräche. Wer hier den Überblick behalten will, hat sich viel vorgenommen.
Und doch – mitten in dem Trubel treffen sich die Luxemburger am Stand der „Lëtzebuerger Bicherediteuren“, einem Verband, dem nicht nur die meisten Verlage des Landes angehören, sondern auch Buchhändler oder Organisationen wie das Merscher Literaturarchiv. Allen geht es um eine Sache: Luxemburg mitsamt seiner Literatur bekannter zu machen.
Eine Pressekonferenz fand gestern Vormittag statt, auf der die Strukturen des Verbandes erläutert wurden. Nicht viel Neues wurde dort verkündet, außer vielleicht, dass der Verband mit seiner Arbeit fortfährt und den Kontakt nach außen nicht verlieren will. Messen wie die in Frankfurt, Paris oder Leipzig sind wichtig, weil auch kleine Länder wie Luxemburg präsent sein müssen und zeigen sollten, dass sie eine eigenständige Literatur besitzen.
Mit der Botschafterin Luxemburgs in Deutschland hat der Verband eine wichtige Freundin gefunden, die nicht nur die laufenden Veranstaltungen auf der Buchmesse unterstützt, sondern darüber hinaus Kontakte innerhalb Deutschlands herstellen möchte. Eine Teilnahme an internationalen Lesungen oder Kongressen wäre damit zum Greifen nahe. Gestern Nachmittag gab es dann am luxemburgischen Stand ein Rundtischgespräch, bevor die Botschafterin zum gemütlichen Empfang einlud.

Integrationdurch Lektüre

„Lesen in Luxemburg – Bücher als Mittel zur Integration“ lautet das Thema. Keine zehn Meter davon weg liest Ingo Naujoks aus irgendeinem Buch, das als Hörbuch erschienen ist. (Wer mit seinem Namen nichts anfangen kann, kann sich vielleicht an die Bausparkassen-Werbung erinnern, in der ein kleines Mädchen ihrem Vater eröffnet, auch Spießer werden zu wollen; Ingo Naujoks war der Vater.) Der Sprung von Frankfurt in die Integration von Ausländern, die in Luxemburg leben, ist somit recht weit. Und irgendwie wollen sich die Diskussionsteilnehmer nicht wirklich darauf einlassen. Germaine Goetzinger, die Schriftsteller Linda Graf und Nico Helminger sind dabei, sowie der Buchhändler Jean-Paul Ternes und der Verleger Manuel Schortgen. Jean-Paul Ternes berichtet zwar, dass seine Buchhandlung „Libo“ portugiesischsprachige Bücher verkauft, ob das aber hilfreich sei für die Integration, bezweifelt Nico Helminger. Ihm komme es vielmehr auf die Rezeption der luxemburgischen Literatur an, dass sie also gelesen wird.
Ein Schriftsteller schreibt nicht, weil er integrativ arbeiten, sondern weil er gelesen werden möchte. Leider wird selbst an luxemburgischen Schulen kein Wert auf die Lektüre luxemburgischer Autoren gelegt, obwohl ihre Werke unglaublich reichhaltig sind und viel zu bieten haben, wie Germaine Goetzinger betont.
Die Diskussion war spannend und untermauerte, was auch die „Lëtzebuerger Bicherediteuren“ bereits wissen: Luxemburgische Literatur ist zu unbekannt. Die haben sich noch viel vorgenommen …