Befreiungsschlag

Befreiungsschlag

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Andreas (Timo Wagner) ist ein Eigenbrötler. Der 20-Jährige hat die Schule geschmissen und weiß nicht so recht, was er mit sich anfangen soll, wer er eigentlich ist und was er im Leben erreichen will.

Er weiß nur, dass er unheimlich gerne mal in einen Vulkan steigen würde. Nachts treibt er sich auf leeren Plätzen und in dunklen Straßen herum.

Kaleidoskop-Theater
„Vollmondbetrachtungen“

Weitere Vorstellungen

4., 5., 6., 11., 12., 13. Februar
um 20 Uhr

9. Februar um 17.30 Uhr

20., 21., 22. März um 20 Uhr

Tickets & Infos

www.kaleidoskop.lu

Bei einem seiner nächtlichen Ausflüge trifft Andreas auf einen Mann in Frauenkleidern, der es sich auf einer Bank gemütlich gemacht hat, um den Vollmond zu betrachten.

Dabei handelt es sich um den Deutschlehrer Cornelius (Jean-Paul Maes). Dieser fühlt sich in einem falschen Körper gefangen, spürt sich eigentlich als Frau und hat vor, eine Geschlechtsumwandlung vornehmen zu lassen. Andreas und Cornelius kommen ins Gespräch und treffen sich fortan öfters des Nachts, um gemeinsam das himmlische Gestirn anzuschauen.

Transgender-Thematik

Der Sportlehrer Meyer (Neven Nöthig), Cornelius’ Kollege, nimmt nicht nur seinen Job, sondern auch sich selbst tierisch ernst. Disziplin und Strenge sind seine Leitmotive. Ihm fällt auf, dass an Cornelius irgendetwas anders ist, und spürt ihn eines Nachts auf, als dieser in Frauenkleidern auf der Bank sitzt. Was nicht sein kann, darf nicht sein: Meyer beschließt, die Schuldirektorin (Irmtraut Hetz) über Cornelius’ nächtliche Eskapaden zu informieren. Doch diese ist daran nur wenig interessiert. Was weder Cornelius noch Meyer ahnen: Andreas ist der Sohn der Direktorin. Als dieser zusammen mit Cornelius bei ihr auftaucht, kommt es zum Eklat … und zum Befreiungsschlag!

Die Uraufführung von „Vollmondbetrachtungen“, dem neuen Stück von Jean-Paul Maes und dem Kaleidoskop-Theater, feierte am vergangenen Donnerstagabend (30.01.14) im Bettemburger Schloss Premiere. Es befasst sich mit der Thematik der Transgender, die auch heute noch stark tabuisiert ist. Überall auf der Welt, auch in Luxemburg, gibt es in der Zwischenzeit allerdings Vereinigungen, in denen sich diese Menschen zusammenfinden können. Doch zum Outing fehlt nach wie vor den meisten der Mut.

Komplexes Thema

Maes hat das schwierige und komplexe Thema in ein für ihn typisches Stück verpackt, bei dem der Humor selbstverständlich nicht zu kurz kommt. Und so wurde denn auch am Donnerstag anlässlich der Uraufführung viel gelacht. Hervorragend inszeniert von Klaus-Dieter Köhler, dem es gelingt, den jeweiligen Figuren ihre typischen Charakteristiken zu verleihen, fielen alle Darsteller durch herausragende schauspielerische Leistungen auf. Timo Wagner, Maes-Schüler am Escher Konservatorium, sah man nicht an, dass er zum ersten Mal in einer großen Rolle auf der Bühne stand: Professionell ging er seine Aufgabe an, so als ob Theater sein täglich Brot wäre. Neven Nöthig, der im Kaleidoskop-Theater schon bei „Totentanz“ auf der Bühne stand, war ein perfekter „Kollege Meyer“, bei dem jede Geste, jede Mimik auf den ebenso strengen wie selbstverliebten Sportlehrer zugeschnitten war. Und Irmtraut Hetz lag die Rolle als überforderte Schuldirektorin und Mutter bestens. Jean-Paul Maes schließlich glänzte als Cornelius (resp. Cornelia), wobei er vor allem den weiblichen Part mit einer Leichtigkeit und Überzeugung gab, dass man mitunter tatsächlich das Gefühl hatte, auf der Bühne stünde – man möge mir den Vergleich verzeihen, doch die Ähnlichkeit ist frappierend – Brigitte Mira in ihren besten Jahren.

Das Stück wird im Monat Februar und März noch mehrere Male gespielt. Entgehen lassen sollte man sich dieses Vergnügen nicht!