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Seit einigen Jahren gehört der luxemburgische Abend in der Botschaft des Großherzogtums zum Pflichtprogramm der Film- und Kulturschaffenden, die während der Berlinale in der deutschen Hauptstadt weilen.

Eine kurze Auszeit, passend dazu ein einheimischer Crémant und zwei kurze, lockere Reden. „Highlight“ der Rede des Botschafters war ohne Zweifel das schrumpfende Podium. Botschafter Santer gab den Anwesenden die Schuld an dieser Misere, lieferte aber umgehend die Erklärung: Sein schrumpfendes Podium stehe in direkter Korrelation zum Expansionsdrang des Publikums, mit anderen Worten, es kommen immer mehr luxemburgische Filmschaffende zur Berlinale, bald muss zusätzlicher Raum angemietet werden, also eigentlich eine positive Situation.

Botschafter Santer ging in seiner Rede auf die Koproduktionen ein, die 2014 im Rahmen der Berlinale gezeigt werden, blickte aber auch noch einmal auf ein sehr erfolgreiches vergangenes Jahr zurück. Ganz abgehakt ist 2013 allerdings noch nicht, mit Spannung fiebert man in Luxemburg noch den Oscars entgegen, in Los Angeles könnte mit einer Auszeichnung für Ernest & Célestine und/oder Mr Hublot luxemburgische Filmgeschichte geschrieben werden.

Grenzüberschreitend

Auch hob der Botschafter die intensive Zusammenarbeit mit den angrenzenden Regionen hervor und erwähnte dabei die Veröffentlichung eines Führers zum Thema grenzüberschreitende Koproduktionen mit Themen wie Finanzierung, Location-Suche oder Filmstrukturen. Sinn dieses Katalogs ist die Verwirklichung weiterer Verflechtungen mit den angrenzenden Gebieten wie dem Saarland, der Deutschsprachigen Gemeinschaft in Belgien, Rheinland-Pfalz sowie Lothringen. Luxemburg sei ein kleiner, aber feiner Partner und mittlerweile eine bescheidene, aber feste Größe im Filmgeschäft.

Der Direktor des „Fonds national de soutien à la production audiovisuelle“, Guy Daleiden, bestätigte den enormen Zuwachs an Popularität: Die Berlinale war früher nicht wirklich interessant für Luxemburg. Das Festival hat sich aber in eine interessante Richtung entwickelt. Es gibt nun einen Filmmarkt, wo man sich als Land mit seinem finanziellen Unterstützungsprogramm darstellen kann, und seit geraumer Zeit entstehen auch immer mehr Produktionen in Zusammenarbeit mit Deutschland oder deutschsprachigen Ländern und Regionen.

Positive Erfahrungen

Noch immer werden allerdings viele Produktionen auch in Zusammenarbeit mit französischen Partnern gemacht. Nach den guten Erfahrungen, die Stephan Roelants von Mélusine Productions mit „Ernest & Célestine“ im Hexagon gemacht hatte, verwundert es nicht, dass er den nächsten Partner auch dort suchte – und fand. „Tante Hilda“ heißt der neue Animationsstreifen, der im Rahmen von „Generation Plus“ programmiert wurde. Mit großer Begeisterung wurde der Film hier bei der Berlinale aufgenommen. Ein gutes Zeichen und der Beweis, so Roelants, dass man das Publikum auch wirklich angesprochen hat.

Bei dieser Öko-Geschichte fehlt aber eine jugendliche Identifikationsfigur. Es ist eine richtige Fabel und die Kinder reagieren perfekt darauf. Sie verstehen das Anliegen des Films und waren am Ende der Vorstellungen begeistert.

Kino aus Luxemburg

Die luxemburgische Beteiligung bei „Tante Hilda“ umfasst drei Bereiche: die graphische Entwicklung, die von Hand gemalten Animationselemente auf Papier und das farbige Dekor des Films. Nach einer überzeugenden Weltpremiere sagen die meisten Kritiker dem Film eine erfolgreiche Karriere voraus.

Der zweite luxemburgische Beitrag heißt „Fieber“ und ist von Elfie Mikesch mit unter anderem Eva Mattes, Nicole Marx, Martin Wuttke.

Eva Mattes gehört zu den wichtigsten Darstellerinnen des Neuen Deutschen Films und hat mit Herzog, Fassbinder und Zadek gedreht. Ein wahrer Glücksfall für die Regisseurin Elfie Mikesch sowie die Produktionsfirma Amour Fou. Für die renommierte Schauspielerin ist „Fieber“ so etwas wie ein Antikriegsfilm, an dem man sieht, dass der Krieg nicht wirklich heilbar ist und auch die Generationen danach noch schädigt.

„In diesem Film konnte ich sicherlich meine Lebenserfahrung mit einfließen lassen, insofern ich fast nichts tue, ich fahre nur im Zug und steige dann in Novi Sad aus, gehe ein bisschen herum, sehr viel mehr ist es nicht. Das ist verdammt schwer. Ich habe kein Gegenüber, ich habe niemanden, mit dem ich spiele, außer einer Szene im Zug.

Ich bin mit mir und meinen Gedanken allein, muss sozusagen vorbereiten, dass meine Gedanken im Film gleich als Szenen aus meiner Kindheit zu sehen sind. Das sind nur kleine Stücke im Film und das muss trotzdem präsent sein. Was kann man anderes tun als denken und dann zeigen, wie man denkt, an was man denkt, und halbwegs durchsichtig sein …!

Einen Wermutstropfen gab es dann doch: Der luxemburgische Schauspieler Luc Feit war am Montagabend leider verhindert, so dass wir keine Antwort auf die Frage bekommen konnten, die vielen Filmbegeisterten zuhause sicherlich auf der Zunge brennt: Wie war denn nun der Dreh (The Monuments Men) mit Stars wie George (Clooney), Matt (Damon), Bill (Murray) und Jean (Dujardin)?