André Brink ist tot

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Er war eine große Stimme gegen die Apartheid in seiner Heimat Südafrika. Vielfach galt André Brink auch als Kandidat für den Literaturnobelpreis. Jetzt ist er gestorben.

André Philippus Brink war immer in Sorge um die Demokratie in Südafrika. Sein Land habe sich abgewendet von den humanitären Idealen Nelson Mandelas, hatte der Schriftsteller („Die andere Seite der Stille“) vor nicht allzu langer Zeit geklagt. Brink war zugleich einer der wichtigsten Vertreter weißer südafrikanischer Autoren gegen die Apartheid. Am Freitag ist er im Alter von 79 Jahren gestorben.

Er war stolz auf die Freundschaft mit Mandela, die er auch seiner intellektuellen Gradlinigkeit zu verdanken hatte. Sie ließ ihn früh zum Gegner der Apartheid werden. Dabei war er nach eigenem Verständnis tief verwurzelt in der burischen Geschichte: Seine ersten Romane schrieb er nur in Afrikaans (Burisch), der von Schwarzen noch heute oft verhassten Sprache derer, die das rassistische Apartheid-Systems schufen. Brink, der später auch in Englisch schrieb und an der Universität Kapstadt lehrte, errang mit seinen Werken Weltachtung. Zeitweise war er als Kandidat für den Literaturnobelpreis im Gespräch.

Schlüsselerlebnis

Südafrika mit seiner bitteren Geschichte sei ein Teil von ihm, bekannte er vielfach. Sein Schlüsselerlebnis habe er mit 13 Jahren gehabt. Sein Vater, ein Bezirksrichter, sei für ihn eine gottähnliche Figur gewesen. Das habe sich geändert, „als ein schwarzer Mann mit zerschlagenem Gesicht, …blutüberströmt, schlotternd und weinend bei uns zu Hause auftauchte“. Er sei, „geschockt und entsetzt“ zu seinem Vater gerannt, erzählte der Literat, „aber mein Vater hatte kein Interesse, zu helfen, er sei „außerhalb der Dienststunden“…. Von da an habe er gewusst, dass etwas falsch sei mit Südafrika.

Er war entsetzt, „was mein Volk, die Afrikaaner (Buren) taten“. Die Augen wirklich geöffnet habe ihm seine Zeit an der Sorbonne in Paris in den 60er Jahren, von wo er gerade aus der räumlichen Distanz die absurde Realität Südafrikas in aller Schärfe sah. Nur das Schreiben habe ihm ermöglicht, weiter in Südafrika zu leben. „Es war meine einzige Waffe, mit der ich gegen alles kämpfte, was mich bedrohte und ich als ungerecht empfand.“ In Paris hat er erstmals normalen Umgang mit Schwarzen – was im damaligen Südafrika unmöglich war.

Apartheid

In seinen ersten Romanen scheute Brink noch das Thema Apartheid. Er gehörte aber bald zu einer Gruppe kritischer afrikanischer Schriftsteller, die sich „The Sixtyers“ nannten. Brinks Roman „Kennis van die Aand“ (1973), die Geschichte einer Liebe zwischen einem Weißen und einer Schwarzen, war dann der erste literarische Text auf Afrikaans (Burisch), der in Südafrika verboten wurde. Das Buch fand aber international Beachtung. Seine Romane wurde in 30 Sprachen übersetzt und mehrfach ausgezeichnet.

Afrika und seine Geschichte, die Rassengegensätze und die Gewalt blieben zentrale Themen seiner Werke. In einem seiner jüngeren Romane, „Die andere Seite der Stille“, beschäftigt er sich mit dem früheren Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia. Es geht um das Schicksal einer jungen deutschen Auswanderin, die vor dem Ersten Weltkrieg mit viel Naivität in die damalige Kolonie geht – wo sie auf Menschenverachtung, Brutalität und Gewalt trifft.