Ältestes Kino der Welt öffnet neu

Ältestes Kino  der Welt öffnet neu

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Das älteste Kino der Welt, im südfranzösischen La Ciotat öffnet wieder seine Tore.

Die verstaubten Kinositze wurden durch elegante Velours-Sessel ersetzt, die Wände im Saal wie einst in kräftigem Rot gestrichen, und auch die ockerfarbene Außenfassade erstrahlt wie vor hundert Jahren: Nach einem langen Dornröschenschlaf eröffnet das älteste Kino der Welt, das Eden-Théâtre im südfranzösischen Badeort La Ciotat, wieder seine Pforten. Französische Filmstars wie Juliette Binoche werden am Mittwochabend zur Feier in das legendären Kino kommen, das eng mit der Geschichte der Film-Pioniere Louis und Auguste Lumière verbunden ist.

Es war der 21. März 1899, als rund 250 Zuschauer in dem prunkvollen Saal des Eden-Théâtre voller Spannung der Ausstrahlung von einigen der ersten Filme der Gebrüder Lumière beiwohnten. Die Geburtsstunde des Films, die erste öffentliche Aufführung der Lumière-Brüder in Paris, lag da zwar schon vier Jahre zurück. Aus der Zeit hat aber kein anderes Kino überlebt, das Eden-Théâtre gilt daher als ältestes Kino der Welt.

Ungewisses Schicksal

Doch auch das Schicksal des Eden war lange Zeit ungewiss. Der Kino-, Konzert- und Theatersaal, in dem unter anderem der berühmte französische Komiker Fernandel und Chanson-Legende Yves Montand frühe Auftritte hatten, geriet in den 1980er Jahren immer mehr in Schwierigkeiten.

Nicht nur wurde der Geschäftsführer bei einem Raubüberfall getötet. Weil die Werften in der Region dicht machten, blieb zunehmend das Publikum weg. Das Kino schloss und wurde nur noch eine Woche im Jahr für ein kleines Filmfestival geöffnet. 1995 wurde es dann aus Sicherheitsgründen ganz zugesperrt und verfiel zusehends.

Bewohner kämpften für die Wiedereröffnung

Doch eine Handvoll Bewohner in dem eine halbe Stunde von Marseille entfernt liegenden La Ciotat mit seinen 35.000 Einwohnern wollte das nicht hinnehmen – und kämpfte über Jahre für eine Wiedereröffnung des Kinos. Das Eden war immer „ein beliebter Saal, in dem die eine Hälfte der Stadt die andere Hälfte traf“, wie Michel Cornille schmunzelnd sagt, der Präsident des Vereins Die Lichter des Eden, der sich für die Wiederbelebung des Kinos eingesetzt hat.

Dass für eine Restaurierung des denkmalgeschützten Gebäudes genügend Mittel zusammenkamen, liegt auch daran, dass Marseille und die umliegende Region dieses Jahr europäische Kulturhauptstadt sind. Und so konnten die historische Filmstätte für sechs Millionen Euro saniert werden. Die alte Holzkonstruktion im Kinosaal, die zusammenzubrechen drohte, wurde verstärkt, auf dem Boden wurde neues, dunkles Eichenparkett verlegt, und auf der Empore laden restaurierte Sessel aus den Anfangstagen des Kinos zum gemütlichen Sitzen ein.

„Ein schöner Ort“

„Ein schöner Ort, der eine Geschichte erzählt“, sagt André Stern. Der Architekt aus Marseille war für die Restaurierung zuständig und hat in dem Gebäude eine Ausstellung über die Entwicklung vom Foto zum Film entworfen. Auf die Außenfassade soll bei Dunkelheit ein Zug projiziert werden – eine Hommage an den berühmten Lumière-Stummfilm „Die Ankunft eines Zuges auf dem Bahnhof in La Ciotat“, der in dem Mittelmeerort gedreht wurde, in dem die Familie Lumière häufig den Sommer verbrachte.

Das Kino soll aber auf keinen Fall „ein Mausoleum der Film-Geschichte“ werden, wie der Leiter des Kulturhauptstadt-Jahrs, François Chougnet, sagt. Sondern ein lebendiges und privat betriebenes Kino.

Das wird aber nicht leicht, warnt Cornille vom Unterstützerverein. Denn mit 166 Sitzplätzen sei es schwierig, ein Kino wirtschaftlich zu betreiben. Das Eden-Théâtre müsse daher in einen „weiteres kulturelles Projekt eingebettet werden“, mit Filmfestivals, aber auch Angeboten für Schüler. Dann, so die Hoffnung, werden sich in dem historischen Kino noch viele Menschen von der Welt des Films begeistern lassen.