Alles eine Spur kleiner

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Trashtalk and Plotholes: Keine Überraschungen in "Ant-Man and the Wasp"

Von Elisa Leclerc

Am Marvel Universum führt kein Weg mehr vorbei: Mit „Ant-Man and the Wasp“ hat das Franchise ihren 20. Superheldenfilm herausgebracht und damit eine austauschbare Komödie, welche vom regulären Superheldenfilmrezept in keiner Weise abweicht.

Wie am Fließband werden in erfolgreicher Regelmäßigkeit Superhelden auf die Leinwand gebracht, die sowohl Kinderzimmer, Kinosäle als auch Marketingunternehmen dominieren. Trotz der einfachgestrickten Handlungskurve „Gut gegen Böse“, die sich seit zwanzig Filmen wiederholt und der Eindimensionalität der Charaktere kann von einer kurzlebigen Modeerscheinung nicht die Rede sein: Mit „Ant-man and the Wasp“ feiert das Marvel-Franchise sein zehnjähriges Bestehen in der Filmbranche und hat nun, nach dem politisch aufgeladenen „Black Panther“ (2018) und dem umsatzstarken „Avengers: Infinity War“ (2018) auch eine seichte Superheldenkomödie für das diesjährige Sommerloch herausgebracht.

Der Film beginnt mit einer Rückblende in die 80er-Jahre: Um ein sowjetisches Wurfgeschoss zu entschärfen, lässt sich die Wespensuperheldin Janet van Dyne (Michelle Pfeiffer) auf subatomare Größe schrumpfen, wohlwissend, dass es keinen Weg zurück aus dem Quantenreich gibt. Hank Pym (Michael Douglas), ehemaliger Ant-Man, widmet sich der Erziehung der gemeinsamen Tochter Hope van Dyne (Evangeline Lilly) und der Frage, wie er seine Frau aus dem Quantenreich retten kann. Wenige Jahre später gelingt es Scott Lang (Paul Rudd), welcher nach Hank Pym die Ant-Man Identität annimmt, sich ins Quantenreich zu schrumpfen und nichtsdestotrotz zu normaler Größe zurückzukehren – so viel zum Plot des Vorläufers „Ant-Man“. Hank und Hope schöpfen daraufhin Hoffnung auf ein Wiedersehen mit Janet und entwerfen ein monumentales High-Tech Labor, welches die Brücke zum Quantenreich ermöglichen soll. Weil Ant-Man Scott Lang in der Zwischenzeit gegen eine Superheldenregel verstoßen hat, die im Verlauf des Films jedoch nie erklärt wird, muss dieser einen dreijährigen Hausarrest mitsamt Fußfessel abbüßen. Kurz vor seiner Freilassung hat Lang einen Traum über Janet van Dyne, ruft, deutlich verwirrt, Hank Pym an, und befindet sich nur wenige Stunden später auf dem Autositz neben Hope van Dyne, die die Identität der Wasp angenommen hat und Scott entführt hat, weil sie in diesem das Potential erkennt, ihre Mutter aus dem Quantenreich zu retten. So schnell kann eine Fußfessel umgangen werden und es stellt sich hier bereits die Frage, weshalb Scott als Ant-Man nie zuvor auf die Idee gekommen ist, sich zu schrumpfen und somit von der Fessel zu lösen.

Dass Scott jedoch nicht durch Intelligenz besticht und überhaupt vielmehr den absoluten Durchschnittstypen repräsentiert, soll womöglich den Charme von „Ant-Man and the Wasp“ ausmachen, dessen Ameisensuperheld neben den Giganten à la Hulk, Captain America oder Thor vielmehr wie ein Außenseiter wirkt. Um dem Marvel-Universum gerecht zu werden, bringt der Film zwar alles mit, was es für einen Superheldenblockbuster braucht, bleibt dabei jedoch immer (wortwörtlich) eine Spur kleiner, schließlich steht in „Ant-Man and the the Wasp“ nicht das Universum auf dem Spiel, sondern nur die Rückkehr Janet Van Dynes und die Freilassung Scotts, und würzt die Handlung stattdessen mit kurzlebigen Gags und der Bedienung infantilen Humors.

Das Marvel-Rezept

Superheldenfilme kommen dabei in der Regel nur mit drei Zutaten aus: Zum einen muss es eine gutaussehende und unerreichbare Person des anderen Geschlechts geben, in die der Superheld sich verlieben wird – bei „Ant-Man and the Wasp“ steht die Liebesgeschichte bereits im Titel geschrieben, damit das Publikum auch vor dem Film schon weiß, dass dieser mit einem Kuss zwischen Scott und Hope enden wird. Über die Liebelei hinaus kann ein Marvelfilm jedoch nur durch die Existenz eines Böseswichts funktionieren – diesen Platz räumt hier Ava Starr (Hannah John-Kamen) ein. Seit einem Unfall müssen sich deren Zellen ständig neuzusammensetzen, weshalb sie durch Gegenstände greifen kann, aber dadurch auch Schmerzen ertragen muss – um diesen zu entkommen plant Ava, die Quantenenergie Janets zu extrahieren und dadurch deren Leben aufs Spiel zu setzen. Dazu kommt Sonny Burch (Walton Goggins), ein zwielichtiger Typ, dessen Motivation nie wirklich nachvollziehbar ist und der aus unerklärlichen Gründen ebenso versucht, das geschrumpfte Labor Hank Pyms zu stehlen und damit die Rettungsmission Janets aufs Spiel setzt.

Das A und O eines jeden Superheldenfilms ist jedoch ein Handlungsdurcheinander, welches kurz vor Schluss durch einen Plottwist noch einen drauf bekommt, letztendlich aber mit einem unwahrscheinlichem, aber komplett erwartbaren Happy-End aufhört: In „Ant-Man and the Wasp“ versuchen Ava und Sonny Burch unentwegt, Hank, Hope und Scott in die Quere zu kommen, was ihnen jedoch nie richtig gelingen will. Obschon es zwar zeitweise brenzlig wird, geht am Ende dann doch alles gut aus: Janet kann gerettet werden, Scott und Hope werden ein Paar, und sogar Ava kann von ihrem Leid erlöst werden, indem Janet sie berührt – so einfach können Probleme gelöst werden, wenn ein Film nur mehr zehn Minuten bis zum Schluss übrig hta. Mit der Rettung Janets, die immerhin 30 Jahre im Quantenuniversum gefangen war, am Ende aber nur wie eine ergraute Mittzwanzigerin ausschaut, stellt sich auch die Frage, weshalb Frauen in Hollywood nach wie vor nicht altern dürfen. Insgesamt reiht „Ant-Man and the Wasp“ sich somit in eine Palette an Filmen ein, die man bereits nach Verlassen des Kinosaals vergessen hat und die in jeglicher Hinsicht austauschbar sind.