Slang (Teil 3)Zwischen Shitstorm und Sheeple: Das bedeuten die neuen Schlagworte aus Netz und Medien

Slang (Teil 3) / Zwischen Shitstorm und Sheeple: Das bedeuten die neuen Schlagworte aus Netz und Medien
Who you gonna call a „sheeple“? Montage: Frank Goebel

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Die Menschen rücken im Netz immer näher zusammen. Gemeinsam lachen, streiten oder trauern sie über Inhalte aus aller Welt. Dabei werden unbewusst immer mehr amerikanische Begriffe in den eigenen Sprachgebrauch übernommen. Einige dieser neuen Schlagworte aus Netz und Medien hat das Tageblatt nun herausgegriffen, um sie den Lesern etwas näherzubringen. Im dritten Teil der Serie erklären wir, was „Meme“ und „Sheeple“ bedeuten, was Tee mit Klatsch und Tratsch zu tun hat, wieso man sich vor einem „Shitstorm“ in Acht nehmen muss und warum „Ghosting“ und „Catfishing“ nicht die feinste Art sind.

Sheeple

Sheeple ist ein englisches Kofferwort, das sich aus „sheep“ (Schaf) und „people“ (Personen) zusammensetzt. Dabei handelt es sich um einen abwertenden Begriff für Menschen, die Aussagen glauben, ohne diese zu hinterfragen. Die Bezeichnung wird u.a. von Impf- und Maskengegnern genutzt, um Menschen zu verunglimpfen, die sanitäre Maßnahmen befolgen und damit den Covid-Empfehlungen der Regierung und der sogenannten Massenmedien nachkommen. Das deutsche Pendant dazu wäre „Schlafschaf“: Menschen, die ihre Augen vor der Wahrheit verschließen – zumindest in den Augen der Person, die diesen Begriff verwendet.

Tea

Das englische Wort für Tee dürfte wohl jedem ein Begriff sein. Umgangssprachlich aber hat sich das Wort als Synonym für Klatsch und Tratsch durchgesetzt. Am besten soll dieser serviert werden, wenn er noch „piping hot“ ist, also heiß und dampfend. Im Netzjargon spricht man von „spilling the tea“, wenn man dabei ist, besonders heiße Gerüchte zu verraten. Man geht davon aus, dass der Begriff u.a. von der Protagonistin in „Midnight in the Garden of Good and Evil“ geprägt wurde. Im Bestseller von 1994 wird der Buchstabe T nämlich als Abkürzung für „truth“ genutzt, Wahrheit. Andere Experten führen den Begriff auf die „tea parties“ in den US-Südstaaten zurück, bei denen die vornehmen Damen dem Vernehmen nach stets die neuesten Gerüchte austauschten.

Ghosting

Fast jeder hatte schon mal eine Beziehung zu einer Person, die ganz überraschend den Kontakt abgebrochen und nicht mehr auf Nachrichten oder Anrufe reagiert hat. Auch wenn das Phänomen weitaus älter ist, hat sich der Begriff erst mit der Verbreitung von SMS und Nachrichtendiensten etabliert. Ghosting bedeutet, dass der Partner oder die Bekanntschaft den Kontakt abbricht, unsichtbar wird und nichts mehr von sich hören lässt. Er oder sie wird zu einem „ghost“, zum Gespenst. Dabei handelt es sich um eine besonders miese Art, Schluss zu machen. Doch wird das Ghosting von den heutigen technischen Möglichkeiten geradezu gefördert: Eine Blockierung auf Facebook oder WhatsApp, eine Anrufer-Sperre auf dem Smartphone und weg ist die Person.

Catfish

Die Bezeichnung stammt aus den USA, wo jede Wels-Art als Catfish bezeichnet wird. Diese wurden einst in der Fisch-Industrie eingesetzt, um lebendem Kabeljau beim Transport vorzugaukeln, er befände sich noch frei im Meer. Im Netz hat der Ausdruck deswegen eine andere Bedeutung: Dort wird Catfish für Personen verwendet, die sich bewusst eine andere Identität zulegen, um ihre Gesprächspartner – meist auf Flirt- oder Kontakt-Plattformen – in betrügerischer Absicht zu täuschen. Sexuelle Straftäter nutzen diese Masche, um das Vertrauen ihrer Opfer zu gewinnen. Andere versuchen auf diese Art, Mitgefühl, Zuneigung, Gefälligkeiten oder sogar Geld zu erschleichen.

Meme

Auch wenn die Bezeichnung manchen Nutzern noch nicht geläufig ist, so kennt das Konzept inzwischen fast jeder: Ein Meme (gesprochen „Miem“) ist eine Art Insiderwitz im Internet, der sich an bekannten Alltagssituationen oder aktuellen Kulturphänomenen orientiert, der Nutzer zum Lachen bringt und sich rasend schnell verbreitet. Dabei handelt es sich um ein Bild, das nachträglich mit einer kurzen, prägnanten Textpointe versehen wurde. Alles kann ein Meme werden: ein Foto aus den Nachrichten, das lustige Bild eines Hundes, Ausschnitte aus einem Musikvideo, aber auch Fotos völlig unbekannter Personen in skurrilen Situationen. Das Wort stammt übrigens vom altgriechischen „mimema“ und bedeutet in etwa „nachgeahmte Dinge“.

Shitstorm

Der Begriff ist im Deutschen so geläufig, dass er längst schon vom Duden aufgegriffen wurde. Dabei handelt es sich um einen umgangssprachlichen Ausdruck für ein Internet-Phänomen, bei dem sich eine Person, ein Unternehmen oder eine Institution eine begrenzte Zeit lang der geballten Kritik einer großen Menge ausgesetzt sieht. Shitstorms beginnen üblicherweise mit der Empörung einzelner Personen, der sich immer mehr Menschen anschließen. Innerhalb kurzer Zeit breitet sich die Entrüstung derart aus, dass die Beleidigungen wie ein Sturm über das Ziel des Shitstorms einbrechen. Bestrebungen, den englischen Begriff durch das deutsche Wort „Netzhetze“ zu ersetzen, sind in den letzten Jahren immer wieder gescheitert. In den Medien dominiert nach wie vor der englische Begriff.