Zwischen Gleisen und Baustaub

Zwischen Gleisen und Baustaub
Foto: Laura Tomassini

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Ein Winternachmittag auf den Escher Bahnhöfen – ein Stimmungsbericht.

Eine Baustelle auf der Bahnstrecke zwischen Luxemburg-Stadt und Bettemburg behindert derzeit den Zugverkehr. Auch in Esch und Belval sind die dadurch verursachten Änderungen der Fahrpläne zu spüren. Wir haben die Stimmung bei den Fahrgästen und Angestellten rund um die beiden Bahnhöfe eingefangen.

Von Laura Tomassini

Foto: Laura Tomassini

Es sind Schulferien. Die Wettervorhersage meldet verregnete und kalte Tage. In den Straßen der Minettemetropole ist es derzeit eher ruhig. Etwas mehr Betrieb herrscht auf den Gleisen des Escher Bahnhofs. Zusammen mit anderen Bahnfahrern wartet Céline auf den nächsten Zug. Normalerweise nutzt sie den öffentlichen Transport, um morgens von Esch nach Luxemburg zur Arbeit zu fahren. Aber auch außerhalb der Rushhour klappt es ihrer Ansicht nach mit dem Verkehr. „Ich komme meistens recht pünktlich an, manchmal sogar einige Minuten früher als vorher“, meint Céline. Vor allem die bereitstehenden Shuttlebusse, die anstelle der Zuglinien 60 und 90 noch bis einschließlich Sonntag zwischen den betroffenen Bahnhöfen fahren, seien für sie eine gute Lösung.

Eine gute Bilanz

Im November öffnete die Bäckerei Brisbois die Türen ihrer neuen Filiale am Escher Bahnhof. Kurz nach zwölf Uhr hält sich die Anzahl der speisenden Gäste im kleinen Bistro noch in Grenzen. Schuld daran sind allerdings nicht ausschließlich die zahlreichen Warnschilder der CFL, die auf die umgeleitete Zugverbindung hinweisen. Auch die Karnevalsferien tragen ihren Teil zur aktuellen Bahnhofs-Öde bei. Und trotzdem: Unternehmensleiter Jean-Paul Brisbois kann sich über die Kundschaft der letzten Monate nicht beklagen: „Bisher bin ich zufrieden, meine Erwartungen haben sich definitiv erfüllt und das Geschäft hier läuft.“ Die Wahl des Standorts hat sich für Brisbois also bestätigt, denn auch in den kalten Wintermonaten finden zahlreiche Bahnhofsbesucher ihren Weg in die Bäckerei.

Etwas weniger begeistert von der aktuellen Situation am Escher Bahnhof zeigen sich die Besucher des Informationsschalters der CFL. Auf seine Frage nach den Bussen Richtung Luxemburg-Stadt wird ein Passagier zu den Zugverbindungen geleitet, denn außerhalb der Hauptzeiten fahren die Shuttles in Richtung Hauptstadt dann doch nur unregelmäßig bis gar nicht.

Für manche haben die aktuellen Änderungen im Bahnverkehr allerdings auch gute Seiten. Wo die einen der Umstieg auf Busse stört, kommt anderen die Baustelle auf der Bahnstrecke nur gelegen, denn durch die direkten Shuttles fällt der Stopp in Bettemburg weg.

Insgesamt bemerke man in der Jugendherberge aber eher wenig von der aktuellen Lage am Bahnhof oder den Ferien, so Geschäftsführer Romane Baranski: „Heute und morgen sind wir quasi ausgebucht, für uns gibt es aber ohnehin keine wirklichen Saisonalitäten.“ Von Studenten über Touristen bis hin zu Sportgruppen beherberge das Haus hier das ganze Jahr über eine recht hohe Anzahl an Gästen – Baustelle hin oder her. Weniger Betrieb herrscht hingegen am Bahnhof Belval. Um 12.37 Uhr warten nur zwei Personen auf den nächsten Zug, ansonsten sind die Gleise menschenleer. „Während der Ferien ist es hier immer ruhiger“, berichtet Lionel Malané, stellvertretender Leiter der Mobilitätszentrale in Belval. Vor allem im Winter sei die Konstruktion des Gebäudes nicht immer ideal für die wartenden Fahrgäste.

Verschlossene Türen

„Der Bahnhof war vom Architekten als Durchgangsbereich gedacht, deshalb zieht es hier sehr und die aktuellen Temperaturen sind keine, bei denen sich jemand gerne hier drinnen aufhält“, meint Malané. Die Tatsache, dass die vorhandenen Imbisslokale kurz nach ihrer Eröffnung aus Mangel an Kunden wieder ihre Türen geschlossen und seither nie wieder geöffnet haben, trägt vor allem an grauen Tagen wie dem gestrigen nicht zu einer lebendigen Atmosphäre bei.

Lebhafter ist dann doch die Stimmung am Escher Bahnhof. Auch Bob teilt die von den „Hostel“-Gästen beschriebene Sicht auf den aktuellen Bahnverkehr. Der bereits etwas ältere Herr hat sich wegen des anhaltenden Regens ins Innere des Bahnhofes zurückgezogen, um auf seinen Bus zu warten: „Die letzten Tage über war es wegen der Baustelle hier vielleicht etwas stressiger als normal, aber generell klappt alles ganz gut. Wir sind doch eigentlich einfach alle nur etwas zu verwöhnt, im Grunde stellen solche Änderungen im Verkehr doch kein großes Problem dar.“

Eine positive Einstellung, die auch die Mitarbeiter der CFL in und außerhalb der anhaltenden Züge in Esch sichtlich teilen. Trotz grauem Himmel und Baustaub an den Gleisen witzeln der Lokführer und eine Mitarbeiterin vor der erneuten Abfahrt des Zuges und lassen sich ihre gute Laune auch von vereinzelten unzufriedenen Gesichtern nicht verderben.