KunsteckeZur Expo von Jeff Sonhouse, „Bodied“: Körpersprache recht farbig artikuliert

Kunstecke / Zur Expo von Jeff Sonhouse, „Bodied“: Körpersprache recht farbig artikuliert
 Foto: Zidoun-Bossuyt Gallery

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Noch bis zum 6. November zeigt der New Yorker Künstler Jeff Sonhouse seine Gruppen-Porträts der besonderen Art in der Zidoun-Bossuyt Gallery. Es ist nach „Particulaars“ 2016 seine zweite Expo in dieser Galerie.

Es sind keine realistischen Reproduktionen von menschlichen Figuren, keine nackten oder halbnackten Torsos, aber auch keine abstrakten, nicht identifizierbaren Gestalten. Es sind vielmehr menschenähnliche Darstellungen, die durch ihre farbigen Kostüme, ihre durch Künstlerhand verfremdeten Gesichter, ihre Aufstellung als Zweier-, Dreier- oder Vierergruppe in eine neue, fantastische Welt entführen, den Betrachter perplex und in seiner Interpretationshoheit quasi alleine lassen.

 Foto: Zidoun-Bossuyt Gallery

Neben dieser Art der Vervielfältigung fast wie mit Spiegeleffekt durch mehrere Reproduktionsflächen zeichnet Sonhouse auch Einzelporträts, wobei das Prinzip der Verfremdung, fast Entstellung, sich mehr auf die Gesichter an sich denn auf Kleidung oder Umfeld anwendet. Dem Künstler geht es darum, seine Figuren neu einzuordnen, sie sowohl von der kunsthistorischen Praxis als auch seiner eigenen Imagination zehren zu lassen. Faszinierend in der Art und Weise, wie er diese Figuren bunt und farbig wie ausgeflippte Mannequins kleidet, jedoch teilweise auch das Muskelspiel dieser eleganten männlichen Typen durchblicken lässt, ist sein Talent, alles genau abzustimmen, fast harmonisch erscheinen zu lassen, obwohl die gezeigten Gesichtszüge alles andere denn friedlich, freundlich oder ansehnlich sind. Eines der Bilder heißt denn auch „One Man Gang“ und repräsentiert eine „dreifache“ Statur in buntem Kostüm und mit Maske verdecktem Gesicht.

Mehrschichtige Inspiration

Die von Sonhouse gewählten Farbkombinationen in Abstimmung zu ihrem Hintergrund lassen erahnen, welche unterschwelligen Botschaften sich hinter diesen Bildern verbergen, vor allem weil die Darstellung sich vorwiegend auf Menschen seiner eigenen Hautfarbe und wohl auch seiner sozialen Herkunft konzentriert. Er setzt seine Figuren in eine Welt, die diesen wohl teilweise neu und fremd erscheint, passt sie auf seine Weise da hinein, sodass er mit seiner Arbeit zwar direkt keine politischen Kampfparolen ausruft, jedoch durch die Kunst den Betrachter einen neuartigen Blick auf bestimmte gesellschaftliche Tatsachen und Entwicklungen werfen lässt. Für Sonhouse ist klar, dass er derartige Bilder nicht nur durch reine Malereien erreichen kann, vielmehr verwendet er bei seinen Collagen diverse Materialien, die alle wiederum ihre Eigenschaften und Interpretationsspielräume haben.

 Foto: Zidoun-Bossuyt Gallery

Er gehört mit seiner Malweise zu einer Reihe anderer amerikanischer Künstler, die sich über die ausdrucksstarken Porträts von Afroamerikanern, teils in „westlicher“ Darstellungslogik, auseinandersetzen. Von der Direktorin des „Kemper Museums für zeitgenössische Kunst“ wird er ins Spannungsfeld zwischen Abstraktion und Figuration eingestuft, auch weil er sich eben sowohl an westlicher Kunst als auch an seinen Wurzeln und seinem hierdurch geprägten Unterbewusstsein inspiriert. Sein Werk gewinnt somit die erforderliche Freiheit, ungezwungen sowohl Identitätsfragen als auch gesellschaftliche Zwänge und Regeln sowie kunstgeschichtliche Prozesse zu hinterfragen. Die Verantwortlichen der Galerie haben die Wände der Räumlichkeiten durch entsprechend aufwendig im Sonhouse-Stil zelebrierte Malereien angepasst und so ein atmosphärisch gelungenes Ambiente geschaffen.

Erfolgreiche Karriere

Jeff Sonhouse, 1968 in New York geboren, hat 1998 eine Lizenz der School of Visual Arts in dieser Stadt erworben, 2001 einen Master am Hunter College absolviert und 2004 den Preis der Joan Mitchell Foundation und den Kunstpreis der New York Foundation erhalten. Seine Werke wurden in zahlreichen bedeutenden Ausstellungen gezeigt und bereisten im Rahmen der Schau „30 Amerikaner“ der Rubell Family Collection von Miami aus ganz Amerika. In neuerer Zeit fanden seine Werke Zugang zu bedeutenden Sammlungen und musealen Ausstellungen. Sonhouse gehört zu den anerkanntesten aktuellen Künstlern der USA, kein Wunder, dass die Zidoun-Bossuyt Gallery ein umfassendes Buch zur Ausstellung und darüber hinaus den letzten 20 Jahren des künstlerischen Schaffens von Sonhouse im deutschen Distanz-Verlag auflegen wird. Da die verlegerischen Arbeiten am Buch noch nicht abgeschlossen sind, wird dieser Kunstband erst in einigen Wochen in die Buchläden und die Galerie kommen.