EditorialZeit für reinen Wein in Sachen Corona

Editorial / Zeit für reinen Wein in Sachen Corona
Ganze Branchen stehen am Rande ihrer Existenz. Vor diesem Hintergrund wäre es durchaus angebracht, bestimmte Fakten auf den Tisch zu legen.  Foto: Editpress/Julien Garroy

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Mit den Stimmen der Mehrheit hat das Parlament die Corona-Lockerungen verabschiedet. Die Opposition spricht von „Kuddelmuddel“ und reiht sich ein in eine wachsende Zahl von Kritikern, die den Zickzackkurs der Regierung nicht mehr nachvollziehen können. Es ist an der Zeit, emotionale Appelle an die Bevölkerung mit handfesten Daten zu untermauern und der Bevölkerung reinen Wein einzuschenken.

Mit teils leidenschaftlichen, oft emotionalen Aufrufen appellieren Premierminister Xavier Bettel und Gesundheitsministerin Paulette Lenert seit Monaten an die Vernunft der Bürger und versuchen, sie in die Verantwortung zu nehmen. Manchmal mit bebender Stimme, andere Male mit erhobenem Zeigefinger. Ganz nach dem Motto: Wer nicht Teil der Lösung sein will, ist Teil des Problems. Nun also wieder die Rückkehr zu weniger strengen Maßnahmen. Eigentlich eine gute Nachricht. Und doch bleibt ein bitterer Nachgeschmack. Dieses Mal mehr denn je.

Selten nämlich gab es so viele Fragezeichen und Ungereimtheiten. Längst sind es nicht mehr nur Querdenker, die die Entscheidungen der Regierung infrage stellen. Zu den Kritiken der Opposition gesellen sich Fragen des Staatsrates und der Menschenrechtskommission, die den jüngsten Entschlüssen mit Argwohn begegnen. Zu groß sind die Widersprüche, zu eklatant die Unterschiede in ihrer Verhältnismäßigkeit, um die Entscheidungen  blind hinzunehmen – im guten Gewissen, in Krisenzeiten doch keine Wellen zu schlagen.

Lange ließen die Bürger Vernunft walten, zum allgemeinen Wohl der Gesellschaft wurden Hintergründe kaum infrage gestellt. Die Pandemie war Neuland, vieles war „learning by doing“. Erkenntnisse wurden über Nacht über Bord geworfen, Maßnahmen im Stundentakt überdacht. Nun aber bewegen wir uns langsam auf die Jahresmarke zu. Drei verschiedene Impfstoffe wurden zugelassen, auch die Wissenschaft hat sich auf gemeinsame Nenner geeinigt. Es reicht nicht mehr, über die emotionale Ebene an die Bürger zu appellieren. Neun Monate hatten die Menschen, um Muster zu erkennen, die im krassen Widerspruch zueinander stehen. Zu viele Fragen bleiben unbeantwortet, zu viele Entschlüsse gehen nicht auf. 

Was macht es etwa für einen Unterschied, ob man um 23 Uhr zu Hause ist oder zwei Stunden früher? Wieso dürfen Menschen ein Theaterstück besuchen, aber kein Basketballspiel? Ist das Virus in gefüllten Bussen weniger aggressiv als in einem Restaurant? Oder wieso müssen Unternehmen geschlossen bleiben, die ein weitaus überschaubareres Umfeld bieten als öffentliche Einkaufszentren? Diese Fragen müssen die Entscheidungsträger beantworten. Schließlich begründen sie darauf Entscheidungen, die Menschen und Unternehmen an den Rand der Existenz führen.

Immer wieder appellieren die Entscheidungsträger an unsere Vernunft. Vielleicht sollte sie uns im Gegenzug etwas Vertrauen entgegenbringen. Dass man Erklärungen verlangt, bedeutet nicht, dass man sämtliche Entscheidungen der Regierung infrage stellt. Angesichts des Zickzackkurses und anderer Ungereimtheiten  müssen diese Fragen erlaubt sein. Vor allem, wenn es wie in einem jüngsten Bericht des Gesundheitsministeriums heißt, dass das allgemeine und internationale Umfeld keine Lockerungen zulasse – die Regierung aber einen Tag später genau das tut. 

Kaum eine Entscheidung der Regierung kann durch handfeste Erkenntnisse, Studien oder Daten belegt werden, kritisiert etwa die Menschenrechtskommission. Irgendwann ist das Maß voll. Wenn die Regierung weiter an die Vernunft der Bürger zu appellieren gedenkt, wäre es ihr anzuraten, diese auch wie Erwachsene zu behandeln und reinen Wein einzuschenken. Nur dann muss man sich nicht plötzlich auch Fragen gefallen lassen, ob vielleicht andere, weniger altruistische Gründe hinter so mancher Entscheidung stecken.

B.G.
11. Januar 2021 - 14.24

@ Her J.Scholer Ich hab das Wort Mär natürlich , wie von Ihnen bemerkt , im Sinne von Martin Luther gebraucht. Vom Himmel da komm‘ ich her , Ich bring‘ euch gute neue Mär , Der guten Mär bring‘ ich so viel, Davon ich sing‘n und sagen will. Gruss . Gaston Blaat

B.G.
11. Januar 2021 - 11.20

Geehrte @ Clemi Wiederhole, wenn Sie Recht haben, haben Sie Recht. Erlaube mir daran zu erinnern, dass die Zahl der durch den Coronavirus verursachten Todesfälle total unbekannt ist. Eine Todesursache kann u.a. im Falle einer Viruskrankheit , soviel ich weiss , dem Kochinstitut nach, nur durch eine Autopsie, eine Leichenuntersuchung also , mit Sicherheit festgestellt werden. Da aber eine Leichenschau äusserst unangenehm ist und die Zahl der Spezialärzte sehr gering usw.usw , werden ,wenigstens bis jetzt, ausser bei Kriminalfällen fast keine solchartigen Beweisuntersuchungen vorgenommen. Vergessen wir also die Zahl die uns die angeblichen Coronatoten angibt und bleiben vorsichtig mit nicht bewiesenen Behauptungen. Fragen Sie mal die Meinung Ihres Hausarztes ......... Wie gesagt, wenn ich Unrecht habe lasse ich mich gerne, aber nur mit stichhaltigen Beweisen vom Gegenteil überzeugen. Schönen Gruss und bis bald.

Clemi
11. Januar 2021 - 8.55

geehrte*r B.G., ob man eine grippe das ganze jahr über erwischen kann, weiss ich nicht. ich gehe mal davon aus, dass dies durchaus möglich ist. der corona-verlauf ist denke ich aber keineswegs mit einem "saisonalen grösseren umfang" zu vergleichen. tritt ein solcher grösserer saisonaler grippe-umfang bei der v.a. betroffenen bevölkerungsgruppe der alten menschen ein, sind mir allerdings keine überlasteten kliniken bekannt, keine särge die irgendwo behelfsmässig gestapelt werden, ... nichts davon. jedenfalls in den letzten 3 jahrzehnten. die jährliche grippewelle wird soweit ich weiss mehr oder weniger statistisch im nachhinein festgestellt, in dem (falls vorhanden) übersterblichkeit zu einer jahreszeit wo grippe vorherrscht ganz einfach dieser grippe zugeordnet wird. auch die genaue sterblichkeitsrate von corona wird man erst im nachhinein genau ermitteln können. vielleicht wird sie sogar bei 0,05% liegen (Sie scheinen auch ein*e spezialist*in zu sein). danke & gern geschehen

J.Scholer
11. Januar 2021 - 8.51

@BG: Eine Märe ist eine seltsame Erzählung, ein Märchen und wahrlich Covid ist Realität. Querdenker Ansichten gehören ins Land der Märchen, der Hexen, bösen Zauberer.

B.G.
11. Januar 2021 - 7.36

Geehrte @ Clemi . Wenn Sie als anerkannte Spezialistin des Coronavirus Recht haben , dann haben Sie eben Recht. Diese ganze Covid - Mär entbehrt wie Sie richtigerweise beweisen jeder Grundlage . Die westliche Welt , wie sie auch ausdrucksvoll und ebenso richtigerweise bemerken ,ist für ihre Forschungen bekannt und speziell für‘s Fingermachen sehr, sehr gefürchtet , was uns ja bekannterweise des öfteren von Schlimmeren bewahrt hat. In Ihrer Eigenschaft als sicherlich u.a.m. Spezialistin von Grippen , sollten Sie wissen , dass aus saisonalen Krankheiten öfters deren geworden sind die das ganze Jahr über bestehen aber nur saisonal in grösserem Umfang auftreten . Nichts zu danken , man lernt eben jeden Tag bei.

Clemi
10. Januar 2021 - 21.28

@B.G. darum: damit die westliche welt sich nicht gewundert hätte wieso wegen der grippe die gesundheitssysteme an ihre grenzen stossen und wieso die ansonsten saisonale grippe plötzlich das ganze jahr über akut ist. dann hätte die westliche welt geforscht, das virus entdeckt, und irgendwann vielleicht china den bösen finger gemacht "warum habt ihr nicht bescheid gesagt". oder so ähnlich. ihr kommentar entbehrt jedenfalls jeglicher grundlage.

Charel HILD
10. Januar 2021 - 13.46

Eng Fro: wéivill Schüler an Enseignant (a %) sinn dann elo virum Ufank vun der Schoul getest ginn? Dat war jo bekanntlech nees fakultativ.

B.G.
10. Januar 2021 - 9.30

Bei der jährlichen Grippe ,auch wenn diese schlimmer gewesen wäre , und mehr als 0,05 % Todesopfer gefordert hätte ,wäre von obigen Fragen und Ungereimtheiten keine Rede gewesen. Das Leben bei uns und auf unserem Planeten hätte seinen normalen Gang fortgesetzt . Stellt sich also die bekannte Gretchenfrage : WARUM haben die sonst über interne Angelegenheiten so schweigenden Chinesen , der übrigen Welt über einen neuartigen Grippevirus freundlicherweise Mitteilung gemacht ? An einer diebezüglicher Antwort lange zu « laborieren «  scheint mir so überflüssig wie ein Kropf zu sein , oder ?

J.Scholer
10. Januar 2021 - 9.26

@Prolet: Ich stimme Ihnen zu, gehe einen Schritt weiter ,sollte in den nächsten Wochen die Infektionszahlen, die Statistik der Toten in die Höhe schnellen , das Gesundheitssystem an seine Grenzen kommen ,zusammenbrechen, die Regierung trotz Warnungen der Wissenschaft versagt hat, sich ihrer Verantwortung bewusst werden , der Glaubwürdigkeit der Politik wegen , geschlossen zurücktreten. „ Die Gesundheit der Bürger setzt man im Interesse der Spaß-,Konsumgesellschaft nicht ,einem Glücksspiel gleich ,dem unberechenbaren Risiko aus.

Jessup
9. Januar 2021 - 18.13

You can't handle the truth!

de Prolet
9. Januar 2021 - 15.45

So gut sie die erste Welle gemanaged hat so chaotisch und unverständlich geht die Regierung jetzt vor. Wo überall im Ausland eine Verschärfung des Lockdowns durchgeführt wird, lockern wir hier die Einschränkungen resp. Massnahmen und führen ein Lockdown light ein. Das nennt man dann Kohärenz. Dieser Zickzackkurs verunsichert die Menschen mehr als er sie beruhigt und ist verantwortungslos und gefährlich obendrein.

J.Scholer
9. Januar 2021 - 11.58

Die Corona Politik dieser Regierung , politisches Gefolge kann man an der Aussage der grünen Politikerin Lorsche , das neue Gesetz sei mehr kohärent, weil die Kulturinstitutionen wieder öffnen umreißen.Spaß-,Konsumgesellschaft steht vor Gesundheit .Dem Schutz der Bürger , aber auch der Wirtschaft durch Vorsicht , Prävention der Infektionsgefahren noch mehr Schäden zu verhindern.Nach all den Aufrufen unserer politischen Führung ,mit betrübter Miene, den Tränen nahe...: “Schwäetz mir weg net méi vun Solidaritéit jiddfer Eenzelnen zielt,bleiw doheem, ech huelen des Politik net méi eecht.“