VerkehrssicherheitZeit für Reifenwechsel: „Mit Mitte Oktober macht man nichts falsch“

Verkehrssicherheit / Zeit für Reifenwechsel: „Mit Mitte Oktober macht man nichts falsch“
Selbst Hand anlegen oder für den Reifenwechsel doch lieber in die Werkstatt? So oder so ist Mitte Oktober der richtige Zeitpunkt für das Aufziehen der Winterreifen. Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Der Herbst ist in Luxemburg angekommen und wer nicht mit Allwetterreifen fährt, muss sich allmählich Gedanken über den Radwechsel machen. Vor allem, wenn man diesen selbst erledigt, gibt es einiges zu beachten. Die Experten des „Automobile Club du Luxembourg“ (ACL) verraten, wie es richtig geht und was häufige Fehler sind.

Der Sommer ist vorbei und mit dem Herbst kommen kühle Temperaturen und schmierige Straßen. Wer ein eigenes Auto besitzt oder sich um die Wartung eines Wagens kümmert, weiß: Der Reifenwechsel steht bevor. „Von O bis O“ – also von Oktober bis Ostern – meint dazu eine deutsche Faustregel. Auch der „Automobile Club du Luxembourg“ (ACL) empfiehlt, sich für den richtigen Zeitpunkt des Radwechsels an diesem Merkspruch zu orientieren. 

Laut Frank Maas vom „Automobile Club du Luxembourg“ (ACL) ist Mitte Oktober ein guter Zeitpunkt, um das Auto wintertauglich zu machen
Laut Frank Maas vom „Automobile Club du Luxembourg“ (ACL) ist Mitte Oktober ein guter Zeitpunkt, um das Auto wintertauglich zu machen Foto: Editpress/Hervé Montaigu

„Mit Mitte Oktober macht man ganz bestimmt nichts falsch. Aktuell haben wir bereits kühlere Temperaturen und der richtige Zeitpunkt hängt ja immer auch vom Wetter ab“, erklärt Frank Maas, Verantwortlicher des Diagnostik-Zentrums des ACL in Bartringen. Die Winterreifenpflicht ist im Großherzogtum nicht an ein festgelegtes Datum geknüpft, sondern ist von den Witterungsverhältnissen abhängig. Sobald draußen winterliche Bedingungen wie Glatteis, Reifglätte, Schnee oder Schneematsch herrschen, sind Winterreifen beziehungsweise Allwetterreifen Pflicht.  

Konkret empfehlen der ACL und die Luxemburger Polizei den Radwechsel ab dem Moment, wo das Quecksilber auf dem Thermometer unter sieben Grad Celsius fällt. Diese Woche war das im Großherzogtum bereits der Fall und soll laut staatlichem Wetterinstitut Meteolux in den kommenden Tagen noch häufiger vorkommen. Dass man vielleicht zu früh mit dem Reifenwechsel dran ist, darüber muss man sich laut Frank Maas keine Gedanken machen: „Sogar wenn es tagsüber noch 20 Grad wäre, würde sich der Straßenasphalt nicht so sehr erwärmen, dass es den Reifen schaden könnte.“

Weichere Reifen für mehr Grip

Bei Winterreifen ist das Gummi weicher. „Dadurch haften diese bei Kälte besser und verkürzen so den Bremsweg“, erklärt Frank Maas. Allwetterreifen empfiehlt der Experte nur, wenn das Fahrzeug eher unregelmäßig genutzt wird. „Wer jeden Tag mit dem Auto zur Arbeit fährt, sollte in der kalten Jahreszeit schon auf Winterreifen setzen.“ Die Reifen müssen laut Gesetz mit einem „M“ und einem „S“ versehen sein – eine Bezeichnung, die für „Mud and Snow“, also „Matsch und Schnee“, steht. Im Idealfall sind die Räder laut Frank Maas auch mit dem neueren Schneeflockensymbol gekennzeichnet.  

An einem solchen manuellen Profiltiefenmesser lässt sich ablesen, wie weit die Reifen bereits abgenutzt sind
An einem solchen manuellen Profiltiefenmesser lässt sich ablesen, wie weit die Reifen bereits abgenutzt sind Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Wenn die alten Reifen nun aus dem Keller geholt werden – in dem sie idealerweise trocken, dunkel und wegen des Gummis nicht in Nähe einer Heizung gelagert werden – gilt es, zuerst das Profil zu überprüfen. Gesetzlich festgehalten ist eine Profiltiefe von mindestens 1,6 Millimetern; ACL und Polizei empfehlen allerdings, Winterräder schon ab einer Resthöhe von vier Millimetern auszutauschen. Ein neuer Reifen hat übrigens eine Profiltiefe zwischen acht und neun Millimetern. Kontrollieren lässt sich die Tiefe am besten mit einem Profiltiefenmesser, den es im Fachhandel, aber auch an Tankstellen zu kaufen gibt. Das Messstäbchen wird an der dafür vorgesehenen und gekennzeichneten Stelle an den Reifen gehalten; der Wert kann dann ganz einfach abgelesen werden. 

Nach fünf Jahren sollten Reifen laut Frank Maas ersetzt werden – auch wenn diese nur wenig genutzt wurden, denn: „Das Gummi wird über die Jahre hart und verliert seine guten Eigenschaften.“ Sind die Reifen noch in Ordnung, steht man dann vor der Frage: In der Werkstatt aufziehen lassen oder selbst Hand anlegen? Für Letzteres sollten drei Bedingungen erfüllt sein: erstens genug Platz und eine ebene Stelle, um gefährliches Wegrollen zu vermeiden. „Kiesboden, auf dem der Wagenheber nicht fest steht, ist nicht ideal“, erklärt Frank Maas. Zweitens muss man natürlich das notwendige Werkzeug – Wagenheber, Radkreuz und Drehmomentschlüssel – besitzen, beziehungsweise es sich anschaffen oder ausleihen. Drittens gilt: „Man muss es sich zutrauen. Und natürlich den Reifen auch aufheben können, denn manchmal sind die richtig schwer.“

Reifenwechsel selbstgemacht

Bevor es mit dem Radwechsel losgeht, muss man im Auto einen Gang einlegen und die Handbremse ziehen. Oder bei Automatik in den Park-Modus schalten, wie Kfz-Mechaniker Alex Lanners beim Radwechsel an einem Auto im Diagnostik-Zentrum des ACL in Bartringen erklärt. „Mit dem Radkreuz lockert man dann die Schrauben, ohne diese ganz runter zu nehmen.“ An der dafür vorgesehenen Stelle – oft entsprechend gekennzeichnet – wird der Wagenheber angesetzt. „Das Auto muss gar nicht weit in die Luft, ein Zentimeter reicht oft schon“, erklärt Alex Lanners vom ACL. Erst wenn der Wagen nicht mehr am Boden steht, werden Schrauben und Reifen abgenommen.  

Alex Lanners vom ACL lockert die Schrauben mit dem Radkreuz, wenn das Auto noch gar nicht in der Luft ist – erst später werden die Schrauben ganz abgezogen
Alex Lanners vom ACL lockert die Schrauben mit dem Radkreuz, wenn das Auto noch gar nicht in der Luft ist – erst später werden die Schrauben ganz abgezogen Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Beim Aufziehen ist auf die richtige Laufrichtung der Räder zu achten – etwas, was viele Menschen laut ACL oft falsch machen. Die richtige Richtung ist in der Regel durch einen Pfeil auf dem Reifen angegeben. Mit dem Radkreuz werden die Schrauben festgedreht: „Handfest“, sagt Alex Lanners. Dann kann das Auto wieder zu Boden gelassen werden. Mit dem Drehmomentschlüssel werden die Schrauben dann nacheinander über Kreuz festgezogen – also in einer sternförmigen und nicht etwa kreisförmigen Reihenfolge. „So ist garantiert, dass sie schön gleichmäßig anliegen“, erklärt der Kfz-Mechaniker.

Der Drehmomentschlüssel kommt zum Einsatz, um die Schrauben festzuziehen. Ertönt ein Klicken, sitzen die Schrauben fest genug.
Der Drehmomentschlüssel kommt zum Einsatz, um die Schrauben festzuziehen. Ertönt ein Klicken, sitzen die Schrauben fest genug. Foto: Editpress/Hervé Montaigu

„Es hängt immer vom Hersteller ab, wie fest man diese anziehen soll. Manchmal ist es im Handbuch angegeben, falls nicht, kann man das in einer Werkstatt nachfragen“, erklärt Alex Lanners, der in seinem Berufsalltag oft erlebt, dass die Schrauben entweder zu fest oder nicht fest genug angezogen wurden. Diese können sich dann lösen, im schlimmsten Fall verliert man den Reifen. Das Klicken des Drehmomentschlüssels ist übrigens ein Signal dafür, dass die Schrauben fest sitzen. 

Sicherheit geht vor

Nach der Montage gilt es, den Reifendruck zu kontrollieren – zu Hause mit einem Kompressor sowie einer Messuhr oder dem entsprechenden Gerät an der Tankstelle. Zuletzt erinnert Alex Lanners noch daran, die Schrauben nach etwa 100 Kilometern Fahrt anzuziehen und gibt einen wichtigen Tipp: „Wer bei alldem zu unsicher ist, sollte besser in eine Werkstatt gehen. Viele machen das. Es geht hier schließlich um das, was uns sicher auf der Straße hält.“

Strafen bei Gesetzesverstößen

Sobald in Luxemburg winterliche Verhältnisse wie Glätte, Reifglätte, Schnee oder Schneematsch herrschen, sind Winterreifen beziehungsweise Allwetterreifen Pflicht. Diese müssen mit den kennzeichnenden Buchstaben „M“ und „S“ versehen sein. Das gilt für alle Autofahrer, die auf Luxemburger Straßen unterwegs sind – auch für Pendler und Menschen auf Durchreise. Bei Nichteinhaltung winkt eine Strafe von 74 Euro, außerdem muss das Auto stehen bleiben. Wer Reifen mit zu wenig Profil fährt und sich dabei erwischen lässt, muss 145 Euro zahlen und bekommt zudem zwei Punkte vom Führerschein abgezogen.

Wer nun sichergehen will, dass das eigene Auto gut für den Winter gerüstet ist, kann dies ab kommendem Montag kostenlos überprüfen lassen. Der ACL und die „Sécurité routière“ organisieren dann an verschiedenen Orten im Großherzogtum Kontrollstellen, an denen der Zustand von Reifen, aber auch Scheinwerfern und Autobatterie überprüft wird. Es muss kein Termin vereinbart werden, man kann einfach an den festgelegten Orten zwischen 10.30 und 18.00 Uhr vorbeifahren. Die Kampagne geht noch bis zum 18. November. Unter www.acl.lu und beim ACL in Bartringen gibt es mehr Informationen zu den Daten und Orten.