InternetsicherheitZehn Jahre Bee Secure: „Think before you click!“

Internetsicherheit / Zehn Jahre Bee Secure: „Think before you click!“
Bee Secure richtet sich primär an junge Menschen. Sie sollen im Umgang mit neuen Medien und Technologien geschult und für deren Gefahren sensibilisiert werden. Foto: Editpress/Didier Sylvestre

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Der digitale Wandel ist in vollem Gange, neue Technologien verändern die Art, wie wir uns informieren, wie wir kommunizieren, wie wir konsumieren – kurz: wie wir leben. Die Digitalisierung betrifft inzwischen sämtliche Aspekte unseres Alltags. Allerdings fällt es nicht immer leicht, mit den Entwicklungen auch wirklich Schritt zu halten. Zwar eröffnet das Netz viele Möglichkeiten, doch birgt es auch so manche Gefahren. Genau dort setzt Bee Secure an. Und das schon seit zehn Jahren. 

„Die Themen sind heute vielfältiger als noch vor zehn Jahren. Doch unsere Grundsätze sind die gleichen geblieben: ‚think before you click‘! Man sollte sich stets der Folgen bewusst sein, bevor man handelt“, erklärt Jeff Kaufmann, Sprecher des Luxemburger Internetsicherheitsportals Bee Secure. Aktuell feiert die Regierungsinitiative ihren zehnten Geburtstag. Den Kinderschuhen aber ist Bee Secure, das vom „Service national de la jeunesse“ (SNJ) und dem Kinder-Jugendtelefon (KJT) betrieben wird, längst entwachsen.

So spiegelt sich die Bedeutung des Internetsicherheitsportals allein schon in der Reichweite wider, die der Dienst innerhalb der Bevölkerung hat. Tatsächlich können fast sieben von zehn Bürgern etwas mit dem Begriff Bee Secure anfangen, jeder Sekundarschüler hatte schon mindestens einmal Kontakt mit dem Portal. Der Grund: In der 7e wird jeder Schüler des Landes obligatorisch von Bee Secure im sicheren Umgang mit neuen Technologien geschult.

„Unsere Hauptaufgabe ist die Sensibilisierung und Aufklärung junger Menschen im Umgang mit Handy, Internet und den neuen Technologien im Allgemeinen“, erklärt Jeff Kaufmann. Primär richten sich die Angebote an Kinder und Jugendliche. „Damit sie früh genug verstehen, wie man verantwortlich mit den neuen Medien umgeht“, so der Sprecher. Was aber nicht bedeutet, dass ältere Generationen außen vor gelassen werden: „Wir haben natürlich auch Informationen und Angebote, die das Umfeld der Kinder ansprechen – Eltern und Großeltern etwa, aber auch Lehrer, Betreuer und Erzieher.“

Diese Formate machen denn auch einen wesentlichen Teil der Arbeit bei Bee Secure aus. Laut Kaufmann handelt es sich dabei um das wichtigste Standbein des Dienstes und den Hauptgrund für den relativ hohen Bekanntheitsgrad. Neben den obligatorischen und fakultativen Ausbildungen in den Schulen bietet Bee Secure auch Weiterbildungen, Seminare und Themenrunden an, die sich an Eltern, Lehrer oder Erzieher richten. Mit dem Projekt „Silver Surfer“ soll überdies die ältere Generation angesprochen werden.

Untermauert werden Kaufmanns Ausführungen von den aktuellen Zahlen: 1.102 Ausbildungen wurden letztes Jahr durchgeführt, 492 davon in den Lyzeen des Landes. Die Eltern wurden 2019 mit 62 Informationsabenden angesprochen, während Erzieher und Lehrer in den Genuss von 36 Weiterbildungen kamen. Sechs Ausbildungen waren hingegen älteren Semestern vorbehalten. Zum Vergleich: Im ersten Jahr nach der Gründung kam Bee Secure immerhin schon auf 500 Ausbildungen, darunter 46 Elternabende und elf Weiterbildungen für Lehrer.

In den Grundschulen wurden insgesamt 456 Kurse abgehalten, in den „Maisons relais“ immerhin noch 23. „Wir sind uns zwar bewusst, dass soziale Medien etwa erst ab 13 Jahren genutzt werden dürfen, allerdings sollten wir uns der Wirklichkeit nicht verschließen“, erklärt Jeff Kaufmann. Fakt sei, dass auch viele Kinder im Netz unterwegs seien.

Helpline und Stopline

Unter der Nummer 8002 1234 betreibt Bee Secure die kostenlose Helpline. Dabei handelt es sich um eine anonyme und vertrauliche Anlaufstelle für Personen, die einer der vielen Gefahren im Netz zum Opfer gefallen sind oder einfach nur Informationen beziehen wollen. An erster Stelle handele es sich um Opfer von Cyberkriminalität, verrät der Sprecher von Bee Secure. Leider sei aber auch Cybermobbing ein Thema, das immer öfter auftrete.

2.355 Anrufe wurden schon auf der 8002 1234 entgegengenommen. Fast ein Fünftel davon allein im letzten Jahr: So baten 2019 insgesamt 514 Personen unter der Helpline anonym um Hilfe. 2011 waren es deren nur 39. Immer populärer wird auch das Kontaktformular im Netz: Letztes Jahr nutzten fast 450 Menschen diese Möglichkeit, um sich bei Bee Secure über spezifische Themen zu informieren.

Wer indessen im Netz auf dubiose Seiten und illegale Inhalte stößt, kann diese der Stopline melden. In erster Linie gehe es darum, sogenannte CSAM-Inhalte aufzustöbern und vom Netz zu nehmen, so Jeff Kaufmann. CSAM steht für „child sexual abuse material“, also Bilder und Videos von sexuell missbrauchten Kindern und minderjährigen Jugendlichen.

„Es können aber auch diskriminierende Inhalte gemeldet werden, die an Rassismus oder Revisionismus grenzen oder gar dem Terrorismus zugeordnet werden können“, so der Sprecher weiter. Das Stopline-Team nehme die Meldungen anschließend unter die Lupe und leite sie gegebenenfalls an die Behörden weiter. Mit der Polizei und der Staatsanwaltschaft stehe das Portal in einem ständigen Austausch. Auch international sei man deswegen gut vernetzt. So ist Bee Secure unter anderem der nationale Betreiber des „Safer Internet Center“.

Laut Bee-Secure-Sprecher Jeff Kaufmann hat die Darstellung sexuellen Missbrauchs von minderjährigen Kindern und Jugendlichen in den letzten Jahren enorm zugenommen im Netz
Laut Bee-Secure-Sprecher Jeff Kaufmann hat die Darstellung sexuellen Missbrauchs von minderjährigen Kindern und Jugendlichen in den letzten Jahren enorm zugenommen im Netz Foto: Editpress/Julien Garroy

Ständig online

Neben Cybermobbing habe in den letzten Jahren vor allem der sexuelle Missbrauch junger Menschen im Netz enorm zugenommen, so Kaufmann. „Auf das ganze Jahrzehnt gerechnet hatten wir 12.384 Meldungen, was CSAM-Inhalte angeht. Wobei die Häufigkeit in den letzten Jahren noch zugenommen hat“, erklärt der junge Mann. So gingen allein 2019 bei der Stopline 2.521 Links ein, die zu illegalen Seiten mit sexuellen Inhalten führten.

Ein Grund für die Zunahme illegaler Inhalte und ungewollter Angriffe ist das mobile Internet. Inzwischen sind Nutzer nämlich über Smartphones, Tablets und anderen Geräte ständig mit dem Netz verbunden. Ein Umstand, der natürlich auch Auswirkungen auf die Nutzung des Internets und deren Risiken hat. Deshalb wolle man künftig mehr Wert auf das Trend-Monitoring legen – sprich darauf, welche Trends künftig eine wichtige Rolle bei den Nutzern spielen.

So machen sich etwa immer mehr Menschen Gedanken über die Nutzung ihrer persönlichen Daten im Netz. Hatespeech und Desinformation seien hingegen Themen, die erst in den letzten Jahren an Gewicht gewonnen hätten, so Kaufmann. Auch bereite das Thema der Selbstdarstellung im Netz vielen Jugendlichen Kopfzerbrechen. Mit ihren Smartphones sind sie nämlich ständig online, haben die Instrumente zur Selbstdarstellung stets griffbereit. Sogenannte Influencer geben die Trends vor, die die Jugendlichen zu imitieren versuchen. Der Druck, gewisse Erwartungen zu erfüllen und mit persönlichen Inhalten „Likes“ zu sammeln, wird manchen Jugendlichen zu groß. Dazu kommt die Angst vor hasserfüllten Kommentaren unter den eigenen Bildern und Videos. „Hate beschäftigt ganz viele junge Menschen“, stellt Jeff Kaufmann fest.

Mit Broschüren und Faltblättern richtet sich Bee Secure an mehrere Zielgruppen. Auch konzentriert sich die Initiative jedes Jahr auf eine spezifische Kampagne. Letztes Jahr waren es Desinformation und Fake News, dieses Jahr Sexting und Sharenting. 
Mit Broschüren und Faltblättern richtet sich Bee Secure an mehrere Zielgruppen. Auch konzentriert sich die Initiative jedes Jahr auf eine spezifische Kampagne. Letztes Jahr waren es Desinformation und Fake News, dieses Jahr Sexting und Sharenting.  Foto: Editpress/Didier Sylvestre

Bee Secure geht mit der Zeit

„Wir mussten uns bei verschiedenen Themen auch umorientieren“, erklärt Kaufmann. Stichwort Passwort: „Vor zehn Jahren hieß es, das Passwort sei wie eine Zahnbürste, die man niemals verleiht und ständig auswechselt. Inzwischen aber raten wir den Leuten, ein richtig starkes Passwort erst dann zu wechseln, wenn es wirklich gefährdet ist. Waren es einst acht Zeichen, so raten wir heute zu mindestens zwölf, wenn nicht sogar zu einem ganzen Satz. Ersetzt man das E noch mit einer 3, dann hat man ein wirklich starkes Passwort“, erklärt der Sprecher von Bee Secure.

Zum zehnten Geburtstag hat sich Bee Secure eine neue Webseite zugelegt, die viel Wert auf Zugänglichkeit legt. Überhaupt wolle man dem Thema Inklusion künftig mehr Bedeutung zumessen, so Kaufmann. Außerdem sollen die Veröffentlichungen des Portals in Zukunft regelmäßig auch in Englisch oder Portugiesisch erscheinen, um ein noch größeres Publikum anzusprechen.

Ausgebaut wird ebenfalls die Zusammenarbeit mit externen Partnern. Die Nutzer werden nämlich immer jünger bzw. älter. Die künftigen Projekte sollen diesem Umstand Rechnung tragen. In diesem Sinne wolle man auch das Hauptstandbein der Initiative verbessern: Eine Mitarbeiterin wird sich allein der Qualitätskontrolle und dem Ausbau der Ausbildungen widmen.