KosovoZahlreiche NATO-Friedenssoldaten bei Ausschreitungen verletzt

Kosovo / Zahlreiche NATO-Friedenssoldaten bei Ausschreitungen verletzt
Die Zusammenstöße ereigneten sich am Montagnachmittag, als militante Serben gegen die Einsetzung neuer Bürgermeister in Zvecan und weiteren Gemeinden protestierten Foto: AFP

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Die Unruhen hatten sich über die letzten Tage hochgeschaukelt. Die Serben im nördlichen Landesteil wollen die Hoheit der kosovarischen Regierung nicht anerkennen. Nun griffen sie sogar die NATO-geführte Schutztruppe an.

Bei gewaltsamen Protesten ethnischer Serben infolge der Kommunalwahlen im Kosovo sind nach NATO-Angaben zahlreiche Soldaten der Kfor-Friedenstruppe verletzt worden. Die zum Schutz von Rathäusern eingesetzten Soldaten seien am Montag aus Menschenmengen heraus mit explodierenden Brandsätzen angegriffen worden, teilte die Kosovo Force (Kfor) der NATO mit.

Mehr als 30 Soldaten aus Italien und Ungarn hätten Knochenbrüche und Verbrennungen erlitten. Die aus ethnischen Albanern bestehende Polizei ging Augenzeugen zufolge mit Tränengas gegen die Proteste vor. Das serbische Staatsfernsehen berichtete, auch zwei Serben seien verletzt worden. Der italienische Außenminister Antonio Tajani sprach auf Twitter von 14 verletzten Italienern des KFOR-Kontingents. Drei von ihnen erlitten schwere Verwundungen, seien aber nicht in Lebensgefahr. Auch 20 ungarische KFOR-Soldaten seien unter den Verletzten, schrieb das Budapester Nachrichtenportal „hvg.hu“ unter Berufung auf diplomatische Kreise.

Die serbischen Demonstranten hatten versucht, in Zvecan in das Gebäude der Stadtverwaltung einzudringen. Die kosovarische Polizei setzte daraufhin Tränengas ein. KFOR-Soldaten schalteten sich ein und positionierten sich mit Schutzschilden und Stöcken zwischen der Polizei und den Demonstranten. Wie ein AFP-Reporter beobachtete, wurden die Soldaten daraufhin von den Demonstranten mit Steinen und Brandsätzen angegriffen.

Auf Telegram kursierten derweil Fotos von weißen Kfor-Jeeps mit dem in schwarzer Farbe aufgesprühten Buchstaben „Z“. Russland hat den Buchstaben seit Kriegsbeginn in der Ukraine zum Symbol für seine Invasion gemacht.

In höchster Gefechtsbereitschaft

Unterdessen versetzte das Nachbarland Serbien seine Streitkräfte in höchste Gefechtsbereitschaft, wie Verteidigungsminister Milos Vucevic mitteilte. Bereits am Freitag hatte der serbische Präsident Aleksandar Vucic Gefechtsbereitschaft angeordnet, allerdings zunächst auf einer niedrigeren Stufe.

Hintergrund des in den zuletzt wieder aufgeflammten Konflikts zwischen der serbischen Minderheit und der albanischen Mehrheit im Kosovo sind die Kommunalwahlen vom 23. April. Die Serben, die im nördlichen Landesteil die Mehrheit der Bevölkerung stellen, hatten die Wahlen boykottiert. In der Folge gewannen auch in mehrheitlich serbisch bewohnten Gemeinden albanische Bürgermeisterkandidaten. Zu deren Amtsantritten am Montag versammelten sich ethnische Serben zu Protesten.

Aus Protest gegen die Politik der albanischen Bevölkerungsgruppe hatten sich ethnische Serben bereits im vergangenen Jahr aus der Polizei und anderen öffentlichen Ämtern zurückgezogen. Der Kosovo hatte 2008 seine Unabhängigkeit von Serbien erklärt. Diese wird jedoch weder von Serbien noch von der serbischen Bevölkerungsgruppe im Kosovo anerkannt. Die von der NATO entsandte Kfor soll seit 1999 auf Basis eines UN-Mandats für Sicherheit in dem Land sorgen.  (AFP, Red.)