LuftfahrtZahl der Flüge immer noch unter Vor-Krisen-Niveau – Schnellere Besserung am Findel

Luftfahrt / Zahl der Flüge immer noch unter Vor-Krisen-Niveau – Schnellere Besserung am Findel
Für den Sektor der Luftfahrt ist die Corona-Krise noch lange nicht vorbei Foto: Christian Muller

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Auch wenn der harte Corona-Lockdown bereits mehr als ein Jahr in der Vergangenheit liegt und Luxemburgs Wirtschaft boomt wie seit vielen Jahren nicht mehr, ist die Krise im Fluggeschäft doch noch nicht vorbei. Jedoch hat sich die Lage am Findel bereits deutlicher verbessert als im europäischen Durchschnitt.

Um die Ausbreitung der Covid-19-Pandemie zu bremsen, haben Länder auf der ganzen Welt seit Anfang 2020 eine Reihe von restriktiven Maßnahmen ergriffen. Von diesen Einschränkungen wurde die Luftverkehrsbranche so stark getroffen wie kaum ein anderer Wirtschaftssektor. Europaweit war der Linienverkehr von März bis Mai 2020 praktisch zum Erliegen gekommen. Ein stattlicher Rückgang von mehr als 90 Prozent wurde bei den gewerblichen Flügen gemessen. 

In diesen beiden Monaten war es auch am Passagier-Terminal in Luxemburg sehr still. Nur Sonderflüge fanden statt, etwa Corona-bedingte Krankentransporte aus der Großregion. Ganze 26 Passagiere wurden im Monat April am Findel gezählt. In den Monaten Mai und Juni ging es wieder aufwärts, wenn auch nur ganz leicht (auf 1.808 bzw. 35.436 Passagiere). Zum Vergleich: In den Monaten Juni bis Oktober 2019 lag ihre Zahl bei über 400.000 pro Monat. 

Es ist eine Krise, wie sie die Luftfahrt seit dem Zweiten Weltkrieg nicht erlebt hat, so Flughafen-Direktor René Steinhaus letztes Jahr gegenüber dem Tageblatt. „Allen in der Luftfahrt geht es dreckig.“ Am Ende des Jahres 2020 hatte Findel dann schlussendlich ein Minus von 68 Prozent bei den Passagieren zu verzeichnen. Im Vorjahr konnte sich der Luxemburger Flughafen noch über einen neuen Rekord freuen: Insgesamt 4,42 Millionen Passagiere hatten in dem Jahr den Findel genutzt. Nun waren es 2020 nur noch 1,4 Millionen Passagiere, eine Zahl, wie sie zuletzt im Jahr 2003 verzeichnet wurde. 

Starker Rückgang bei Passagieren und Flügen

Vor allem bei Geschäftskunden und bei denen, die aus privaten Gründen in ein anderes Land fliegen, sei die Zahl der Passagiere überaus stark eingebrochen, schrieb die Luxair bei der Vorstellung der Halbjahreszahlen. Nur bei denjenigen, die aus Freizeitgründen in ein Flugzeug steigen, sei der Rückgang deutlich weniger ausgeprägt. 

Erst ab März 2021 zeigen die Zahlen europaweit wieder einen deutlicheren Trend nach oben. In dem Monat lag die Zahl der kommerziellen Flüge jedoch immer noch 71 Prozent unter ihrer Zahl vom Vorkrisenjahr 2019. Im Juni 2021 schrumpfte der Unterschied zu 2019 dann auf „nur“ noch 51 Prozent. Im August 2021 ist er gar auf 31 Prozent zurückgegangen, wie das statistische Amt Eurostat diese Woche mitgeteilt hat. Das Institut erkennt „Anzeichen einer Erholung“.

In absoluten Zahlen lag die Zahl der kommerziellen Flüge europaweit im August 2021 bei 479.000, verglichen mit 325.000 im August 2020 und 696.000 im August 2019. 

Schnellste Erholung in Griechenland

Es bleiben jedoch große Unterschiede von Land zu Land. Die EU-Staaten mit den geringsten Unterschieden zwischen August 2019 und August 2021 bei den kommerziellen Flügen waren Griechenland (minus 7 Prozent gegenüber August 2019), Rumänien (minus 18 Prozent) und Kroatien (minus 22 Prozent). In anderen Ländern jedoch ist die Zahl der Flüge immer noch nur halb so groß wie im Vorkrisenjahr 2019: etwa in Finnland (minus 60 Prozent gegenüber August 2019), Irland (minus 55 Prozent) und Slowenien (minus 54 Prozent).  

Luxemburg liegt, mit 23,5 Prozent weniger gewerblichen Flügen, bei den Ländern, die wieder annähernd so viele Flüge haben als vor Corona. In Deutschland liegt der Rückgang bei deutlich höheren 38,8 Prozent. 

Doch trotz der relativ guten Erholung ist die Jahre andauernde Rekordjagd des Luxemburger Flughafens jäh unterbrochen worden. Seit 2010 hatte der Findel jedes Jahr neue Rekorde bei den Passagierzahlen verkünden können. Und auch die Zukunftsaussichten sind etwas trüber geworden. Bis sich die Branche wieder erholt, könnte es einige Jahre dauern, schätzte René Steinhaus bereits letztes Jahr. Bis das Niveau von 2019 wieder erreicht werde, könne bis 2023 oder 2025 dauern. 

Anhaltender Boom in der Luftfracht

Ein ganz anderes Bild gibt es im Bereich der Luftfracht. Ihr Geschäft läuft prächtig. Mit Ausbruch der Pandemie – und den betreffenden Reiseschwierigkeiten – legte die Nachfrage nach Frachtraum in Flugzeugen zu. Ein deutliches Wachstum (um sechs Prozent auf 947.000 Tonnen) konnte bis Jahresende 2020 beim Frachtvolumen am Luxemburger Flughafen verzeichnet werden – obwohl das Jahr mau begonnen hatte. Das ist das historisch zweitbeste Ergebnis für den Findel. Nur 2018 konnten, mit 957.000 Tonnen, noch mehr Waren umgesetzt werden.  

Im Jahr 2021 bleibt Luftfracht ein gesuchtes Produkt. Allein im ersten Quartal wurden 265.149 Tonnen Fracht über den Findel abgewickelt, wie Zahlen von Eurostat zeigen. Das ist ein deutlicher Zuwachs zu den 197.609 Tonnen vom ersten Quartal 2020. Auch die Monate April und Mai (die letzten, für die Zahlen aus Luxemburg vorliegen) liegen mit je über 90.000 Tonnen deutlich über dem Volumen der Vorjahresmonate (über 70.000 Tonnen). 

Damit stehen die Chancen gut, dass 2021 ein historisches Rekordjahr für Fracht am Findel werden könnte. Die Cargolux darf sich wohl auf ein zweites Rekordjahr freuen. Auch die Luxair hatte bereits berichtet, dass die Luftfracht sich noch besser entwickle als erwartet. Das Cargo-Volumen sei in den ersten sechs Monaten 2021 um satte 31 Prozent in die Höhe gesprungen, so der Betreiber des Cargo-Centers.

Was Luftfracht angeht, bleibt der Findel somit europaweit an der Spitze der größten Fracht-Flughäfen. Nur über deutsche, französische, belgische und niederländische Flughäfen werden mehr Waren in die EU importiert als über Luxemburg. Mehr Produkte kommen Monat für Monat über den Findel als über alle Flughäfen Italiens, Spaniens oder Polens. 

Zahl der kommerziellen Flüge 2020 und 2021 in Europa
Zahl der kommerziellen Flüge 2020 und 2021 in Europa
Gewerbliche Flüge: Vergleich zwischen August 2019 und August 2021, prozentuale Veränderung
Gewerbliche Flüge: Vergleich zwischen August 2019 und August 2021, prozentuale Veränderung

Brandenbourger
18. September 2021 - 20.42

Da die Luxair schon in Boom-Jahren 20 Millionen Defizit hinlegt, wird das dann wohl endlich das Ende besiegeln.