SlangWoke, Cringe und Co.: Das bedeuten die neuen Schlagworte aus Netz und Medien

Slang / Woke, Cringe und Co.: Das bedeuten die neuen Schlagworte aus Netz und Medien
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Sprache ist ein dynamisches Konstrukt, ein soziales Phänomen. Sie dient den Menschen zur Einordnung der sie umgebenden Welt und – natürlich – der Verständigung. Dabei sind Sprachen längst nicht mehr an Landesgrenzen gebunden. Immer öfter tauchen im eigenen Umfeld auch fremde Begriffe auf, die sich scheinbar übergangslos via Netz im Sprachgebrauch etablieren. Oft sind es englische Wörter, die neue Phänomene beschreiben und mangels Alternativen in den klassischen oder sozialen Medien übernommen werden. Die gängigsten davon hat das Tageblatt herausgegriffen, um sie den Lesern in Form einer losen Serie näherzubringen. Zumindest, bis sich ein passender Begriff in der eigenen Landessprache durchsetzt.

Woke

„Woke“ ist die Vergangenheitsform des englischen Verbs „to wake“ und bedeutet „aufgewacht“. In den Vereinigten Staaten ist der Begriff schon seit Jahrzehnten im Umlauf. Der Ausdruck wird vor allem gebraucht, um ein „erwachtes“ Bewusstsein für soziale Ungerechtigkeit, Ungleichheiten und Rassismus zu beschreiben. Der Begriff wurde zunächst im Zuge der Black-Lives-Matter-Bewegung wiederbelebt, um Personen zu beschreiben, die sich für sensible, „politisch korrekte“ Themen engagieren. In den USA hat der Ausdruck inzwischen aber einen negativen Beigeschmack erhalten, da er vor allem von konservativen Gruppen genutzt wird, um (in ihren Augen) übertriebene liberale Gedanken und Ziele abzuwerten.


Cancel Culture

„Cancel Culture“ ist ein Begriff, der in den letzten Jahren verstärkt in der US-amerikanischen Politik angewendet wurde und – wie „woke“ – mit einer negativen Konnotation behaftet ist, um Handlungen der liberalen Seite abzuwerten. „Streich-Kultur“ kommt einer Übersetzung am nächsten. Gemeint ist damit der Versuch, ein vermeintliches Fehlverhalten, beleidigende oder diskriminierende Aussagen und Handlungen mit einem Boykott öffentlich zu ächten. Der Urheber wird damit „gestrichen“, also „gecancelt“. Konservative Kreise sprechen gerne von „Cancel Culture“, um entsprechende Reaktionen zu kritisieren, die der eigenen Auffassung nach übertrieben sind. Das Verb „canceln“ wird in einem ähnlichen Sinne auch im deutschen oder luxemburgischen Netzjargon gebraucht, allerdings ohne ideologischen Beigeschmack. Etwa, wenn man jemanden bloßstellt, überstimmt oder mit Argumenten zum Schweigen bringt.


Trigger

Im Netzjargon wird der Begriff „getriggert“ gerne benutzt, um Personen zu beschreiben, die sich von Beiträgen in den sozialen Netzwerken persönlich angegriffen fühlen
Im Netzjargon wird der Begriff „getriggert“ gerne benutzt, um Personen zu beschreiben, die sich von Beiträgen in den sozialen Netzwerken persönlich angegriffen fühlen Foto: Freepik.com

„Trigger“ ist das englische Wort für Auslöser. In der Psychologie sind Trigger sogenannte Hinweisreize, die an nicht verarbeitete Traumata erinnern und bestimmte Gefühle oder Reaktionen im Betrachter auslösen. Umgangssprachlich hat sich das Wort inzwischen aber auch im Deutschen und Luxemburgischen etabliert: „Getriggert“ ist eine Person, wenn sie stark emotional oder heftig auf eine Aussage oder ein Ereignis reagiert. Der Begriff wird vor allem im Netzjargon genutzt, um Nutzer zu beschreiben, die sich von einem Beitrag in den sozialen Netzwerken persönlich getroffen fühlen und entsprechend sensibel darauf reagieren.


Gaslighting

Beim Gaslighting versucht der Täter, sein Opfer über einen längeren Zeitraum von dessen Schuld zu überzeugen. Opfer zweifeln irgendwann am eigenen Verstand.
Beim Gaslighting versucht der Täter, sein Opfer über einen längeren Zeitraum von dessen Schuld zu überzeugen. Opfer zweifeln irgendwann am eigenen Verstand. Foto: Freepik.com

„Gaslighting“ stammt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt „Gasbeleuchtung“. Der Begriff stammt aus der Psychologie und bezeichnet eine Form von psychischer Gewalt, mit der ein Opfer gezielt manipuliert und verunsichert werden soll, um die eigene Wahrnehmung auf den Kopf zu stellen. Mit der Zeit beginnt das Opfer, an seinem Gedächtnis oder Verstand zu zweifeln. Oft werden auch Menschen aus dem sozialen Umfeld dazu gebracht, den Standpunkt des Täters zu bestätigen und die Aussagen des Opfers anzuzweifeln. Im Zuge der #MeToo-Bewegung wurde dieser Art des verdeckten Mobbings nach körperlichen oder sexuellen Übergriffen viel mehr Beachtung geschenkt. Vor diesem Hintergrund wird der Begriff auch in deutschsprachigen Medien verstärkt genutzt.


Karen

Karen ist ein weiblicher Vorname, der zum Leidwesen sämtlicher Trägerinnen vor allem in den USA zum Synonym für ignorante, nervige, unverschämte und unerträgliche Personen mittleren Alters geworden ist. Der Spottname hat seinen Ursprung in den sozialen Netzwerken und wird unabhängig vom Geschlecht verwendet. Zwar gibt es immer wieder Bestrebungen, auch ein männliches Pendant zu etablieren, jedoch scheint sich Karen sowohl für Frauen als auch für Männer („male Karen“) durchgesetzt zu haben. Karen hat eine überzogene Anspruchshaltung und glaubt, dass ihm/ihr bestimmte Dinge von Natur aus zustehen. Er oder sie liebt es, andere Menschen zurechtzuweisen und, wenn nötig, einen Manager anzufordern, um den eigenen Willen durchzusetzen.


Cringe

„Cringe“ ist das englische Äquivalent von Fremdschämen
„Cringe“ ist das englische Äquivalent von Fremdschämen Foto: Shutterstock/shurkin_son

„Cringe“ stammt aus dem Englischen und hat gleich mehrere Bedeutungen, etwa „kriechen“, „zusammenzucken“ oder „erschaudern“. Der Begriff hat sich vor allem umgangssprachlich durchgesetzt, um unglaublich peinliche Situationen oder Personen zu beschreiben, die Betrachter in Verlegenheit bringen. Man möchte eigentlich nur noch raus aus der Situation. In dem Sinn ist „cringe“ oder „cringy“ dabei, sich als Ausdruck des Fremdschämens auch in unserem Sprachgebrauch durchzusetzen.

Stiwi
19. August 2021 - 8.52

Ohne Klarheit in der Sprache, ist der Mensch nur ein Gartenzwerg